Die Mädchen wurden am Samstag in der Nähe der Stadt Banki an der Grenze zu Kamerun freigelassen, teilte die nigerianische Regierung mit. Im Gegenzug wurden einige von den Behörden festgehaltene Boko Haram-Anhänger freigelassen. Vermittelt wurde der Austausch von der Schweiz und dem Internationalen Roten Kreuz. Die Mädchen sollen heute nach Abuja gebracht und von Präsident Muhammadu Buhari empfangen werden.
Boko Haram hatte im April 2014 mehr als 276 christliche Mädchen verschleppt. Bereits im Oktober vergangenen Jahres waren 21 von ihnen freigekommen. Die nigerianische Regierung hatte damals angekündigt, dass eine weitere Gruppe von 83 Kindern "sehr bald" freigelassen werde. Nach Regierungsangaben wurde für die 21 Mädchen kein Lösegeld an die Terrormiliz bezahlt. Im April erklärte die Regierung, die Verhandlungen um die Freilassung seien fortgeschritten, aber stünden auch einigen Herausforderungen gegenüber.
Amnesty: Privatsphäre der Mädchen respektieren
Es wird geschätzt, dass noch 113 der inzwischen 12 bis 18 Jahre alten Mädchen in der Gewalt der Terrormiliz sind. Viele von ihnen wurden gezwungen, Kämpfer der Terrormiliz zu heiraten. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat Boko Haram in den vergangenen drei Jahren 2.000 Jugendliche und Kinder in ihre Gewalt gebracht. Sie würden sexuell missbraucht und als Kämpfer oder Selbstmordattentäter eingesetzt. Die Menschenrechtsorganisation forderte die nigerianische Regierung dazu auf, die Mädchen möglichst bald mit ihren Familien zusammenzuführen und ihre Privatsphäre zu respektieren.
Für die Freilassung der Kinder hatte sich unter anderem auch die Kampagne #BringBackOurGirls eingesetzt. "Das sind sehr sehr spannende Nachrichten für uns, dass mehr als 80 unserer Mädchen nach Hause kommen", sagte Bukky Shonibare von der Kampagne dem TV-Sender Sky. Die Mädchen seien in Gefangenschaft ausgehungert und missbraucht worden. Einige der Gefangenen seien mit Kindern, die sie während der Verschleppung geboren hatten, zurückgekehrt.
Ein im vergangenen Mai gerettetes Mädchen berichtete nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Mädchen unter Hunger litten und rohen Mais essen müssten. Einige seien in Gefangenschaft gestorben, andere seien die Beine gebrochen oder sie hätten ihr Gehör verloren, nachdem sie zu nahe an Explosionen gewesen seien.
Präsident Buhari sagte im vergangenen Jahr, Boko Haram sei "gebrochen". Beobachter zweifeln jedoch an den Erfolgsmeldungen der Regierung. Sie versuche damit lediglich, einen politischen Erfolg erzielen, sagte Jan-Philipp Scholz, Korrespondent der Deutschen Welle, im Deutschlandfunk. Denn das Land stecke in einer tiefen Rezession und die Zustimmung für Buhari nehme ab.
Die Terrormiliz führt immer noch Attacken im Norden Nigerias und den Nachbarländern durch. Die USA und Großbritannien warnen vor Entführungen von Ausländern im Grenzgebiet zwischen Nigeria und Kamerun.
Bereits mehr als 20.000 Menschen sind infolge der terroristischen Anschläge ums Leben gekommen, rund 2,6 Millionen Menschen sind auf der Flucht.
(cvo/ach)