"Ich halte das für einen sehr schweren Fehler. Die Voraussetzungen zur Zulassung zu einem Universitätsstudium sind traditionellerweise und richtigerweise das Abitur. Wenn man diese Eingangsvorrausetzung absenkt, kann das a) nur zum Niveauverlust an den Universitäten führen und b) auch zur Unterminierung des Abiturs."
Präsident Rudolf Steinberg hat Angst um das Niveau des Studiums an seiner Goethe-Uni Frankfurt am Main. Weil die Universitäten in Hessen nach dem Landeshochschulgesetz verpflichtet sind, ihre Studiengänge in den nächsten Jahren auf Bachelor und Master umzustellen, ist nämlich für Fachabiturienten rechtlich der Weg an die hessischen Universitäten offen. Der Grund: Für gestufte Studiengänge ist bereits seit 1998 in Hessen nur noch die Fachhochschulreife erforderlich. Diese gesetzliche Regelung war damals auf die Gesamthochschule Kassel zugeschnitten – dort werden Fachabiturienten zum Beispiel in mehreren ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen zugelassen - aber auch in der Architektur oder den Wirtschaftswissenschaften.
Durch die Ausweitung dieser Kasseler Zulassungspraxis auf die anderen hessischen Hochschulen befürchtet der Frankfurter Uni-Chef Rudolf Steinberg eine schleichende Aufhebung der Trennung von Universitäten und Fachhochschulen:
"Ich bin auch überzeugt, dass die Beibehaltung dieser traditionellen ‚Lex Kassel‘, möchte ich es einmal nennen, durch die Landesregierung ein Fehler war, dass es auch eher der Landesregierung durchgegangen ist. Ich sehe jedenfalls kein hochschulpolitisches Konzept, das auf das Schleifen der Unterschiede zwischen Universitäten und Fachhochschulen angelegt ist, um so nachdrücklicher forderte ich die Aufhebung dieser Regelung. Und ich bin sehr optimistisch, der Wissenschaftsminister hat mir zugesichert, dass bei nächster Gelegenheit dieser Fehler korrigiert wird."
Nicht nur in Frankfurt am Main hält man der Zugang von Fachabiturienten zum Universitätsstudium für einen Fehler. Auch an der Technischen Universität Darmstadt gibt es Zweifel, ob die Fachabiturienten zum Beispiel das mathematische Vorwissen mitbringen, das sie für ein Studium an der TU brauchen. Der Darmstädter Uni-Sprecher Jörg Feuck kündigt ein strenges Auswahlverfahren für Bewerber ohne Abitur an:
" Wie werden auf keinen Fall unsere Ansprüche zurückschrauben. Wir werden weiterhin auch uns darauf konzentrieren, dass die Studierenden gut abschneiden bei Auswahlgesprächen, die wir vorhaben, sie werden sich auch auf Orientierungsgespräche einlassen müssen, unter anderem auch auf Prüfungen, die wir vorschalten werden, bevor das Studium begonnen werden kann. Einige Fachbereiche werden sich mit Sicherheit auch auf einen anderen Weg einlassen und beispielsweise eine Art Probestudium einführen, das heißt, sehr großzügig zum Studium zulassen, aber dann nach ein bis zwei Semestern eine Zwischenprüfung einschalten, von der es abhängen wird, ob man weiter studieren kann."
Adrian Seeger, der gerade an Heinrich- Emanuel Merck-Schule in Darmstadt sein Fachabitur mit technischem Schwerpunkt gemacht hat, will sich von dem Darmstädter Auswahlverfahren jedoch nicht abschrecken lassen und sich dort für Studium der Energieelektronik bewerben. Von Freunden, die schon an der TU studieren, hat er gehört:
" Dass, was die im Abitur gemacht haben, hat ihnen fürs Studium nichts gebracht."
.
