"Breaking new ground" (BNG2027) lautet das Motto der Bewerbung der Niederlande, Belgiens und Deutschlands um die Ausrichtung der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft 2027. Dabei stehen die Initialen auch symbolisch für die drei beteiligten Nationen. Über anderthalb Jahre hinweg haben sich die Länder intensiv darauf vorbereitet und nun das "Bidbook" – die erforderlichen Bewerbungsunterlagen – eingereicht. Parallel dazu gestaltet der DFB einen Neuanfang im Frauenfußball.
Inhalt
- Warum bewirbt sich Deutschland für die WM 2027 mit noch zwei Partnerländern?
- Welche Konkurrenz gibt es um die Frauen-WM 2027 für Deutschland?
- Wann fällt die Entscheidung, wer die WM 2027 ausrichten darf?
- Welche Chancen hat die deutsche Bewerbung?
- Nia Künzer wird DFB-Sportdirektorin Frauenfußball - warum gibt es diese neue Position?
- Welche Voraussetzungen bringt Nia Künzer für den neuen Job mit?
Warum bewirbt sich Deutschland für die WM 2027 mit noch zwei Partnerländern?
Die Initiative zur Ausrichtung der Frauenfußball-Weltmeisterschaft kam von den Niederlanden. Nach dem Erfolg bei der Ausrichtung der Europameisterschaft 2017 hat der Fußballverband (KNVB) entschieden, einen weiteren strategischen Schritt zur Förderung des Frauen- und Mädchenfußballs zu unternehmen.
Weil aber die WM auf 32 Mannschaften erweitert wurde, war die Ausrichtung eine zu große Herausforderung. Deswegen schlossen sich die Fußballverbände Belgiens (RBFA) und Deutschlands dem Vorhaben an und reichten kurz vor der Frist am 8. Dezember 2024 ihre Bewerbung ein.
Deutschland, das bereits 2011 Gastgeber der Frauen-Fußballweltmeisterschaft war, bewirbt sich mit den Städten Dortmund, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Köln um die Ausrichtung des Turniers. Belgien plant, WM-Spiele in Anderlecht (Brüssel), Charleroi, Genk und Gent zu veranstalten, während die Niederlande Austragungsorte in Amsterdam, Eindhoven, Heerenveen, Enschede und Rotterdam ins Auge fassen.
Welche Konkurrenz gibt es um die Frauen-WM 2027 für Deutschland?
Es gibt zwei Konkurrenten für die Ausrichtung der Veranstaltung: Brasilien, sowie die USA in Partnerschaft mit Mexiko. Südafrika hat seine Bewerbung für die insgesamt zehnte Frauen-WM zurückgezogen. Zuletzt fand die WM in Australien und Neuseeland statt (2023), davor in Frankreich (2019), Kanada (2015), Deutschland (2011), China (2007), den USA (2003 und 1999), Schweden (1995) und nochmal China (1991).
Wann fällt die Entscheidung, wer die WM 2027 ausrichten darf?
Am 17. Mai 2024 wird auf dem FIFA-Kongress in Bangkok darüber entschieden, welches Land die Ausrichtung der Veranstaltung zugesprochen bekommt. Dazu wird es erstmals eine offene Abstimmung geben. Man kann also nachvollziehen, wie die 211 Mitgliedsverbände abgestimmt haben.
Welche Chancen hat die deutsche Bewerbung?
Die FIFA hatte mit Südafrika geliebäugelt. Nachdem Südafrika seine Bewerbung zurückgezogen hat, könnten die Chancen für die deutsche Bewerbung leicht gestiegen sein, obwohl der DFB aufgrund seiner kritischen Haltung bei der FIFA nicht gerade auf offene Türen stößt.
Brasilien würde wahrscheinlich erhebliche Investitionen in die WM-Stadien von 2014 tätigen müssen. Im Gegensatz dazu könnten die USA und Mexiko, die bereits die Männer-Weltmeisterschaft 2026 ausrichten werden, von der vorhandenen Infrastruktur profitieren. Dies verleiht ihnen einen Vorteil im Bewerbungsprozess.
Nia Künzer wird DFB-Sportdirektorin Frauenfußball - warum gibt es diese neue Position?
Offenbar hat man beim DFB erkannt, dass der Frauenfußball nicht mehr nebenbei behandelt werden kann. Zudem musste nach dem Vorrunden-Aus der weiblichen DFB-Auswahl bei der WM in Australien und Neuseeland etwas passieren. Denn Erfolge im deutschen Frauenfußball sind längst keine Selbstverständlichkeit mehr.
Bis vor kurzem war die deutsche Frauen-Fußball-Nationalmannschaft weltweit führend mit acht EM-Titeln, zwei Weltmeisterschaften und einem Olympiasieg. Doch der letzte große Triumph, das Olympia-Gold, liegt bereits sieben Jahre zurück (2016). Angesichts dieser Entwicklungen war eine Veränderung unumgänglich und so hat der DFB diese neue Spitzenposition geschaffen.
Nia Künzer tritt am 1. Januar 2024 ihre Stelle als DFB-Sportdiektorin Frauenfußball an und verantwortet dann den Bereich der Frauen-Nationalmannschaft und der weiblichen U 20-Auswahl.
Welche Voraussetzungen bringt Nia Künzer für den neuen Job mit?
DFB-Präsident Bernd Neuendorf lobt Nia Künzer für ihre kritische Perspektive, hohe soziale Kompetenz, Fußballwissen, starkes Netzwerk und hebt den Weltmeistertitel von 2003 hervor. Dieser ist mit ihrem Namen quasi verbunden - denn sie erzielte damals für Deutschland das Golden Goal im Finale gegen Schweden und köpfte die DFB-Frauen damit zum WM-Titel. So etwas verleiht ihr Glaubwürdigkeit und Autorität.
In den letzten Jahren trat sie vor allem als Expertin in der ARD auf. Dazu bringt sie Skills mit, die so beim DFB nicht üblich sind: Sie ist Mutter von zwei Kindern und Dezernatsleiterin im Regierungspräsidium Gießen.
In einem länger zurückliegenden Interview hat sie den DFB aufgerufen, zeitnah strategische Entscheidungen für die EM 2025 zu treffen. Ihre ersten Aufgaben könnten also darin bestehen, eine langfristige Trainerlösung zu finden und das Team auf kommende Turniere vorzubereiten - vielleicht ja auch auf eine mögliche Heim-WM 2027.
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