Etwa 80 Menschen wurden nach Behördenangaben verletzt, als am Dienstagabend ein Sprengsatz auf einem Markt in der Stadt Yola detonierte. Noch sei unklar, ob es sich um ein Selbstmordattentat oder eine abgestellte Bombe gehandelt habe, sagte ein Sprecher der Nationalen Notstandsbehörde Nema in Yola. Hinter dem Anschlag wird die Terrororganisation Boko Haram vermutet, bekannt hat sich allerdings noch niemand.
Unter den Opfern waren nach Angaben des Roten Kreuzes auch zahlreiche Moscheebesucher. Sie wurden von der Wucht der Explosion erfasst, als sie das Gotteshaus am Rande des Marktplatzes nach dem Abendgebet verließen. Die Versorgung von Verletzten und die Bergung von Toten wurden durch die Dunkelheit erschwert. In Yola gibt es kaum Straßenbeleuchtung, auch weil wegen der Treibstoffknappheit in Nigeria derzeit nur wenige Generatoren betrieben werden können.
Facebook aktiviert nach Kritik seinen "Safety Check"
Die digitale Randnotiz der schrecklichen Ereignisse ist das Verhalten von Facebook. Das soziale Netzwerk hat einen "Safety Check", der bislang vornehmlich bei Naturkatastrophen zum Einsatz gekommen war. Nutzer können so ihre Freunde und Familie informieren, ob sie sich in Sicherheit befinden - was bei schlechten Telefonverbindungen nützlich sein kann. Nach den Terroranschlägen von Paris setzte Facebook dieses Instrument ein, bei den Anschlägen in Beirut jedoch nicht, wofür es viel Kritik gab. Der libanesische Arzt Elie Fares beklagte in einem Blogbeitrag, dass die Welt mit Paris fühle, aber sich für arabische Leben nicht interessiere. Auf diese und weitere Kritik reagierte Facebook nun mit der Einführung des "Safety Checks" für Yola.
1,4 Millionen Nigerianer auf der Flucht vor Boko Haram
Erst am Samstag hatte Präsident Muhammadu Buhari in Yola erklärt, die Gruppe sei nahezu besiegt. Boko Haram, deren Name "Westliche Bildung ist Sünde" bedeutet, hat der Terrororganisation "Islamischer Staat" die Treue geschworen. Seit Anfang des Jahres soll Boko Haram mehr als 3.500 Menschen getötet haben. Mindestens 1,4 Millionen Nigerianer sind vor Boko Haram auf der Flucht. Die Fundamentalisten terrorisieren den Nordosten Nigerias und die angrenzenden Gebiete der Nachbarländer Kamerun, Niger und Tschad.
Die Zahl der Toten durch Terroranschläge ist einer Studie zufolge im vergangenen Jahr weltweit sprunghaft angestiegen. Laut dem am Dienstag in London veröffentlichten Terrorismusindex des Instituts für Wirtschaft und Frieden stieg die Zahl der Anschlagstoten im Jahr 2014 um 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Demnach fielen 2014 insgesamt 32.658 Menschen Anschlägen zum Opfer, während es 2013 noch 18.111 Menschen waren. Für mehr als die Hälfte der Anschlagstoten im vergangenen Jahr seien die in Nigeria ansässige Islamistengruppe Boko Haram sowie die in Syrien und dem Irak agierende Organisation Islamischer Staat (IS) verantwortlich, heißt es in der Studie.
(nch/jcs)