Krise bei Volkswagen
Niedersachsens Ministerpräsident Weil fordert bis Weihnachten Klarheit - Ifo-Chef Fuest: "Lage sehr ernst"

Der deutsche Autobauer VW ist in einer Krise und muss sparen. Mittlerweile liegen erste Vorschläge des Konzerns vor. So sollen etwa die Tariflöhne um zehn Prozent gesenkt werden. Niedersachsens Ministerpräsident Weil mahnte an, es müsse bis Weihnachten eine Klärung über die Zukunft von Volkswagen geben.

    Eine Flagge weht auf dem Gelände des VW-Werks in Emden.
    Die Sparpläne bei VW sehen laut Gewerkschaft auch Werksschließungen vor. Der Konzern selbst bestätigte die Forderung, die Tariflöhne um zehn Prozent zu senken. (picture alliance / dpa / Sina Schuldt)
    Die derzeitige Situation sei unglaublich belastend für viele Leute, sagte der SPD-Politiker Weil im ZDF. Das Land Niedersachsen hält 20 Prozent der Stimmrechte in dem Konzern. Weil und seine Stellvertreterin, die Grünen-Politikerin Hamburg, sitzen für das Land im VW-Aufsichtsrat. Bei wichtigen Entscheidungen hat das Land ein Veto-Recht.

    Ifo-Präsident rechnet mit Stellenabbau

    Der Präsident des ifo-Instituts, Fuest, bezeichnete die Lage bei Volkswagen als sehr ernst. Es gebe schon längere Zeit Probleme, sagte der Ökonom ebenfalls im ZDF. Bereits unter dem früheren Konzernchef Diess sei diskutiert worden, ob Stellen abgebaut werden müssten. Manches sei auf die lange Bank geschoben worden.
    Fuest rechnet mit einem Strukturwandel in der deutschen Automobilindustrie sowie einem Stellenabbau in der Branche. Es sei bekannt, dass mit der Elektromobilität die Wertschöpfung aus Deutschland abwandern werde, da Batterien hauptsächlich aus dem Ausland kämen, betonte Fuest.

    "VW hat bei der E-Mobilität den Anschluss verloren"

    Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Kellner, warf Volkswagen vor, auf dem Sektor der Elektromobilität den Anschluss verloren zu haben. VW habe keine bezahlbaren Elektroautos entwickelt, sagte der Grünen-Politiker im Deutschlandfunk. Die Versäumnisse der Vergangenheit rächten sich nun. Die Konkurrenz aus China fahre Volkswagen davon.
    Der Beauftragte der Bundesregierung für Mittelstand räumte ein, dass der Stopp der staatlichen Kaufprämie die Verbraucher verunsichert habe. Er warb dafür, neue Kaufanreize für E-Mobilität zu setzen, zum Beispiel beim Leasing. Im Übrigen halte er es für den falschen Weg, VW-Standorte zu schließen. Dies führe in eine Sackgasse.

    VW fordert Einsparungen beim Lohn

    Das angeschlagene Unternehmen hatte gestern bei der zweiten Tarifrunde in Wolfsburg erstmals konkrete Details zu seinen Sparplänen genannt. Darin bestätigte VW-Verhandlungsführer Meiswinkel unter anderem die Forderung, die Tariflöhne um zehn Prozent zu senken. Er betonte, man brauche dringend eine Entlastung bei den Arbeitskosten, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Hierfür sei auch ein Beitrag der Beschäftigten nötig.
    Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Gröger bezeichnete die Sparpläne als nicht akzeptabel. Im Verhandlungssaal habe VW noch zahlreiche weitere Punkte genannt, darunter die Senkung der Zahl der Ausbildungsplätze. "Diese Giftliste, die Volkswagen uns da vorgelegt hat, die ist relativ lang". Das sei kein gangbarer Weg.
    Zugleich begrüßte er, dass sich VW nun bereit zeige, über eine Zukunft aller Standorte ohne Werksschließungen und Massenentlassungen zu verhandeln. Damit sei ein Scheitern der Verhandlungen vorerst abgewendet. Früheren Angaben des Betriebsrats und Medienberichten zufolge stehen aus Unternehmenssicht auch Werksschließungen im Raum. Die nächste Tarifrunde ist laut VW für den 21. November geplant.

    Hör-Tipp

    Mehr zu den Problemen beim Autobauer VW und der Tarifrunde hören Sie hier in unserem Wirtschaftsgespräch.
    Diese Nachricht wurde am 31.10.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.