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Super Bowl
Warum die NFL ihr Engagement in Afrika ausweitet

Die NFL setzt bei ihrem Wachstumskurs vor allem auf den afrikanischen Kontinent. Schon jetzt spielen mehr als 100 Spieler afrikanischer Herkunft in der NFL. Die NFL will in Afrika aber nicht nur Talente, sondern auch neue Fans für sich gewinnen.

Von Julian Hilgers | 11.02.2023
Osi Umenyiora (r.) 2021 mit dem Quarterback der Atlanta Falcons, Matt Ryan
Osi Umenyiora (r.) 2021 mit dem Quarterback der Atlanta Falcons, Matt Ryan (imago images / Pro Sports Images / Dennis Goodwin via www.imago-images.de)
American Football soll das Leben vieler junger Menschen in Afrika verändern. Das verspricht Ex-NFL-Profi Osi Umenyiora in einem aufwendig produzierten Image-Film der amerikanischen Profiliga NFL. Umenyiora ist Sohn einer Nigerianerin und gilt mit zwei Super Bowl Titeln als wohl erfolgreichster Footballer mit afrikanischer Herkunft aller Zeiten.

Afrika soll zur Talentschmiede für die NFL-Teams werden

Seine aktive Karriere hat er beendet, im vergangenen Sommer organisierte Umenyiora in Ghana das erste offizielle Event der NFL auf dem afrikanischen Kontinent: Ein Camp, um junge Talente zu identifizieren. "Wir haben mehr als 100 Spieler afrikanischer Herkunft in der NFL. Das sind fast zehn Prozent aller Spieler. Wie können zehn Prozent aus einer bestimmten Region kommen, aber niemand tut dort etwas. Das macht keinen Sinn. Deshalb mussten wir es angehen", sagt Umenyiora im Film.
Der afrikanische Kontinent soll langfristig zur Talentschmiede für die NFL-Teams in den USA werden. Das Camp in Ghana war dabei erst der Anfang. "Es wird aber auch in Zukunft weitere Events geben, in Nigeria, Südafrika und in Kenia. Dort will man eben die Talente entdecken, finden und fördern. Im ersten Schritt kommen dann viele, zumindest die jüngeren Talente, auf die NFL-Akademie in London", sagt der Sportjournalist und NFL-Experte Dominik Rosing.

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Nigeria gilt als Vorreiter für American Football in Afrika

Dort erwartet die Nachwuchsspieler, vergleichbar mit amerikanischen Highschools, neben dem Schulunterricht ein dicht getaktetes Football-Programm mit Taktik oder Kraft-Training. Über den sogenannten International Player Pathway, ein Programm zur Förderung ausländischer Spieler, sollen es die Talente dann in die NFL schaffen. Wie viele Spieler in der Liga schon heute nicht aus den USA stammen, hätten viele Fans erst in dieser Saison bemerkt.
"Die NFL hat nämlich eingeführt, dass ausländische Spieler Flagge ihres Herkunftslandes auf dem Helm tragen durften. Und da hat man eindrucksvoll gesehen, welche Länder in der NFL repräsentiert sind. Und da ist der größte Anteil aus Nigeria, 59 Spieler sind es hier. Zum Vergleich: Die Spieler mit deutschen Wurzeln sind insgesamt 11", erklärt Rosing.
Das Beispiel Nigeria zeigt, wie sich American Football auf dem afrikanischen Kontinent ausbreitet. 2019 wurde dort die American Football Association of Nigeria gegründet. Inzwischen gibt es mehr als 200 Teams im Land, die meisten sind an Schulen gekoppelt.

Mehr Aufmerksamkeit, Professionalität und Geld für Football in Nigeria

"Wir wollten die zweite Saison eigentlich schon starten. Aber wir mussten es verschieben, weil wir mehr Geld brauchen. Wir haben Probleme dabei Ausrüstung zu bekommen. Wir wären sonst wahrscheinlich schon eines der wichtigsten Länder für American Football in der Welt. Denn ich sag euch: Jeder hier will es spielen", sagt Lawrence Ojaideh, Sprecher der Organisation.
Mehr Aufmerksamkeit, Professionalität und vor allem mehr Geld für den Football in Nigeria soll nun durch die Zusammenarbeit mit der NFL kommen. "Die NFL hat sich bei uns gemeldet. Wir hatten zwei oder drei Treffen. Sie wollen nach Nigeria kommen. Das wird den American Football Markt hier beflügeln", erklärt Ojaideh.

NFL will in Afrika neue Fans und Märkte gewinnen

Der Markt ist das, worum es der NFL neben der Förderung von Talenten eigentlich gehen dürfte. 2022 machte die Liga einen Umsatz von rund 17 Milliarden Euro. Und sie will weiter wachsen. "Die NFL versteht es eigentlich wie keine zweite Sportliga der Welt, internationale Märkte zu erschließen. Die NFL weiß ganz genau, dass sich Afrika in den nächsten Jahren sehr, sehr stark entwickeln wird und das heißt, da sind viele potenzielle Zuschauer", erklärt Sportjournalist Dominik Rosing.
Alleine Nigerias Bevölkerung soll sich bis 2050 beinahe verdoppeln – auf dann mehr als 400 Millionen Einwohner und potenzielle Footballfans. "Eine der großen Dinge, die wir hoffen, ist, dass eigene Stadien für American Football gebaut werden. Und wir möglicherweise internationale Spiele ausrichten können und es Mannschaften gibt, die gegen Teams wie die Patriots oder Tampa Bay antreten können", sagt der Mitgründer des nigerianischen Football Verbands, Seye Obatolu.
Bis solche großen Teams der NFL wirklich auf dem afrikanischen Kontinent spielen, dürfte es noch viele Jahre dauern. Der Game Pass der NFL, um alle Spiele und nun auch den Super Bowl live zu verfolgen, ist aber schon jetzt in fast allen afrikanischen Ländern verfügbar.