Ungenügende Mathematikkenntnisse sind allerdings schon ein Nachteil, glauben Adrians Fachoberschulkollegen Stefan Simon und Christian Tschech. Aber dafür bringen sie andere Qualifikationen für die Uni mit, argumentieren sie – zum Bespiel Berufsabschlüsse:
" Ich habe zum Beispiel Energieelektroniker Richtung Betriebstechnik und ich denke, wenn man da an die Uni geht, mit ner gewissen praktischen Erfahrung, ist das auf jeden Fall von Vorteil."
"Ich sehe das genauso, wie mein Kollege. Auch ich habe eine abgeschlossen Ausbildung und ich denke, das ist schon eine gewisse Lebenserfahrung und dann kann man seine Ziele ganz anders verfolgen, als jemand, der mit 19 von der Schule geht und da studieren geht."
Trotz alledem rät der Frankfurter Uni-Präsident Rudolf Steinberg Fachabiturienten jedoch grundsätzlich ab, sich überhaupt an der Goethe-Uni zu bewerben:
"Ich kann keinem Bewerber, der nur die Fachhochschulberechtigung hat, raten, sich für Studiengänge an der Frankfurter Universität zu bewerben, es sei denn er ist ein Überflieger, die gibt es überall und für die braucht man kein Abitur, aber auch keine Zugangsberechtigung der Fachhochschule, das sind, wenn man so will, Genies, die sind immer willkommen."
Die Universitäten könnten allerdings neue Bachelor- und Masterstudiengänge so einrichten, dass nicht nur Überflieger ohne Abitur eine Chance haben, fordert Kurt Kiesel, Schulleiter der Merck-Fachoberschule in Darmstadt. Kiesel und sein für Elektrotechnik zuständiger Kollege Jochen Siekers kritisieren ein kategorisches Nein zum Universitätsstudium von Fachabiturienten, aber können die Bedenken fast ein wenig nachvollziehen:
": Ich würde es nur den Motiviertesten und Leistungsstärksten raten, das zu versuchen.Ich empfehle meinen Schülern im Allgemeinen zur Fachhochschule zu gehen, weil die FH auf dieses Klientel besser eingestellt ist, als die Universität."
Präsident Rudolf Steinberg hat Angst um das Niveau des Studiums an seiner Goethe-Uni Frankfurt am Main. Weil die Universitäten in Hessen nach dem Landeshochschulgesetz verpflichtet sind, ihre Studiengänge in den nächsten Jahren auf Bachelor und Master umzustellen, ist nämlich für Fachabiturienten rechtlich der Weg an die hessischen Universitäten offen. Der Grund: Für gestufte Studiengänge ist bereits seit 1998 in Hessen nur noch die Fachhochschulreife erforderlich. Diese gesetzliche Regelung war damals auf die Gesamthochschule Kassel zugeschnitten – dort werden Fachabiturienten zum Beispiel in mehreren ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen zugelassen - aber auch in der Architektur oder den Wirtschaftswissenschaften.
Durch die Ausweitung dieser Kasseler Zulassungspraxis auf die anderen hessischen Hochschulen befürchtet der Frankfurter Uni-Chef Rudolf Steinberg eine schleichende Aufhebung der Trennung von Universitäten und Fachhochschulen:
"Ich bin auch überzeugt, dass die Beibehaltung dieser traditionellen ‚Lex Kassel‘, möchte ich es einmal nennen, durch die Landesregierung ein Fehler war, dass es auch eher der Landesregierung durchgegangen ist. Ich sehe jedenfalls kein hochschulpolitisches Konzept, das auf das Schleifen der Unterschiede zwischen Universitäten und Fachhochschulen angelegt ist, um so nachdrücklicher forderte ich die Aufhebung dieser Regelung. Und ich bin sehr optimistisch, der Wissenschaftsminister hat mir zugesichert, dass bei nächster Gelegenheit dieser Fehler korrigiert wird."
