"Es ist ein Skandal, dass dies noch immer nicht allgemeiner Konsens ist. Wir fordern daher, dass der Comic dieselbe Anerkennung erfährt wie die Literatur und bildende Kunst und entsprechend gefördert wird. Der Comic ist, wie alle anderen Künste, auf staatliche und private Unterstützung angewiesen."
Ulli Lust, die das Manifest verlas, ist selbst Comic-Autorin. Sie gehört neben Prominenten wie Jim Avignon, Cornelia Funke oder Ulrich Wickert zur Gruppe der Erstunterzeichner. Doch warum der Aufschrei? Der Comic erhält heute mehr Aufmerksamkeit als je zuvor. Trotzdem sind künstlerisch anspruchsvolle Projekte nur schwer zu finanzieren, sagt Ulli Lust …
"Also in meinem Fall: Ich brauche meistens drei oder vier Jahre für ein Buch und habe überhaupt keine Unterstützung. Ich kann kein Stipendium beantragen, ich kann nicht Stadtschreiber werden, also all diese wunderbaren Mittel, die es im Literaturbereich gibt, damit die Autoren Werke schaffen können, die gibt es im Comicbereich nicht. Aber wir machen mittlerweile ähnliche Arbeiten. Deswegen ist es nötig, dass man da nachzieht."
Natürlich könnte man einwenden, dass Ulli Lust ihre bisherigen, künstlerisch hochanspruchsvollen Bücher auch ohne Fördergelder herausgebracht hat. Gerade erst ist ihre Graphic Novel "Flughunde" erschienen, eine 360-Seiten-lange Adaption des gleichnamigen Romans von Marcel Beyer. Doch es wäre zynisch, solche Projekte zum Regelfall zu erklären. Ulli Lust hatte das Glück, beim Suhrkamp-Verlag unterzukommen, der ihr Buch zum Eckpfeiler seines gerade neu gestarteten Graphic-Novel-Programms machte. Die meisten Comicautoren leben jedoch in prekären Verhältnissen.
"Während Film, Theater, Musik und andere Künste — zu Recht — öffentlich gefördert werden, konnten die Zeichner, Szenaristen und Verlagsmitarbeiter ihre beachtlichen Erfolge nur durch Selbstausbeutung erreichen. Es liegt auf der Hand, dass sie mit größeren Ressourcen ihre Potenziale wesentlich stärker entfalten könnten."
Der Ruf nach öffentlicher und privater Unterstützung ist der Kern des Comic-Manifests. Doch den Unterzeichnern geht es nicht nur ums Geld.
"Förderung bedarf der Koordination und der Diskussion ihrer Maßstäbe. Noch immer fehlt eine eigene Comicprofessur in Deutschland, noch immer fehlt eine Institution, die als zentrale Anlaufstelle und kommunikative Begegnungsstätte mit europäischer Ausstrahlung für alle Protagonisten des Mediums dienen kann. Wir fordern daher die Schaffung eines deutschen Comicinstitutes, das Künstler zusammenführt, ihre Arbeit wissenschaftlich reflektiert und der kulturellen Bildung dient."
Ob ein solches Institut den Künstlern wirklich helfen wird? Es könnte auch ein neuer Papiertiger werden, eine bürokratische Instanz, die mit der eigentlichen Kunst wenig zu tun hat. Diese Gefahr sieht Jens Meinrenken nicht. Er ist Kunsthistoriker und Kurator einer Comic-Ausstellung, die heute Abend im Haus der Berliner Festspiele eröffnet wird.
"Es geht uns nicht um Vereinsmeierei, sondern darum, die Ziele des Comic-Manifests zu realisieren."
Meinrenken verweist darauf, dass Comicautoren und -verleger einen Verein gegründet haben, der sich Deutsche Comicstiftung nennt. Der erste Schritt zur Selbsthilfe ist damit getan.
"Der Titel Deutsche Comicstiftung deutet ja schon an, dass wenn die Gelder da sind, wir das gern in eine Stiftung überführen würden und dafür sorgen würden, dass die künstlerische und die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Comic sich im wahrsten Sinn des Wortes lohnt."
Mit einer Stiftung im Rücken wird es für Comickünstler auf jeden Fall leichter, Gelder zu akquirieren. Ihr Manifest haben sie bereits an Politiker, Stiftungen und private Mäzene geschickt. Vielleicht hilft es ja. In der Presse jedenfalls wird das Comic-Manifest heute recht wohlwollend kommentiert.
