American Football in Afrika
Wie die NFL in Ghana Nachwuchsarbeit betreibt

Mehr als 100 Spieler mit afrikanischen Wurzeln spielen in der amerikanischen Football-Liga NFL. Die Liga wirbt massiv um neue Nachwuchstalente und fängt sogar bei den ganz kleinen an. In Ghana beispielsweise rüstet sie den Schulsport aus.

Von Julian Hilgers |
    Thomas Incoom springt mit ausgestreckten Armen in seinen Gegenspieler.
    NFL-Spieler Thomas Incoom (rechts) ist in Ghana geboren. Als Verteidiger bei den Carolina Panthers erwischt er hier einen Gegenspieler. (picture alliance / ZUMAPRESS.com / Mike Wulf)
    Pause an der Al Waleed Gesamtschule in Ghanas Hauptstadt Accra. Für einige Schüler startet gleich das Highlight des Schultages. Denn in der nächsten Stunde steht Flag Football auf dem Stundenplan. „Ich mag Football. Wenn ich spiele, bin ich immer glücklich. Es ist meine Leidenschaft und das, was ich in Zukunft spielen möchte“, sagt etwa der zwölfjährige Abdul.
    Gemeinsam mit den anderen Kindern aus der Football-Gruppe läuft er in Sportklamotten auf einen großen Schotterplatz vor der Schule. Kurz wärmt sich die Gruppe mit Lauf- und Fangspielen auf, dann geht´s auch schon ins Spiel.

    Nahezu unbekannter Sport

    Beim Flag Football werden die Spieler nicht durch Körperkontakt, sondern durch das Herabziehen einer Flagge am Gürtel gestoppt. Für die Schule genau das Richtige.
    Doch in Ghana kennt bisher eigentlich fast niemand American Football. Vor seinen Freunden außerhalb der Schule muss sich Abdul deshalb immer wieder rechtfertigen: „Sie sagen, ich wüsste gar nicht, was ich da tue. Sie spielen alle Fußball Ich wusste nicht, dass es ein Spiel wie Flag Football gibt. Als es dann an unsere Schule kam, war ich überrascht.“
    Die Al Waleed Schule ist eine von 20 in Accra, die am Flag Football Programm der amerikanischen Profiliga NFL teilnehmen. Die Liga stellt den Schulen Bälle und Flaggen zur Verfügung, die sich sonst gar nicht leisten könnten, erklärt Direktorin Eva Edna:
    “Nein, das wäre eine große Herausforderung, denn wir haben keine Mittel, wenn uns nicht andere Leute unterstützen. Meine Schule profitiert sehr davon. Die Schüler brauchen die Spiele im Freien. Das steht im Lehrplan. Und auf dem Feld können einige auch ihr Potenzial zeigen.“

    NFL will Spieler aus Afrika – und den Markt erschließen

    Ganz uneigennützig ist die Förderung aber natürlich nicht. Die NFL sieht als umsatzstärkste Sportliga der Welt in Ghana und dem ganzen afrikanischen Kontinent enormes Potenzial für den Sport. „Natürlich wollen wir Flagfootball und die NFL global etablieren“, erklärt Afia Law von der NFL am Telefon. „Wir wollen, dass der Sport Länder auf der ganzen Welt erreicht und dass die Menschen unseren Sport genießen, daran teilnehmen und sich Spiele anschauen.“
    Vor dem Super Bowl im vergangenen Jahr drehte die NFL einen aufwändigen Werbespot in Accra. Seitdem nimmt das Interesse am Sport in Ghana tatsächlich spürbar zu. Das beobachtet auch Hamza Jibril, Vizepräsident des American Football Verbandes in Ghana: „Es gibt wirklich ein großes Potenzial für Sportler aus Ghana, in der NFL zu spielen. Wir haben jetzt schon etwa 15 Spieler in der NFL, die aus Ghana kommen oder ursprünglich aus Ghana stammen, aber in den USA geboren wurden.“

    Profitum als Weg aus der Armut

    Am Rande eines Sportplatzes an der Universität von Accra trainieren die erwachsenen Spieler für ihren Traum von der NFL. Vier Mannschaften gibt es inzwischen alleine in der Hauptstadt. Auch Mateen ist schon dabei, mit gerade mal 15 Jahren: „Wo ich herkomme, ist es nicht gut, wir haben kein Geld. Wenn ich Profi werde, kann ich mich um meine Familien und die Leute drum herum kümmern. Also ja, ich will Profi werden, um meinen Familien zu helfen.“
    Der Weg in die NFL ist hart. Über den sogenannten International Player Pathway, ein Programm zur Förderung ausländischer Spieler, könnten es vielversprechende Talente aus Ghana in die NFL schaffen. Dafür, so Vize-Verbandschef Jibril, werden sich in Zukunft die Trainingsbedingungen verbessern. Die sind noch alles andere als professionell: „Wir hoffen, dass wir ein eigenes Feld bekommen, also eins extra für Football, denn alle Felder, die wir haben, sind Fußballfelder, aber wir haben improvisiert. Wir wollen in naher Zukunft zum Tackle-Football übergehen, aber die Herausforderung beim Tackle ist die Ausrüstung und die hohen Kosten dafür.“
    Alleine professionelle Helme kosten mehrere Hundert Dollar. Für die meisten Spieler in Ghana unbezahlbar. Der Verband arbeitet trotzdem daran, American Football im Land weiter zu etablieren. In diesem Jahr soll zum ersten Mal ein landesweite Meisterschaft ausgetragen werden.