Boko Haram hatte in dieser dritten Attacke auf die Stadt binnen einer Woche von vier Zufahrtsstraßen aus angegriffen. Die in Maiduguri eingekesselten Bewohner berichten von stundenlangen Bombardements, von Raketenbeschuss und Maschinengewehrfeuer. Mehrere Zivilisten sollen bei den Gefechten getötet worden sein.
Beim Ausbruch der Kämpfe waren Tausende Bewohner der Außenbezirke nach Maiduguri geflohen - die Hauptstadt des nordöstlichen Bundesstaates Borno ist mit rund 200.000 Flüchtlingen bereits überfüllt. Augenzeugen zufolge belagert Boko Haram Maiduguri von allen Seiten. Unklar ist, inwieweit sich die Terroristen nach der Gegenoffensive des Militärs zurückgezogen haben - und wann eine neue Offensive droht.
Kurz vor der Präsidentschaftswahl in Nigeria am 14. Februar hatten Experten bereits mit einem neuen Angriff auf Maiduguri gerechnet. Eine Eroberung kurz vor der Abstimmung wäre für Boko Haram ein Erfolg mit großer Symbolkraft. Für die nigerianischen Streitkräfte würde es eine schwere Niederlage bedeuten - und wahrscheinlich eine humanitäre Katastrophe auslösen. Schätzungen zufolge kontrolliert Boko Haram im Nordosten Nigerias derzeit mindestens die Hälfte von Borno sowie Gebiete in den benachbarten Bundesstaaten Adamawa und Yobe - also ein Gebiet von der Größe Nordrhein-Westfalens.
Wohl 1,5 Millionen Flüchtlinge unterwegs
Die Gruppe hat dort ein Kalifat ausgerufen und wird immer mächtiger und gewalttätiger. Seit 2009 soll Boko Haram allein in Nigeria inzwischen mehr als 13.000 Menschen getötet haben, die Zahl der Flüchtlinge wird auf 1,5 Millionen Menschen geschätzt.
Schon 2013 hatte Präsident Goodluck Jonathan in der Region den Notstand ausgerufen. Doch das nigerianische Militär konnte bislang dem Terror kaum etwas entgegensetzen, die Armee gilt als schlecht ausgerüstet, die Soldaten sind demoralisiert. Boko Haram hat dagegen enge Kontakte zu Terrornetzwerken wie Al Kaida, aber offenbar auch zu mächtigen Finanziers in Politik und Militär.
Mittlerweile werden auch die Nachbarländer Nigerias in den Terror hineingezogen - im Norden Kameruns greift die Gruppe immer wieder Stellungen der Armee an und tötet auch Zivilisten. Truppen aus dem Tschad haben in Kamerun bereits gegen Boko Haram eingegriffen.
Afrikanische Union beschließt Eingreiftruppe gegen Boko Haram
Mit Kampfhubschraubern haben tschadische Spezialeinheiten heute wieder Stellungen der Extremisten im Grenzgebiet zu Kamerun angegriffen: Bei einem ersten Gefecht am vergangenen Donnerstag sollen tschadische Truppen dort bereits mehr als 120 Boko Haram-Kämpfer getötet haben, auch auf tschadischer Seite gab es Verluste.
Die Afrikanische Union hat bei ihrem Gipfel im äthiopischen Addis Abeba am Wochenende den Aufbau einer 7.500 Mann starken Eingreiftruppe gegen Boko Haram beschlossen. Beteiligt sein sollen Nigeria und die vier Nachbarländer Kamerun, Tschad, Niger und Benin.
Kommende Woche wollen Militärexperten In der kamerunischen Hauptstadt Jaunde über Einzelheiten beraten.