Jasper Barenberg: Hilfe geleistet hat seit dem 12. Januar auch die Katastrophenhilfe der Diakonie mit Sitz in Stuttgart. Von dort ist uns jetzt Rainer Lang zugeschaltet. Einen schönen guten Morgen, Herr Lang.
Rainer Lang: Ihnen auch einen schönen guten Morgen.
Barenberg: Herr Lang, Sie sind zwei Wochen im Katastrophengebiet gewesen, gerade nach Deutschland zurückgekehrt. Läuft nach Ihrem Eindruck die Hilfe inzwischen in vergleichsweise geordneten Bahnen?
Lang: Ja. Es beginnt langsam, in geordneten Bahnen zu laufen. Als ich dort war, war es noch relativ unübersichtlich. Es herrschten vielfach noch chaotische Zustände. Ich habe einige offizielle Verteilaktionen beobachten können. Es war schnell ein Chaos da, weil so viele Menschen auf einen Verteilpunkt zugestürzt sind. Die stärksten versuchten, sich durchzusetzen und bewusst Unruhe zu schüren. Die Sicherheitskräfte hatten viel zu tun, Ordnung zu behalten. Daraus hat man gelernt und zum Beispiel werden jetzt vor allem Frauen bedacht bei den Verteilaktionen, und ich habe mich erst gestern Abend noch mit den Mitarbeitern von der Diakonie Katastrophenhilfe vor Ort unterhalten, die sagen, es geht jetzt geordneter zu, aber nicht ohne Sicherheitskräfte. Wir haben von Anfang an unsere Verteilaktionen direkt mit den Menschen, die wir betreuen, abgesprochen. So haben wir die Unsicherheit des Chaos umgangen.
Barenberg: Gibt es denn nach Ihrer Kenntnis, nach Ihren Eindrücken, jetzt vier Wochen nach dem Beben noch Menschen, bei denen gar keine Hilfe bisher angekommen ist?
Lang: Ja, es scheint so zu sein. Ich habe selbst erlebt, wie wir, als ich mit einer unserer Partnerorganisationen in Port-au-Prince unterwegs war, auf eines dieser Lager gestoßen sind, wo noch keine Hilfe angekommen ist. Es gibt immer noch solche Lager, weil sich die über die ganze Stadt verteilen. Es sind mehrere Hundert. Die Situation ist dort ziemlich unübersichtlich. In diesen Lagern sind die Menschen teilweise verzweifelt, auch ein Stück weit wütend, und diese Menschen scheuen sich auch, zu großen offiziellen Verteilungen zu gehen, weil sie dort Angst haben, förmlich unter die Räder zu kommen. Aber ich denke, so nach und nach werden auch die letzten Menschen bedacht werden können, wenn sich das Chaos weiter lichtet, und dazu gibt es jetzt wirklich guten Mut, viel Hoffnung.
Barenberg: Wie müssen wir uns denn die Lebensumstände in diesen Camps, in diesen spontan errichteten Camps vorstellen?
Lang: Das ist sehr schwierig. Diese Notunterkünfte sind ja gemacht aus Decken, aus Plastikplanen, was die Menschen gerade so noch gefunden haben, und da ist es schon ziemlich schwierig in der Nacht, weil es in der Nacht kühl wird. Und dann ist es ein Problem mit den hygienischen Zuständen, da muss natürlich genau darauf geachtet werden, wo verrichten die Menschen ihre Notdurft. Zum Glück sind diese Lager selbst organisiert. Die Menschen, die in diesen Lagern leben, schaffen sich eine eigene Verwaltung und das ist etwas sehr Positives, um diese ganzen Probleme in den Griff zu bekommen, aber es ist teilweise unsäglich und ich habe Menschen gesehen, die auf dem Mittelstreifen der Straße in Staub und Dreck leben. Das ist schon schlimm zu sehen, auch wie die Kinder dort leben. Es ist äußerst schwierig und da ist Hilfe dringend nötig.
Barenberg: Neben der unmittelbaren Versorgung der Überlebenden geht es ja mehr und mehr auch um Überlegungen, um eine Strategie für einen langfristigen Wiederaufbau, wie man das auf die Beine stellen kann. Nun liegen in Haiti alle Ministerien in Trümmern. Was kann denn die Regierung, diese geschwächte, gelähmte Regierung selber tun, um Haiti, um dem eigenen Land zu helfen?
Lang: Das ist eine sehr schwierige Situation. Ich war selbst erschrocken, dass die ganze Verwaltung im Grunde, kann man sagen, lahm gelegt ist, die Gebäude in Trümmern, die Akten weg. Es gibt nur noch eine sehr geschwächte Regierung und diese ist abhängig von ausländischer Hilfe, um wirklich das in die Tat umzusetzen, was jetzt gefordert wird, was wir auch fordern: die langfristige Unterstützung. Da ist zum einen die UN-Verwaltung, die jetzt auch wieder Tritt gefasst hat und die im Moment so wichtigen Koordinierungsbemühungen leisten kann. Natürlich ist noch mehr nötig, aber auch die Staatengemeinschaft, die internationale Staatengemeinschaft muss sich absprechen, muss sich koordinieren und wirklich dem haitianischen Staat eine sinnvolle, auch administrative Unterstützung geben.
