Der Strand von Odessa. Diskotheken und Bars reihen sich aneinander. Ein Speedboot zieht ein Luftkissen mit kreischenden Urlaubern übers Wasser. Rücken röten sich. Plastikpalmen lassen die Blätter hängen. "Arkadien" heißt das überfüllte Ferienparadies. Alexander schlendert die Promenade entlang. Er kommt aus Irkutsk.
"Das ist 6700 Km von Odessa entfernt. Wir sind drei Wochen hier. Heute waren wir im Delfinarium. Jetzt sind wir auf dem Heimweg. "
Nach Odessa fahren vor allem Russen. In den letzten Jahren waren viele von ihnen fortgeblieben. Der Grund: Unter dem westlich orientierten Ex-Präsidenten Viktor Juschtschenko, der 2004 an die Macht gekommen war, hatte sich das Verhältnis zwischen der Ukraine und Russland massiv verschlechtert. Sein Nachfolger, Viktor Janukowitsch, sucht dagegen die Nähe zu Russland. Kurz nach seinem Amtsantritt verlängerte die Ukraine den Pachtvertrag der russischen Schwarzmeerflotte auf der Krim um 25 Jahre; im Gegenzug liefert Russland Gas zum Vorzugspreis. Der politische Schulterschluss bewirkt, dass sich auch die Bevölkerungen wieder besser verstehen.
Vor dem Bahnhof von Odessa sitzt Alisa in der Mittagssonne und wartet auf Kunden. Sie vermietet Zimmer, das verrät der handgeschriebene Zettel, den sie sich an die Bluse gesteckt hat. Gerade ist der Zug aus Moskau angekommen.
"In diesem Jahr kommen wieder mehr Urlauber."
"Meine Tochter wohnt in Moskau. Sie fährt oft zwischen Odessa und Moskau hin und her. Und sie erzählt, dass es an der Grenze jetzt viel unkomplizierter ist als noch vor einem Jahr. Die Zöllner meckern nicht mehr so viel. Der Fisch stinkt vom Kopf. So ist es auch mit uns. Wir einfachen Leute verstehen einander doch immer. Aber es geht darum, ob die da oben miteinander auskommen."
Eine Übernachtung bei Alisa kostet umgerechnet fünf Euro.
"Ich lebe davon. Ich bin erst 55. Ich bekomme noch keine Rente, aber eine Arbeit kann ich auch nicht finden. In meinem Alter sind hier alle arbeitslos."
Alisa freut sich über den neuen außenpolitischen Kurs der Ukraine. Dass ihr Leben deshalb besser wird, glaubt sie nicht.
"Es ist wirklich schwer für uns. Denn die Korruption ist sehr groß. Im Krankenhaus zum Beispiel wird nur behandelt, wer den Ärzten Schmiergeld gibt. Ich hatte auf Janukowitsch gehofft, darauf, dass die neue Regierung etwas ändert. Aber an ihn glaube ich auch nicht mehr."
Transparency International führt die Ukraine in ihrer Rangliste korrupter Staaten auf einer Ebene mit Russland, Sierra-Leone und Simbabwe. Janukowitsch hat angekündigt, die Korruption zu bekämpfen. Aber die Leute in Odessa glauben ihm nicht.
Sergej fährt Taxi, so ernährt er seine Frau und zwei Kinder. Er wartet regelmäßig vor einem großen Hotel auf Kundschaft. Betreten dürfe er das Hotel nicht, erzählt Sergej – die Portiers hätten Abmachungen mit anderen Taxifahrern. Die würden sie bestellen und bekämen dann%e für jede Tour. Im Gegenzug lotsten diese Taxifahrer Touristen in das Hotel. Eine Hand wäscht die andere. Sergej schüttelt den Kopf.
"Mein Sohn studiert. Um seinen Schein am Semesterende zu erhalten, muss er 500 Dollar bezahlen. Da geht es nicht darum, ob er etwas weiß oder nicht. Es geht nur ums Geld."
"Niemand hat vor, wirklich gegen die Korruption zu kämpfen. Hier läuft ein Verteilungskampf um Geld und Macht. Janukowitsch und seine Leute haben versprochen, die Korruption zu bekämpfen. Aber das tun sie ja doch nicht. Denn sie sind selbst korrupt. Wir sind denen doch komplett egal. Und die vorige Regierung war genauso. Die nehmen sich nichts."
