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"Nicht wahllos unterschreiben"

"Die Riester-Rente lohnt sich wegen der staatlichen Förderung", sagt Simone Weidner, Expertin der Zeitschrift "Finanztest". Ihr Rat: Vor dem Abschluss noch mal kurz zu überlegen: "wo will ich hin und wie viel Spielraum habe ich."

Simone Weidner im Gespräch mit Stefan Heinlein |
    Stefan Heinlein: "Spare bei Zeiten, dann hast du in der Not" - schon Großmutter hat es gewusst. Wer Geld zurücklegt für das Alter, will Sicherheit und eine möglichst gute Rendite. Die staatliche Rente reicht in der Regel längst nicht mehr, private Vorsorge ist notwendig, um den Lebensstandard halten zu können. Viele setzen deshalb auf die Riester-Rente, staatliche Zulagen sollen diese Form der Vorsorge besonders attraktiv machen. Nun machen Meldungen die Runde, viele Riester-Produkte seien zu teuer, ein Wust an Verwaltungs- und Abschlussgebühren. Ein passendes Riester-Produkt zu finden, gleiche einem Lotteriespiel, so das Ergebnis einer Studie der Verbraucherzentrale Bundesverband. Simone Weidner, Redakteurin der Zeitschrift "Finanztest", guten Morgen.

    Simone Weidner: Guten Morgen.

    Heinlein: Ein guter Riester-Vertrag tatsächlich so schwer zu finden wie ein Sechser mit Zusatzzahl?

    Weidner: Es ist nicht so ganz einfach, das geeignete Produkt für sich selbst zu finden, denn wir haben drei Varianten, mittlerweile sogar schon vier auf dem Markt, mit denen der Aufbau einer Riester-Rente möglich ist. Das ist der Riester-Fondssparplan, der Banksparplan, eine Rentenversicherung, und neuerdings ist sogar der Immobilienkauf oder -bau mit Riester möglich. Zwischen diesen vier Varianten müssen sich Sparer entscheiden und je nachdem wie alt sie sind und welches Ziel sie über Renditeziele vielleicht auch verfolgen, ist je ein Produkt besonders geeignet.

    Heinlein: Gibt es denn ein zu viel an Produkten? Diese vier Produkte und Angebote bei zu schlechter Beratung, ist das vielleicht der Grund für das Ergebnis dieser Studie?

    Weidner: Sicherlich. Ich vermute, die Studie zielt auch besonders auf die Riester-Rentenversicherung ab. Diese ist sehr in die Kritik geraten, weil die Anfangskosten wie bei einem Sparplan doch sehr hoch sind. Die Versicherer sind zwar verpflichtet, auch Sparer regelmäßig zu informieren, wie hoch eigentlich ihr Guthaben ist. Wir haben aber auch in einer Untersuchung festgestellt, dass diese Standmitteilungen, die Sparer jährlich erhalten, kaum transparent sind. Viele haben sich doch gewundert, wie hoch die Abzüge sind, die Versicherer einfach für sich einbehalten. Das ist aber nicht bei jedem Riester-Produkt so. Bei einem Riester-Banksparplan, den wir auch für sehr empfehlenswert und geeignet eigentlich für alle Zielgruppen halten, sind die Kosten, die die Banken für dieses Produkt abziehen, doch sehr gering. Eigentlich entstehen keine Kosten, einige Banken nehmen manchmal vielleicht noch ein paar Verwaltungsgebühren.

    Heinlein: Was macht denn einen Riester-Vertrag besonders attraktiv im Vergleich zu anderen Produkten?

    Weidner: Die Riester-Rente lohnt sich wegen der staatlichen Förderung. Das muss man ganz klar so sagen. Der Staat gibt 154 Euro pro Jahr pro Person dazu. Hinzu kommen auch für kindergeldberechtigte Kinder Kinderzulagen. Das sind im Jahr noch mal 185 Euro für Kinder, die bis vor 2008 geboren wurden. Für später geborene Kinder gibt es 300 Euro im Jahr. Im Vergleich mit einem Banksparplan, Fondssparplan oder einer Rentenversicherung ohne Riester-Förderung schneidet die Riester-Rente auf jeden Fall immer besser ab.

    Heinlein: Gibt es dennoch gute und schlechte Riester-Rentenverträge?

    Weidner: Ja. Wie schon gesagt, wir empfehlen schon, sich vor Abschluss eines Vertrages genau zu informieren. Wer zum Beispiel plant, eine Immobilie zu bauen oder zu kaufen, fährt mit einem Bausparvertrag mit Riester-Förderung besser als mit einem Bausparvertrag ohne Riester-Förderung. Wir empfehlen auch jungen Sparern, die vielleicht noch 40 Jahre sparen können, sich vielleicht auch einen Riester-Fondssparplan zu überlegen, denn hier sind die Renditeaussichten gut, und über so eine lange Laufzeit können auch, ich sage mal, schlechte Zeiten wieder aufgeholt werden. Also es gibt schon Möglichkeiten, ein bisschen mehr Rendite machen zu können, sich überhaupt nicht um die Anlage kümmern zu müssen. Dann wäre sicherlich ein Banksparplan geeignet. Und wer ganz sicher weiß, dass ein Vertrag über die nächsten Jahrzehnte regelmäßig bedient und bespart werden kann, kann sich durchaus auch eine Riester-Rentenversicherung überlegen. Die hat wiederum den Vorteil, dass die Versicherer einen Zins von 2,25 Prozent plus in Aussicht gestellte Überschüsse garantieren. Gut ist es, doch vorher nicht wahllos zu unterschreiben, sondern noch mal kurz zu überlegen, wo will ich hin und wie viel Spielraum habe ich.

    Heinlein: Ratschläge zur Riester-Rente im Deutschlandfunk. Simone Weidner, Redakteurin der Zeitschrift "Finanztest". Ich danke für das Gespräch und auf Wiederhören.

    Weidner: Auf Wiederhören.