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Stell’ Dir vor, die Menschheit schafft sich ab und keiner merkt es. Es ist ein düsteres Szenario, das die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel in ihrem neuen Buch beschreibt: Eine Zukunft, in der die Menschen aufgehört haben, als biologische Lebensform zu existieren.

Rezension: Ralf Krauter |
    Allein ihre Ideen und Gedanken leben fort, gespeichert auf den Festplatten eines globalen Computernetzes. Dessen Algorithmen nahmen vor geraumer Zeit das Heft in die Hand und erklärten Homo sapiens zum Auslaufmodell. Der Plot erinnert stark an die Science Fiction-Trilogie "Matrix". Doch anders als dort leisten die Menschen bei Miriam Meckel kaum Widerstand gegen die Machtübernahme der Maschinen.

    Wie konnte es soweit kommen? Es war ein schleichender Übergang, bei dem Computerprogramme, die Menschen einst erschufen, damit sie ihnen das Leben erleichtern, sich selbstständig optimiert und vernetzt haben und dann das Ruder übernahmen. "Next" schildert die epochale Wende von der "Körperzeit" zur "Systemzeit", wo physische und virtuelle Realität so verschmelzen, dass Menschen obsolet sind, aus der Sicht von Gewinnern und Verlierern. Das Beklemmende daran: Die Saat für die fiktive Herrschaft der Elektronengehirne existiert in der Realität bereits heute. Und zwar in Form sozialer Netzwerke und digitaler Persönlichkeitsprofile. Miriam Meckel nimmt diese aktuellen Entwicklungen als Ausgangspunkt und überlegt, wohin sie einmal führen könnten.

    Nicht alles, was ihr dabei so einfällt, überzeugt. Und leider ist das Buch auch stilistisch ein harter Brocken. Aber: Es lohnt trotzdem, sich durchzubeißen. Denn "Next" liefert Denkanstöße, die selbst so manchen "digital native" ins Grübeln bringen könnten, wieviel persönliche Informationen er online preisgeben mag. Keine leichte Kost, aber ein visionäres Buch, das wachrütteln will und kann und deshalb viele Leser verdient hat.

    Miriam Meckel: Next. Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns
    ISBN 978-3-498-04523-4
    Rowohlt-Verlag, 316 Seiten, Euro 19,95