Barenberg: Heute Morgen im Deutschlandfunk Rainer Lang von der Diakonie Katastrophenhilfe. Vielen Dank!
Rainer Lang: Ihnen auch einen schönen guten Morgen.
Barenberg: Herr Lang, Sie sind zwei Wochen im Katastrophengebiet gewesen, gerade nach Deutschland zurückgekehrt. Läuft nach Ihrem Eindruck die Hilfe inzwischen in vergleichsweise geordneten Bahnen?
Lang: Ja. Es beginnt langsam, in geordneten Bahnen zu laufen. Als ich dort war, war es noch relativ unübersichtlich. Es herrschten vielfach noch chaotische Zustände. Ich habe einige offizielle Verteilaktionen beobachten können. Es war schnell ein Chaos da, weil so viele Menschen auf einen Verteilpunkt zugestürzt sind. Die stärksten versuchten, sich durchzusetzen und bewusst Unruhe zu schüren. Die Sicherheitskräfte hatten viel zu tun, Ordnung zu behalten. Daraus hat man gelernt und zum Beispiel werden jetzt vor allem Frauen bedacht bei den Verteilaktionen, und ich habe mich erst gestern Abend noch mit den Mitarbeitern von der Diakonie Katastrophenhilfe vor Ort unterhalten, die sagen, es geht jetzt geordneter zu, aber nicht ohne Sicherheitskräfte. Wir haben von Anfang an unsere Verteilaktionen direkt mit den Menschen, die wir betreuen, abgesprochen. So haben wir die Unsicherheit des Chaos umgangen.
Barenberg: Gibt es denn nach Ihrer Kenntnis, nach Ihren Eindrücken, jetzt vier Wochen nach dem Beben noch Menschen, bei denen gar keine Hilfe bisher angekommen ist?
Lang: Ja, es scheint so zu sein. Ich habe selbst erlebt, wie wir, als ich mit einer unserer Partnerorganisationen in Port-au-Prince unterwegs war, auf eines dieser Lager gestoßen sind, wo noch keine Hilfe angekommen ist. Es gibt immer noch solche Lager, weil sich die über die ganze Stadt verteilen. Es sind mehrere Hundert. Die Situation ist dort ziemlich unübersichtlich. In diesen Lagern sind die Menschen teilweise verzweifelt, auch ein Stück weit wütend, und diese Menschen scheuen sich auch, zu großen offiziellen Verteilungen zu gehen, weil sie dort Angst haben, förmlich unter die Räder zu kommen. Aber ich denke, so nach und nach werden auch die letzten Menschen bedacht werden können, wenn sich das Chaos weiter lichtet, und dazu gibt es jetzt wirklich guten Mut, viel Hoffnung.
Barenberg: Wie müssen wir uns denn die Lebensumstände in diesen Camps, in diesen spontan errichteten Camps vorstellen?
Lang: Das ist sehr schwierig. Diese Notunterkünfte sind ja gemacht aus Decken, aus Plastikplanen, was die Menschen gerade so noch gefunden haben, und da ist es schon ziemlich schwierig in der Nacht, weil es in der Nacht kühl wird. Und dann ist es ein Problem mit den hygienischen Zuständen, da muss natürlich genau darauf geachtet werden, wo verrichten die Menschen ihre Notdurft. Zum Glück sind diese Lager selbst organisiert. Die Menschen, die in diesen Lagern leben, schaffen sich eine eigene Verwaltung und das ist etwas sehr Positives, um diese ganzen Probleme in den Griff zu bekommen, aber es ist teilweise unsäglich und ich habe Menschen gesehen, die auf dem Mittelstreifen der Straße in Staub und Dreck leben. Das ist schon schlimm zu sehen, auch wie die Kinder dort leben. Es ist äußerst schwierig und da ist Hilfe dringend nötig.
Barenberg: Neben der unmittelbaren Versorgung der Überlebenden geht es ja mehr und mehr auch um Überlegungen, um eine Strategie für einen langfristigen Wiederaufbau, wie man das auf die Beine stellen kann. Nun liegen in Haiti alle Ministerien in Trümmern. Was kann denn die Regierung, diese geschwächte, gelähmte Regierung selber tun, um Haiti, um dem eigenen Land zu helfen?
Lang: Das ist eine sehr schwierige Situation. Ich war selbst erschrocken, dass die ganze Verwaltung im Grunde, kann man sagen, lahm gelegt ist, die Gebäude in Trümmern, die Akten weg. Es gibt nur noch eine sehr geschwächte Regierung und diese ist abhängig von ausländischer Hilfe, um wirklich das in die Tat umzusetzen, was jetzt gefordert wird, was wir auch fordern: die langfristige Unterstützung. Da ist zum einen die UN-Verwaltung, die jetzt auch wieder Tritt gefasst hat und die im Moment so wichtigen Koordinierungsbemühungen leisten kann. Natürlich ist noch mehr nötig, aber auch die Staatengemeinschaft, die internationale Staatengemeinschaft muss sich absprechen, muss sich koordinieren und wirklich dem haitianischen Staat eine sinnvolle, auch administrative Unterstützung geben.
Barenberg: Heute Morgen im Deutschlandfunk Rainer Lang von der Diakonie Katastrophenhilfe. Vielen Dank!