Ulli Lust, die das Manifest verlas, ist selbst Comic-Autorin. Sie gehört neben Prominenten wie Jim Avignon, Cornelia Funke oder Ulrich Wickert zur Gruppe der Erstunterzeichner. Doch warum der Aufschrei? Der Comic erhält heute mehr Aufmerksamkeit als je zuvor. Trotzdem sind künstlerisch anspruchsvolle Projekte nur schwer zu finanzieren, sagt Ulli Lust …
"Also in meinem Fall: Ich brauche meistens drei oder vier Jahre für ein Buch und habe überhaupt keine Unterstützung. Ich kann kein Stipendium beantragen, ich kann nicht Stadtschreiber werden, also all diese wunderbaren Mittel, die es im Literaturbereich gibt, damit die Autoren Werke schaffen können, die gibt es im Comicbereich nicht. Aber wir machen mittlerweile ähnliche Arbeiten. Deswegen ist es nötig, dass man da nachzieht."
Natürlich könnte man einwenden, dass Ulli Lust ihre bisherigen, künstlerisch hochanspruchsvollen Bücher auch ohne Fördergelder herausgebracht hat. Gerade erst ist ihre Graphic Novel "Flughunde" erschienen, eine 360-Seiten-lange Adaption des gleichnamigen Romans von Marcel Beyer. Doch es wäre zynisch, solche Projekte zum Regelfall zu erklären. Ulli Lust hatte das Glück, beim Suhrkamp-Verlag unterzukommen, der ihr Buch zum Eckpfeiler seines gerade neu gestarteten Graphic-Novel-Programms machte. Die meisten Comicautoren leben jedoch in prekären Verhältnissen.
"Während Film, Theater, Musik und andere Künste — zu Recht — öffentlich gefördert werden, konnten die Zeichner, Szenaristen und Verlagsmitarbeiter ihre beachtlichen Erfolge nur durch Selbstausbeutung erreichen. Es liegt auf der Hand, dass sie mit größeren Ressourcen ihre Potenziale wesentlich stärker entfalten könnten."
Der Ruf nach öffentlicher und privater Unterstützung ist der Kern des Comic-Manifests. Doch den Unterzeichnern geht es nicht nur ums Geld.
"Förderung bedarf der Koordination und der Diskussion ihrer Maßstäbe. Noch immer fehlt eine eigene Comicprofessur in Deutschland, noch immer fehlt eine Institution, die als zentrale Anlaufstelle und kommunikative Begegnungsstätte mit europäischer Ausstrahlung für alle Protagonisten des Mediums dienen kann. Wir fordern daher die Schaffung eines deutschen Comicinstitutes, das Künstler zusammenführt, ihre Arbeit wissenschaftlich reflektiert und der kulturellen Bildung dient."
Ob ein solches Institut den Künstlern wirklich helfen wird? Es könnte auch ein neuer Papiertiger werden, eine bürokratische Instanz, die mit der eigentlichen Kunst wenig zu tun hat. Diese Gefahr sieht Jens Meinrenken nicht. Er ist Kunsthistoriker und Kurator einer Comic-Ausstellung, die heute Abend im Haus der Berliner Festspiele eröffnet wird.
"Es geht uns nicht um Vereinsmeierei, sondern darum, die Ziele des Comic-Manifests zu realisieren."
Meinrenken verweist darauf, dass Comicautoren und -verleger einen Verein gegründet haben, der sich Deutsche Comicstiftung nennt. Der erste Schritt zur Selbsthilfe ist damit getan.
"Der Titel Deutsche Comicstiftung deutet ja schon an, dass wenn die Gelder da sind, wir das gern in eine Stiftung überführen würden und dafür sorgen würden, dass die künstlerische und die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Comic sich im wahrsten Sinn des Wortes lohnt."
Mit einer Stiftung im Rücken wird es für Comickünstler auf jeden Fall leichter, Gelder zu akquirieren. Ihr Manifest haben sie bereits an Politiker, Stiftungen und private Mäzene geschickt. Vielleicht hilft es ja. In der Presse jedenfalls wird das Comic-Manifest heute recht wohlwollend kommentiert.