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Nick McCarthy von Franz Ferdinand hat mit Manuela eine neue Band
"Ich bin wirklich kein guter Gitarrist"

Letzten Sommer hat der Gitarrist Nick McCarthy seinen Ausstieg bei Franz Ferdinand bekannt gegeben. Nun tritt er mit Musik in die Öffentlichkeit, die er zusammen mit seiner Frau Manuela Gernedel macht. Ihr gemeinsames Projekt nennen sie Manuela. Das selbstbetitelte Album-Debüt klingt nach zurückgenommenem DIY-Pop.

Von Andi Hörmann |
    Die Band Manuela
    "Fand ich ganz schön, dass man gemeinschaftlich eine Person sein kann", sagt Manuela Gernedel über ihr Band-Projekt Manuela mit Nick McCarthy. (Manuela Gernedel)
    Ein verträumtes Glockenspiel, gefolgt von einem dreckigen Akkord. Gegensätze, die sich anziehen: Plus und Minus, Yin und Yang, Mann und Frau. Mit dem Song "Everything Goes" fängt das Album "Manuela" von der Band Manuela an. Am Gesang:
    "Manuela. Ich mache Gesang und schreibe Texte."
    Und da ist noch ihr Ehemann und Bandleader:
    "Ich bin Nick, ich schreibe die Musik und spiele Gitarre."
    Nicht irgendein Nick, sondern der Rockstar Nick McCarthy von den Indie-Pop-Helden Franz Ferdinand. Genau, die Band mit dem Händchen für catchy Gitarren-Riffs.
    "Take me out". Was für ein Hit! Seit 2004 schmettert dieser Gitarren-Stampfer über die Tanzflächen dieser Welt. 17 Millionen Klicks auf YouTube. Indie Disco galore. Nick McCarthy, auf der Bühne der Mann rechts außen: Gitarre, Keyboard, Backing Vocals. "Take me out". Nach Ausgehen und Touren mit Franz Ferdinand ist ihm nicht mehr. Nun hat er sich selbst raus genommen, ist ausgestiegen, macht sein eigenes Ding mit Manuela.
    "Ja, es wurde mal Zeit. Ich war jetzt 15 Jahre mit denen auf Tour und habe viel mehr Zeit mit denen als mit meiner Frau verbracht", sagt Nick.
    Reduzierte Ästhetik, lichtdurchflutete Produktion
    Jetzt also Blues-, Funk- und Jazz-infizierter Pop in komplett reduzierter DIY-Ästhetik. Keine wuchtigen Gitarren-Riffs mehr, sondern glasklares Songwriting. Das Album-Debüt von Manuela kommt wie ein Sammelsurium an gebrechlichen Kompositions-Skizzen daher - mehr Gerüst als Fundament. Andere würden aus diesen Stücken Klang-Kathedralen für Stadion-Shows bauen. Nick McCarthy und seine Frau häkeln lieber akustische Fenstergardinen für mehr Schlafzimmer-Atmosphäre.
    "So wenig wie möglich", sagt Nick. "Ich meine, man kann immer weniger machen. Die Manuela wollte vor allem immer viel weniger und das mag ich aber auch: Einfach ein Instrument alleine, keine Unterstützung von irgendwelchen anderen Instrumenten. Wir stehen einfach auf Ehrlichkeit, auf einen ehrlichen Sound."
    Zwei Töne auf der Lead-Gitarre reichen. Keine Effekthascherei, keine überladene Instrumentierung: Die Produktion ist lichtdurchflutet, eine seidenweiche Transparenz umhüllt die Songs. Dadurch entsteht ein so wundervolles Element der Phrasierung wie das Schmatzen im Gesang.
    "Ah ja, das ist immer sehr nah am Mikro. Ich singe relativ leise und sehr nah am Mikro - und das nimmt dann alles auf", sagt Manuela Gernedel.
    "Ich fand es immer ganz wichtig, dass die Manuela ganz nah am Mikrofon singt - als ob sie ins Ohr rein singt. Aber dann bekommt man natürlich dieses Schmatzen auch mit", sagt Nick. "Ich mag das, ich bekomme das jeden Abend."
    Das passt ganz gut zu Liebe und Leben der beiden Musiker: Wenn sie mit ihren zwei kleinen Kindern nicht in einem winzigen Apartment im Norden von London sind, dann wohnen sie in einem kleinen Landhaus im bayerischen Chiemgau. Hier sitzen sie nun an einem verregneten Frühlingstag am Küchentisch: Manuela mit im Schoß gefalteten Händen, Nick mit Akustikgitarre auf dem Knie.
    "Ich bin wirklich kein guter Gitarrist, fällt mir immer wieder auf. Ich schreibe gerne das Stück alleine in meinem Kämmerchen und kann es dann. Aber ich bin kein Virtuose. Ich kann mir Sachen ausrechen und habe was im Kopf und kann es dann zusammenbauen, was ich mir gedacht habe", sagt Nick.
    Große Themen, verpackt in kleinen Popsongs
    Persönlich, politisch und privat - die großen Themen, verpackt in kleinen Popsongs. Das ist nicht gerade unkonventionell, aber es strahlt eine große Unaufdringlichkeit aus. Die Revolte brodelt auch im trauten Heim.
    "Klar, jetzt so die letzten zwei Jahre, wo wir uns mit dieser Platte beschäftigt haben, war es auf jeden Fall so, dass man ständig darüber nachdenkt, was jetzt eigentlich kommt und wie man darauf reagiert. Ich sehe es schon voll dynamisch und dass es eine Kraft hat, wenn du verärgert und wütend bist", sagt Manuela Gernedel.
    Trump und Co., Brexit und Radikalisierungen. Manuela setzten den Missständen in dieser Welt einen aus der Zeit gefallene Protestmarsch entgegen. Das Instrumentalstück "March against it" ist sanft und umstürzlerisch zugleich.
    "Mich hat das erinnert an diese Jazz-Märsche in den 1960er-Jahren, die auch total eingebunden waren in diese politische Situation", sagt Nick. "Und jetzt passt es natürlich auch wieder."
    Nicht die geballte Faust in die Luft recken, sondern das Übel mit luftigen Melodien umwehen. Auch auf leisen musikalischen Sohlen lassen sich lautstarke Statements in die Welt tragen. Manuela demonstrieren schon mit ihrem Bandnamen das Prinzip "Wir sind viele".
    "Fand ich eigentlich ganz schön, so die Idee, dass man gemeinschaftlich eine Person sein kann", sagt Manuela.
    Das Album-Debüt "Manuela" ist beim schottischen Indie-Label "Lost Map" in Kooperation mit dem Münchner Label "Schamoni Musik" erschienen. Als Gastmusiker haben unter anderem Jim Dixon (Django Django), William Rees (Mystery Jets), Roxanne Clifford (Veronica Falls) und Paul Thomson (Franz Ferdinand) mitgewirkt.