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Niedrige Anlagezinsen
Bundesbank sieht keine schleichende Enteignung

Trotz der niedrigen Verzinsung von Sparanlagen sieht die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht kein Risiko für die Deutschen. Denn die Rendite-Einbußen seien gar nicht so groß - auch aufgrund der niedrigen Inflationsrate.

Von Brigitte Scholtes |
    Buchstabenwürfel bilden das Wort Zinsen.
    Die Sparzinsen bleiben niedrig. (dpa / picture alliance / Heiko Wolfraum)
    Die Zinsen für Spareinlagen sind mickrig, wenige Banken zahlen mehr als ein Prozent für Tagesgeld, einige aber noch nicht einmal 0,1 Prozent. Von Enteignung sprechen da die Vertreter von Genossenschaftsbanken und Sparkassen gerne, so etwa rechnete Georg Fahrenschon, der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, im vergangenen Jahr vor:
    "Konkret bedeutet das, dass momentan bei dieser niedrigen Zinssituation all diejenigen Sparerinnen und Sparer, die fürs Alter vorgesorgt haben, allein in Deutschland 15 Milliarden Euro verlieren. Das sind vom Baby bis zum Großvater 200 Euro pro Kopf pro Jahr. Und das Geld fehlt, es ist weg, es ist im Alter nicht mehr vorhanden, weil der Zins- und Zinseszinseffekt, auf den man eigentlich gesetzt hat, der dreht sich ins Negative."
    Bundesbank gibt Entwarnung
    Alles halb so schlimm, schreibt nun die Deutsche Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht: Denn zum einen verlieren die Deutschen nicht die Lust am Sparen. Sie legen immer noch etwa neun Prozent ihres verfügbaren Einkommens zurück. Zum anderen aber seien die tatsächlichen Renditeeinbußen gar nicht so groß wie dies die niedrigen Zinsen vermuten lassen. Denn auch die Inflationsrate ist ja sehr niedrig. Hinzu kommt: Auch, wenn die deutschen Sparer einen großen Teil ihrer Anlagen in renditeschwachen Bankeinlagen parken, so halten sie auch noch höher verzinsliche Anlageformen, etwa in Lebensversicherungen.
    Und deren reale Rendite liege immer noch im positiven Bereich, schreibt die Bundesbank. Mehr noch: Seit 2012 sei sie wegen der rückläufigen Preissteigerungsrate wieder auf ein Niveau gestiegen, wie es zu Beginn der 90er-Jahre und Mitte der 2000er-Jahre üblich war. Das haben die Ökonomen der Bundesbank errechnet. Und schließlich legen einige Sparer ihr Geld auch in Aktien an. Eine gute Entscheidung, meint Christine Bortenlänger, Chefin des Deutschen Aktieninstituts. Denn die Aktie sei kein Zockerpapier, wie viele oft meinten:
    "Wir wissen, dass, wenn man in Aktien oder in Aktienfonds anlegt und einen mittel- bis langfristigen Horizont hat, die Rendite immer deutlich über der Inflationsrate liegt und auch sehr stabil positiv ist. Gefährlich ist es, wenn jemand eine Aktie kauft und damit in einem halben Jahr ein großes Vermögen machen will. Das funktioniert nicht, da stehen Kursschwankungen dagegen, die immer möglich sind bei der Aktie. Aber wenn sie mehr als fünf oder mehr als zehn Jahre Geld anlegen, dann erzielen Sie immer eine positive Rendite mit der Aktie."
    Durchschnittsrendite von 1,5 Prozent
    Rechnet man alle Anlageformen zusammen, dann haben die Haushalte zwischen 2008 und 2015 eine durchschnittliche Rendite von 1,5 Prozent erwirtschaftet.
    Auch, wenn sich Sparen trotz Niedrigzinsen also noch lohnen kann: Grundsätzlich, daran lässt auch die Bundesbank keinen Zweifel, bleiben die Deutschen risikoavers. Sie gehen lieber auf Nummer Sicher und investieren in liquide Bankeinlagen. Da haben die Turbulenzen am Kapitalmarkt dann doch deutliche Spuren im Anlageverhalten hinterlassen.