Die Auswahl der besten Football-Talente erinnert manchmal an einen "Sklavenmarkt", manchmal an das hektische Gefeilsche auf dem Börsenparkett und gleichzeitig gibt es nirgendwo in Amerika so viel Sozialismus wie beim NFL-Draft. Denn die Spielregeln sind seit der ersten Talente-Auswahl in den dreißiger Jahren so, dass sich die schlechtesten Mannschaften der Vorjahres-Saison als erstes die besten College-Talente aussuchen dürfen.
Damit will die National Football League vermeiden, dass wenige reiche Teams zu dominant werden und immer wieder den Super Bowl gewinnen. Auf die Fußball-Bundesliga übertragen hieße das: nicht Bayern München oder Borussia Dortmund dürften sich die besten Nachwuchstalente schnappen, sondern Darmstadt, Ingolstadt oder Augsburg.
Live-Übertragung unter freiem Himmel
In diesem Jahr verspricht das Spektakel noch größer als sonst zu sein. Erstmals findet der NFL-Draft unter freiem Himmel statt: und zwar in Philadelphia vor der Kulisse des weltberühmten Kunstmuseums.
Wo einst Silvester Stallone als Boxer "Rocky Balboa" die Stufen zum Kunstmuseum hochlief, ist nun eine riesige Bühne aufgebaut. Über 200.000 Football-Fans werden bis Samstag in der Stadt der brüderlichen Liebe erwartet, um die Versteigerung der künftigen Football-Stars zu erleben. Über 40 Millionen Amerikaner schauen sich das Spektakel im Fernsehen an.
In diesem Jahr dürfen sich die "Cleveland Browns" als schlechteste Vorjahres-Mannschaft den besten College-Spieler aussuchen. Im vergangenen Jahr waren es die "LA Rams". Für wen sich die Teams entschieden haben, wird traditionell vom Chef der National Football League, Roger Goodell verkündet: "Mit der ersten Auswahl des NFL-Drafts 2016 haben sich die LA Rams für Jared Goff entschieden, den Quarterback aus Kalifornien."
Millionenverträge winken
Die Experten vermuten, dass sich die "Cleveland Browns" für das derzeit größte Quarterback-Talent Amerikas entscheiden: Mitch Trubisky von der University of North Carolina. Die Nachwuchsspieler, die als erste verpflichtet werden, bekommen besonders gut dotierte Millionenverträge.
Doch auch jene, die bis zum dritten Tag übrig bleiben und für die sich erst ganz am Ende ein Profi-Team erbarmt, dürfen hoffen. Denn nicht immer entpuppen sich die ersten "Picks" beim Nachwuchs-Draft in den Folgejahren als das große Los.
Und umgekehrt gibt es viele Beispiele zunächst verschmähter Talente, die später zu Superstars wurden: Aaron Rodgers, heute einer der besten Spielmacher der NFL, wurde im Draft 2005 erst an 24. Stelle von den Green Bay Packers ausgesucht.