Es ist Montag in SoHo. In einer Galerie an der Grand Street legt ein junger New Yorker eine alte Vinylplatte auf, drückt auf die Starttaste und erklärt zwei Besuchern, die gerade hereingekommen sind, was es damit auf sich hat:
"I will be also recording these albums that I play. And then I will layer these recordings on top of each other and press a new vinyl. That will be like playing all of these simultaneously."
Rutherford Chang spielt nur eine Sorte von Musik und zeichnet die währenddessen jedes Mal auf. Aktionskunst im Jahr 2013. Reduziert auf 30 Lieder aus dem Jahr 1968. Den Songs des "White Albums" der Beatles.
Seit sieben Jahren sammelt der junge Konzeptkünstler die alten Platten in den abgegriffenen, oft fleckigen und mit allerlei Kritzeleien versehenen Hüllen.
Die mehr als 700 Exemplare sind alle in der Galerie zu sehen. Der größte Teil der Platten steht – anhand der damals bei der Erstausgabe aufgedruckten laufenden Nummern – ordentlich in Holzkästen. Der Rest der Platten hängt übersichtlich an einer Wand. Der Raum – ganz in Weiß gehalten, versteht sich – wirkt wie ein Schallplattenladen vergangener Tage.
"Viele kommen herein und glauben, sie könnten die Alben kaufen. Ich sage ihnen: Schaut euch bitte das Zeichen im Fenster an: Ich kaufe diese Alben. Ich biete 20 Dollar. Und ich werde weiter sammeln und hoffe, ich kann sie auch woanders zeigen."
Changs Obsession spielt mit mehreren Facetten des Mediums Tonträger gleichzeitig: mit der Musik, dem verkratzten Vinyl und der Ikonografie einer einstmals blütenweißen Hülle. Entworfen vom englischen Maler und Collagekünstler Richard Hamilton. Musikalisch ist das Doppelalbum eher ein Sammelsurium vieler divergierender Ideen von John Lennon und Paul McCartney denn ein in sich geschlossenes Meisterwerk. Doch es faszinierte Chang schon als Teenager. Sein erstes "White Album" kaufte er mit 15, lange bevor er es in künstlerischer Absicht sammelte.
"Ich sammle diese Alben nicht notwendigerweise als Beatles-Fan. Ich sammle sie als kulturelles Artefakt, der diese Abnutzung und sein Alter zeigt. Dieses Cover ist dafür ideal."
Changs Faszination für die alten Scheiben mit dem grünen Apple-Label und die Pappkartons, in denen sie ausgeliefert wurden, hat auch etwas damit zu tun, dass Musik heute überwiegend digital existiert. Gleichsam in einem dinglichen Nichts. Von jeder Abnutzung und Verschleiß verschont.
"Diesen Alterungsprozess finde ich interessant. Das fehlt heute. Jede Aufnahme bleibt unverändert und perfekt. Anders als eine Vinylplatte, die nie wieder so klingt wie beim ersten Mal."
Weshalb für Chang bei seiner Idee, die hundertfach aufgenommenen knisternden und verkratzen Songs im Computer hundertfach übereinander zu schichten und diese Sandwich-Produktion dann selbst herauszubringen, am Ende auch nur ein Medium infrage kommt: Es muss ein Vinylalbum werden. Paul McCartney, der in New York ein Apartment hat, weiß von der Aktion, sagt Chang. Aber der Alt-Beatle hat sich nicht in die Grand Street bemüht, wo die Ausstellung an diesem Wochenende zu Ende geht. Die Funkstille dürfte allerdings nur so lange anhalten, bis Chang seine eigene Version des "White Albums" herausbringt. Denn damit käme der Künstler mit dem amerikanischen Urheberrecht in Konflikt.
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Seit sieben Jahren sammelt der junge Konzeptkünstler die alten Platten in den abgegriffenen, oft fleckigen und mit allerlei Kritzeleien versehenen Hüllen.
Die mehr als 700 Exemplare sind alle in der Galerie zu sehen. Der größte Teil der Platten steht – anhand der damals bei der Erstausgabe aufgedruckten laufenden Nummern – ordentlich in Holzkästen. Der Rest der Platten hängt übersichtlich an einer Wand. Der Raum – ganz in Weiß gehalten, versteht sich – wirkt wie ein Schallplattenladen vergangener Tage.
"Viele kommen herein und glauben, sie könnten die Alben kaufen. Ich sage ihnen: Schaut euch bitte das Zeichen im Fenster an: Ich kaufe diese Alben. Ich biete 20 Dollar. Und ich werde weiter sammeln und hoffe, ich kann sie auch woanders zeigen."
Changs Obsession spielt mit mehreren Facetten des Mediums Tonträger gleichzeitig: mit der Musik, dem verkratzten Vinyl und der Ikonografie einer einstmals blütenweißen Hülle. Entworfen vom englischen Maler und Collagekünstler Richard Hamilton. Musikalisch ist das Doppelalbum eher ein Sammelsurium vieler divergierender Ideen von John Lennon und Paul McCartney denn ein in sich geschlossenes Meisterwerk. Doch es faszinierte Chang schon als Teenager. Sein erstes "White Album" kaufte er mit 15, lange bevor er es in künstlerischer Absicht sammelte.
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Changs Faszination für die alten Scheiben mit dem grünen Apple-Label und die Pappkartons, in denen sie ausgeliefert wurden, hat auch etwas damit zu tun, dass Musik heute überwiegend digital existiert. Gleichsam in einem dinglichen Nichts. Von jeder Abnutzung und Verschleiß verschont.
"Diesen Alterungsprozess finde ich interessant. Das fehlt heute. Jede Aufnahme bleibt unverändert und perfekt. Anders als eine Vinylplatte, die nie wieder so klingt wie beim ersten Mal."
Weshalb für Chang bei seiner Idee, die hundertfach aufgenommenen knisternden und verkratzen Songs im Computer hundertfach übereinander zu schichten und diese Sandwich-Produktion dann selbst herauszubringen, am Ende auch nur ein Medium infrage kommt: Es muss ein Vinylalbum werden. Paul McCartney, der in New York ein Apartment hat, weiß von der Aktion, sagt Chang. Aber der Alt-Beatle hat sich nicht in die Grand Street bemüht, wo die Ausstellung an diesem Wochenende zu Ende geht. Die Funkstille dürfte allerdings nur so lange anhalten, bis Chang seine eigene Version des "White Albums" herausbringt. Denn damit käme der Künstler mit dem amerikanischen Urheberrecht in Konflikt.
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