Für John "JJ" Peterka passt vor dem Saisonauftakt der Nordamerikanischen Eishockeyliga (NHL) viel zusammen. Zuletzt spielte er mit seinen Buffalo Sabres in einem Testspiel gegen seine ehemalige Mannschaft – den EHC Red Bull München aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL). München weihte mit dem Spiel und großem Spektakel die neuen SAP-Gardens ein, eine Mehrzweckhalle im Münchner Olympiapark, in der auch die Basketballer von Bayern München spielen.
Deutsche Eishockey-Fans können die Spiele der NHL sonst nur im TV oder Internet live verfolgen, die Begegnungen finden außerdem zumeist dann statt, wenn in Deutschland tiefste Nacht ist. NHL-Trikots gehören in den Eishockey-Hallen hierzulande neben den Trikots der eigenen Lieblingsteams dennoch zur beliebten Kleidung bei vielen Fans. Aus NHL-Marketingsicht waren mit dem Freundschaftsspiel zwischen den Sabres und München gleich zwei finanzkräftige Sponsoren (Red Bull und SAP) und mit Deutschland der potenziell größte europäische Markt bedient.
NHL bedient mit Übersee-Ligaspiel großen Markt
Nach einem öffentlichkeitswirksamen Besuch des Oktoberfestes sind Peterka und die Sabres mittlerweile nach Tschechien weitergezogen. Dort werden sie am Freitag (4.10.) gegen die New Jersey Devils die reguläre Saison der NHL eröffnen.
In Nordamerika werden sich das um 13 Uhr Ortszeit an der Ostküste und 10 Uhr morgens am Pazifik wohl nur sehr wenige Menschen im Fernsehen live ansehen. Stattdessen bedient die Liga damit einen anderen, großen Eishockey-Markt: Europa. Aus Tschechien stammen 32 aktuell gelistete NHL-Spieler. Damit liegt das Land nach Kanada, den USA, Schweden, Russland und Finnland auf Platz sechs. Die tschechischen Männer sind im Mai im eigenen Land Weltmeister geworden und haben damit den Status der beliebtesten Sportart des Landes weiter gefestigt. Deutschland liegt in diesem Ranking mit acht NHL-Profis auf Platz acht.
Keine größeren Proteste in USA gegen Europa-Auftakt
Und in den USA? Da gibt es zumindest keine größeren Proteste gegen die Spiele der heimischen Teams im Ausland. Dafür gibt es offensichtliche Gründe: Abgesehen von einigen sehr traditionellen Mannschaften werden Sportteams gerne mal an andere Ort verschoben – oder aufgelöst und neu gegründet.
Aktuelles Beispiel in der NHL: Utah ist kurzfristig neuer Standort der Spieler, die in der vergangenen Saison noch als Arizona Coyotes spielten – 1.000 Kilometer werden wohl nur die wenigsten Fans aus Phoenix zu den Heimspielen anreisen wollen. Die Bindung an die Teams ist aufgrund solcher Aktionen oftmals weniger stark.
Franchise-System: Auftritte im Ausland weitgehend normalisiert
Grund dafür ist wiederum das Franchise-System: Die Mannschaften gehören nicht zu Vereinen, sondern sind Bestandteil der Liga und gehören einzelnen Besitzern oder Firmen. Das ist in allen US-Sportarten üblich. So gab es im Baseball schon im 19. Jahrhundert zwei Stadtteil-Mannschaften in New York: die Brooklyn Dodgers und die New York Giants aus Manhattan. 1957 wurden sie mitsamt ihrer Rivalität an die Westküste verpflanzt und firmieren seitdem als Los Angeles Dodgers und San Francisco Giants.
Das Franchise-System, bei dem sich Mannschaftsbesitzer durchaus Profite versprechen, führt auch dazu, dass Spiele im Ausland für die Teams schon lange zum Geschäft gehören. Damit sollen neue Märkte erschlossen und neue Fans – beziehungsweise Kunden – erreicht werden.
Ligaspiele von US-Teams in Europa: NHL als Nachzüglerin
Mit den Detroit Red Wings und den Montreal Canadiens reisten schon 1938 die ersten NHL-Teams nach Europa, um mit Spielen in London, Brighton und Paris für sich zu werben.
Reguläre Ligaspiele gibt es aber erst seit 2007 außerhalb Nordamerikas. Im selben Jahr trug erstmals auch die National Football League (NFL) Saisonspiele in London aus. Die National Basketball Association (NBA) (1990) und die Major League Baseball (MLB) (1996) waren noch früher dran. Alle großen amerikanischen Profiligen lassen also mittlerweile auch im Ausland reguläre Partien spielen.
Deutsche Eishockeyprofis sind NHL-Topverdiener
Die NHL kann in Deutschland mittlerweile mit mehreren deutschen Top-Stars werben – die auch große Profiteure des US-Sports und seiner Marketingaktivitäten sind. So könnte "JJ" Peterka im nächsten Jahr mit einem langfristigen Vertrag zu den Topverdienern bei den Buffalo Sabres aufsteigen.
Neben Superstar Leon Draisatl, der bei den Edmonton Oilers 2025 wohl zum bestbezahlten Spieler der NHL wird, gehören auch Moritz Seider bei den Detroit Red Wings und Tim Stützle bei den Ottawa Senators zu den Topverdienern ihrer Teams. Parallel zu Peterkas Spielen in Prag laufen bei ihnen noch Trainings- oder die sportlich unbedeutenden Pre-Season-Spiele.
Alle drei werden wie Nico Sturm (San Jose Sharks) erst am 9. und 10. Oktober in den Ligabetrieb einsteigen. Zur Saisonpremiere in Nordamerika am 8.10. sind alle übrigen deutschen Spieler auf dem Eis: Maksymilian Szuber spielt mit Utah im ersten Heimspiel gegen Lukas Reichel und die Chicago Blackhawks. Torwart Philipp Grubauer trifft mit den Seattle Kraken auf die Saint Louis Blues.
"JJ" Peterka und alle weiteren Beteiligten des Saisonauftakts haben fünf Tage Zeit für die Rückreise aus Prag – und die anschließende Bekämpfung des Jetlags.