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Niedersachsens Masterplan für Digitalisierung
Mit dem Laptop in die Schule

Für eine Digitaloffensive an den niedersächsischen Schulen stellt die rot-schwarze Landesregierung eine Milliarde Euro zur Verfügung. Für Laptops sollen allerdings die Eltern sorgen - die stehen dem Plan skeptisch gegenüber. Die Lehrergewerkschaft bemängelt eine fehlende digitale Konzeption.

Von Alexander Budde |
    Schüler mit Headset am Laptop
    Schüler mit Headset am Laptop: Bis 2021 sollen sämtliche Schulen und Universitäten über gigabitfähige Anschlüsse verfügen, verkündet Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann von der CDU. (imago/Westend61)
    Im Englischkurs des zwölften Jahrgangs der Bismarckschule in Hannover werden am Ende der Stunde die Smartphones gezückt. Zwei Computerräume, Smartboards und Beamer in vielen Klassen, ein Leih-Koffer mit 16 Tablets, finanziert vom Förderverein – die digitalen Medien haben in diesem Gymnasium in der gutbürgerlich geprägten Südstadt längst Einzug in den Schulalltag gehalten.
    Fit werden für die digitale Zukunft, das ist auch Heinrich Frommeyer ein Anliegen. Der beschlossene Masterplan der rot-schwarzen Landesregierung strotzt vor ehrgeizigen Zielen, lobt der Schulleiter – aber auf ungeteilte Begeisterung stößt die neue Strategie bei ihm nicht:
    "Weil ich glaube, dass wenn wir von einer Digitalisierung im Sinne von einem Masterplan sprechen, dann wird der sicherlich nur zum Teil da ansetzen, dass es um Technik geht. Vielmehr müsste man Geld in die Hand nehmen, um die vorhandenen Potenziale, dass man die nutzt, damit die Kolleginnen und Kollegen in diesen Bereichen konzeptionell mit den Anwendungsmöglichkeiten, vor allem mit der didaktischen Konzeption von digitalem Unterricht weitergebildet werden."
    Bis 2021 sollen sämtliche Schulen und Universitäten über gigabitfähige Anschlüsse verfügen, verkündet Wirtschaftsminister Bernd Althusmann von der CDU. Abseits der Mammut-Aufgabe der digitalen Infrastruktur werden im Fahrplan aber auch Projekte angekündigt, in denen das Land selbst tätig werden kann. Für politischen Streit sorgt insbesondere das Vorhaben, dass an allen weiterführenden Schulen künftig digitale Endgeräte wie Laptops im Unterricht genutzt werden sollen. Für die Kosten sollen allerdings die Eltern aufkommen. Bereits heute verfügen bis zu 90 Prozent aller Schülerinnen und Schüler über entsprechende Geräte, rechnet Althusmann vor – und das allein für die Erstanschaffung für 70.000 Schüler des siebten Jahrgangs 14 Millionen Euro aus Landesmitteln erforderlich wären. Und markig fügt er hinzu:
    "Bring your own device, das heißt: Bringen wir es mit in die Schule! Da muss Schule sich digital bewegen! Wir werden über digitale Bücher sprechen. Das Thema Tablet-Einsatz, die Frage der Nutzung von Big Data: Das ist etwas, was im schulischen Alltag eine Normalität werden wird."
    Gegenwind von Gewerkschaft und Eltern
    Doch die Lehrergewerkschaft GEW und der Landeselternrat stehen dem Plan skeptisch gegenüber, die Kosten abzuwälzen, ohne sich überhaupt erst einmal mit der Frage zu beschäftigen, mit welcher pädagogischen Zielsetzung die teuren Geräte dann eingesetzt werden sollen. Und die Opposition rügt, dass die Landesregierung schon wieder demonstrativ mit dem Finger auf den Bund als unverzichtbaren Partner weist. Der FDP-Landtagsabgeordnete Jörg Bode sagt, wenn die Kommunen in einer Ko-Finanzierung mit dem Bund entlastet würden, stehle sich das Land aus der Verantwortung:
    "Natürlich soll das Land die Mittel auch nutzen, wenn sie tatsächlich mal kommen. Aber dann soll alles immer miteinander verzahnt und abgestimmt werden – und dann bestimmt immer der Langsamste das Tempo. Und das können wir uns heute nicht erlauben: Der Schnellste bestimmt die Zukunftsgeschwindigkeit!"
    Digitale Bildung spielt auch im Bund eine besondere Rolle, die Bundesregierung hat den Schulen bereits 2016 fünf Milliarden Euro für das digitale Lernen zugesagt. Passiert ist seither wenig – abgesehen von neuerlichen Versprechen im Koalitionsvertrag der Bundes-GroKo. Mit einem Anteil von 340 Millionen Euro an Ko-Finanzierung könnte allein das Flächenland Niedersachsen rechnen. Doch tatsächlich warten die Länder noch immer noch auf eine Umsetzung der damals ausgehandelten Eckpunkte. Wenn der Bund etwa die Anschaffung von Geräten finanzieren würde, wäre das kein schmerzhafter Eingriff in die Bildungshoheit der Länder, sagt Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne. Die könnten sich umso emsiger um die massenhafte Schulung der Lehrkräfte und die Entwicklung von breit vernetzten Schul-Clouds kümmern:
    "In der Tat haben wir eine klare Erwartungshaltung, dass das, was jetzt zum zweiten Mal versprochen wurde, auch umgesetzt wird und gehalten wird. Dass man nach einem Regierungswechsel auch immer ein bisschen Zeit benötigt, um zu sagen 'Wie setzen wir jetzt die Projekte konkret um...', das ist auch in Ordnung. Und dass Digitalisierung und Lernen mit digitalen Medien nicht ist, was in Zukunft kommt, sondern was jetzt da ist, da sind wir uns dann auch sehr einig – und deshalb müssen wir es jetzt auch umsetzen!"