USA
NFL-Star Tyreek Hill entfacht neue Polizei-Debatte

Kurz vor dem Spiel seiner Miami Dolphins wird Wide-Receiver Tyreek Hill von einer Polizeistreife aus dem Auto gezerrt und zu Boden gedrückt. Daran entzündet sich in den USA eine neue Debatte rund um Polizeigewalt gegen Schwarze.

Von Julian Tilders |
Jayleen Waddle hält seinem Mitspieler Tyreek Hill die Hände auf den Rücken, als würde er Hill Handschellen anlegen. Die beiden stehen in einem Football-Stadion, im Hintergrund feiern Fans den Punktgewinn.
Tyreek Hill feiert seinen Touchdown mit einer Handschellen-Geste - nur kurz vorher wurde er von einer Polizeistreife aufgegriffen. (IMAGO / USA TODAY Network / IMAGO / Sam Navarro)
Mit seinem Touchdown über 80 Yards hat der Wide Receiver der Miami Dolphins, Tyreek Hill, sein Team am ersten Spieltag zurück ins Spiel gegen die Jacksonville Jaguars gebracht. Er feierte diese Punkte mit einer Geste, die schon andeutet, dass an diesem Spieltag für ihn gar nichts normal ist: Er verschränkt die Arme hinter seinem Rücken und lässt sich von seinem Mitspieler Jaylen Waddle symbolisch Handschellen anlegen.
Um das zu verstehen, muss man ein paar Stunden zurückspulen.

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Auf dem Weg zum Stadion wurde Tyreek Hill bei einer Verkehrskontrolle von der Polizei kurzzeitig festgehalten, wegen „rücksichtslosen Fahrverhaltens“, so später die Begründung der Polizei.

Bodycam zeigt hartes Vorgehen der Polizisten

Aber seit Montagabend US-amerikanischer Zeit sind die Bodycam-Aufnahmen im Internet einsehbar – und die schlagen hohe Wellen. Sie zeigen, wie Hill sein Fenster beim Wortwechsel mit einem Polizisten nicht ganz runterlassen will – dann wird er mit Gewalt aus dem Auto gezerrt.
„Es ist verrückt, alles ist so schnell gegangen. Ich konnte gar nicht so schnell verstehen, was passiert ist. Es war verrückt“, sagt Hill später bei CNN.
Die Bilder zeigen, wie die Polizisten ihn auf den Boden drücken, ihm Handschellen anlegen. Vier Polizisten halten ihn fest. In einer weiteren Szene ist später zu sehen, wie Tyreek Hill von einem weiteren Beamten gezwungen wird, sich auf den Bordstein zu setzen.

"Wenn ich nicht Tyreek Hill wäre..."

Der NFL-Star betont: "Ich wollte keine Szene machen. Ich wollte einfach nur den Strafzettel bekommen und weiterfahren, einen schönen Sonntag haben. Ich war so nah beim Stadion. Aber hat der Polizist mich angeschrien und gesagt, ich solle aus dem Auto aussteigen, und dass er mich aus dem Auto zerren wolle. Und von da ist alles passiert."
Tyreek Hill ist schockiert. Und er fragt sich: Was wäre gewesen, wenn? „Ich mag es nicht so zu sprechen, aber es ist die Wahrheit: Wenn ich nicht Tyreek Hill wäre, hätten wir jetzt vielleicht andere Artikel. Vielleicht: 'Tyreek Hill vor Hard Rock Stadium erschossen.'"

Erinnerungen an George Floyd

Hill spricht es nicht aus, aber natürlich steckt dahinter der Gedanke an den Mord an George Floyd durch Polizeigewalt, der 2020 um die Welt ging. Polizeigewalt gegen Schwarze – das macht in den USA vielen Angst.
Die Miami Dolphins haben das Verhalten der Polizisten als unverhältnismäßig hart kritisiert. "Wir sind traurig über das übermäßig aggressive und gewalttätige Verhalten der Polizeibeamten", hieß es in einem Statement der Dolphins: "Es ist sowohl ärgerlich als auch herzzerreißend zu sehen, wie genau die Menschen, denen wir vertrauen, dass sie unsere Gemeinschaft beschützen, solch unnötige Gewalt und Feindseligkeit gegenüber diesen Spielern anwenden."

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Dass Tyreek Hill nicht kooperiert habe, ist später die Begründung der Polizei für ihr Verhalten. Tyreek Hills Anwalt Julius Collins sieht das aber ganz anders und verweist auf das Video von der Bodycam: „Man sieht, wie er die Hände hochhält, um zu zeigen, dass er keine Waffe hält, dass er keine Gefahr ist. Man sieht, wie er mit den Officers kooperiert. Also was das offizielle Statement der Gewerkschaft angeht: Dieses Video widerspricht allem, was sie sagen.“
Der Vorfall wird den US-Football noch länger beschäftigen - Tyreek Hills Agent Drew Rosenhaus hat angekündigt, rechtliche Schritte einzuleiten. Die Polizei in Miami hat ebenfalls eine Untersuchung angekündigt.