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Niederlande
Verbale Entgleisung während Anti-Rassismus-Aktion

Diskriminierung und Rassismus sind auf Fußballplätzen leider immer noch Alltag. In den Niederlanden wollte man mit einer großen Aktion für viel Aufmerksamkeit sorgen. Am Ende wurde die aber durch einen neuen Skandal überlagert, an der ein früherer niederländischer Weltstar beteiligt war.

Von Matthias Friebe | 25.11.2019
"Rassismus? Dann spielen wir nicht". Dieser Satz prangt am Wochenende auf allen Anzeigetafeln in der 1. und 2. Niederländischen Liga.
„Rassismus? Dann spielen wir nicht“. Dieser Satz prangt am Wochenende auf allen Anzeigetafeln in der 1. und 2. Niederländischen Liga. (www.imago-images.de)
"Rassismus? Dann spielen wir nicht". Dieser Satz prangt am Wochenende auf allen Anzeigetafeln in der 1. und 2. Niederländischen Liga.
Nach dem Anpfiff, wie hier bei der Partie Ajax Amsterdam gegen Heracles Almelo, bleiben beide Teams eine Minute lang stehen, der Ball ruht. In dieser Zeit applaudieren Spieler, Trainer, Fans und Schiedsrichter-Team.
Spiel erstmals wegen Rassismus unterbrochen
Vor einer Woche hatte ein Schiedsrichter zum ersten Mal ein Spiel im niederländischen Profifußball wegen eines rassistischen Vorfalls unterbrochen. Beim Spiel FC Den Bosch gegen Excelsior Rotterdam wird Excelsiors Spieler Ahmad Mendes Moreira bei jeder Ballberührung von den Tribünen aus mit Affengeräuschen verunglimpft und als "Zwarte Piet" beschimpft. Der Schwarze Peter ist eine umstrittene niederländische Weihnachtsfigur mit schwarzem Gesicht. Moreira selbst sagte im niederländischen Fernsehen:
"Du fühlst dich machtlos. Es gibt nichts, was du dagegen tun kannst. An einem bestimmten Punkt erkennst du, dass es dir passiert. Du denkst an dich selbst, "passiert mir das wirklich?". Es tut so sehr weh, weil es so persönlich ist.
Premierminister bringt Gesetzesänderung ins Gespräch
Auch Premierminister Mark Rutte mischte sich in die Debatte ein und nannte das Verhalten der Zuschauer "ekelhaft und fürchterlich". Man könne auch darüber nachdenken, die Gesetze zu verändern, sagte er der Zeitung "De Telegraaf".
"Wir müssen mehr tun. Aber die erste Maßnahme ist, als Gesellschaft über das Zusammenleben nachzudenken. Und die Norm in der Gesellschaft ist, niemanden zu beleidigen."
Ausgerechnet an diesem Wochenende, an dem in der 1. und 2. Liga ein Zeichen gegen Rassismus im Fußball gesetzt werden sollte, war es zu weiteren Vorfällen gekommen. "Zwarte Piet" wurde erneut bei zwei Spielen in Amateurklassen gerufen. Die Gesellschaft komme nicht weiter, wenn wir auf diese Weise miteinander umgehen, sagte Mark Rutte heute dazu. Donnerstag will er mit dem Fußballverband KNVB sprechen.
Van Basten ruft Deutschem "Sieg Heil" hinterher
Diskutiert wird aber vor allem über Marco van Basten. Der Europameister von 1988 und spätere Nationaltrainer hatte Frank Wormuth, dem deutschen Trainer von Heracles Almelo nach einem Interview in einem Pay-TV-Sender hinterher gerufen: "Sieg Heil."
Van Basten hat sich inzwischen für den so wörtlich "missratenen Witz" entschuldigt. Es sei nicht seine Absicht gewesen, Menschen zu schockieren. Wormuth sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", er habe sich nicht getroffen gefühlt. Die Sache sei für ihn durch die Entschuldigung van Bastens erledigt, so Wormuth. Der Aktion "Rassismus? Dann spielen wir nicht" hat van Basten aber in jedem Fall einen Bärendienst erwiesen.