Nicht nur in Frankfurt am Main hält man der Zugang von Fachabiturienten zum Universitätsstudium für einen Fehler. Auch an der Technischen Universität Darmstadt gibt es Zweifel, ob die Fachabiturienten zum Beispiel das mathematische Vorwissen mitbringen, das sie für ein Studium an der TU brauchen. Der Darmstädter Uni-Sprecher Jörg Feuck kündigt ein strenges Auswahlverfahren für Bewerber ohne Abitur an:
" Wie werden auf keinen Fall unsere Ansprüche zurückschrauben. Wir werden weiterhin auch uns darauf konzentrieren, dass die Studierenden gut abschneiden bei Auswahlgesprächen, die wir vorhaben, sie werden sich auch auf Orientierungsgespräche einlassen müssen, unter anderem auch auf Prüfungen, die wir vorschalten werden, bevor das Studium begonnen werden kann. Einige Fachbereiche werden sich mit Sicherheit auch auf einen anderen Weg einlassen und beispielsweise eine Art Probestudium einführen, das heißt, sehr großzügig zum Studium zulassen, aber dann nach ein bis zwei Semestern eine Zwischenprüfung einschalten, von der es abhängen wird, ob man weiter studieren kann."
Adrian Seeger, der gerade an Heinrich- Emanuel Merck-Schule in Darmstadt sein Fachabitur mit technischem Schwerpunkt gemacht hat, will sich von dem Darmstädter Auswahlverfahren jedoch nicht abschrecken lassen und sich dort für Studium der Energieelektronik bewerben. Von Freunden, die schon an der TU studieren, hat er gehört:
" Dass, was die im Abitur gemacht haben, hat ihnen fürs Studium nichts gebracht."
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Ungenügende Mathematikkenntnisse sind allerdings schon ein Nachteil, glauben Adrians Fachoberschulkollegen Stefan Simon und Christian Tschech. Aber dafür bringen sie andere Qualifikationen für die Uni mit, argumentieren sie – zum Bespiel Berufsabschlüsse:
" Ich habe zum Beispiel Energieelektroniker Richtung Betriebstechnik und ich denke, wenn man da an die Uni geht, mit ner gewissen praktischen Erfahrung, ist das auf jeden Fall von Vorteil."
"Ich sehe das genauso, wie mein Kollege. Auch ich habe eine abgeschlossen Ausbildung und ich denke, das ist schon eine gewisse Lebenserfahrung und dann kann man seine Ziele ganz anders verfolgen, als jemand, der mit 19 von der Schule geht und da studieren geht."
Trotz alledem rät der Frankfurter Uni-Präsident Rudolf Steinberg Fachabiturienten jedoch grundsätzlich ab, sich überhaupt an der Goethe-Uni zu bewerben:
"Ich kann keinem Bewerber, der nur die Fachhochschulberechtigung hat, raten, sich für Studiengänge an der Frankfurter Universität zu bewerben, es sei denn er ist ein Überflieger, die gibt es überall und für die braucht man kein Abitur, aber auch keine Zugangsberechtigung der Fachhochschule, das sind, wenn man so will, Genies, die sind immer willkommen."
Die Universitäten könnten allerdings neue Bachelor- und Masterstudiengänge so einrichten, dass nicht nur Überflieger ohne Abitur eine Chance haben, fordert Kurt Kiesel, Schulleiter der Merck-Fachoberschule in Darmstadt. Kiesel und sein für Elektrotechnik zuständiger Kollege Jochen Siekers kritisieren ein kategorisches Nein zum Universitätsstudium von Fachabiturienten, aber können die Bedenken fast ein wenig nachvollziehen:
": Ich würde es nur den Motiviertesten und Leistungsstärksten raten, das zu versuchen.Ich empfehle meinen Schülern im Allgemeinen zur Fachhochschule zu gehen, weil die FH auf dieses Klientel besser eingestellt ist, als die Universität."