"Das ist 6700 Km von Odessa entfernt. Wir sind drei Wochen hier. Heute waren wir im Delfinarium. Jetzt sind wir auf dem Heimweg. "
Nach Odessa fahren vor allem Russen. In den letzten Jahren waren viele von ihnen fortgeblieben. Der Grund: Unter dem westlich orientierten Ex-Präsidenten Viktor Juschtschenko, der 2004 an die Macht gekommen war, hatte sich das Verhältnis zwischen der Ukraine und Russland massiv verschlechtert. Sein Nachfolger, Viktor Janukowitsch, sucht dagegen die Nähe zu Russland. Kurz nach seinem Amtsantritt verlängerte die Ukraine den Pachtvertrag der russischen Schwarzmeerflotte auf der Krim um 25 Jahre; im Gegenzug liefert Russland Gas zum Vorzugspreis. Der politische Schulterschluss bewirkt, dass sich auch die Bevölkerungen wieder besser verstehen.
Vor dem Bahnhof von Odessa sitzt Alisa in der Mittagssonne und wartet auf Kunden. Sie vermietet Zimmer, das verrät der handgeschriebene Zettel, den sie sich an die Bluse gesteckt hat. Gerade ist der Zug aus Moskau angekommen.
"In diesem Jahr kommen wieder mehr Urlauber."
"Meine Tochter wohnt in Moskau. Sie fährt oft zwischen Odessa und Moskau hin und her. Und sie erzählt, dass es an der Grenze jetzt viel unkomplizierter ist als noch vor einem Jahr. Die Zöllner meckern nicht mehr so viel. Der Fisch stinkt vom Kopf. So ist es auch mit uns. Wir einfachen Leute verstehen einander doch immer. Aber es geht darum, ob die da oben miteinander auskommen."
Eine Übernachtung bei Alisa kostet umgerechnet fünf Euro.
"Ich lebe davon. Ich bin erst 55. Ich bekomme noch keine Rente, aber eine Arbeit kann ich auch nicht finden. In meinem Alter sind hier alle arbeitslos."
Alisa freut sich über den neuen außenpolitischen Kurs der Ukraine. Dass ihr Leben deshalb besser wird, glaubt sie nicht.
"Es ist wirklich schwer für uns. Denn die Korruption ist sehr groß. Im Krankenhaus zum Beispiel wird nur behandelt, wer den Ärzten Schmiergeld gibt. Ich hatte auf Janukowitsch gehofft, darauf, dass die neue Regierung etwas ändert. Aber an ihn glaube ich auch nicht mehr."
Transparency International führt die Ukraine in ihrer Rangliste korrupter Staaten auf einer Ebene mit Russland, Sierra-Leone und Simbabwe. Janukowitsch hat angekündigt, die Korruption zu bekämpfen. Aber die Leute in Odessa glauben ihm nicht.
Sergej fährt Taxi, so ernährt er seine Frau und zwei Kinder. Er wartet regelmäßig vor einem großen Hotel auf Kundschaft. Betreten dürfe er das Hotel nicht, erzählt Sergej – die Portiers hätten Abmachungen mit anderen Taxifahrern. Die würden sie bestellen und bekämen dann%e für jede Tour. Im Gegenzug lotsten diese Taxifahrer Touristen in das Hotel. Eine Hand wäscht die andere. Sergej schüttelt den Kopf.
"Mein Sohn studiert. Um seinen Schein am Semesterende zu erhalten, muss er 500 Dollar bezahlen. Da geht es nicht darum, ob er etwas weiß oder nicht. Es geht nur ums Geld."
"Niemand hat vor, wirklich gegen die Korruption zu kämpfen. Hier läuft ein Verteilungskampf um Geld und Macht. Janukowitsch und seine Leute haben versprochen, die Korruption zu bekämpfen. Aber das tun sie ja doch nicht. Denn sie sind selbst korrupt. Wir sind denen doch komplett egal. Und die vorige Regierung war genauso. Die nehmen sich nichts."