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Nigeria
Gipfel gegen Boko Haram in Paris

Die Terrorgruppe Boko Haram ist in Nigeria für die Entführung von mehr als 200 Mädchen und tödliche Anschläge verantwortlich. Um die Islamisten zu stoppen, treffen sich in Paris Vertreter aus Afrika, Europa und den USA zu einem Sicherheitsgipfel. Sie wollen eine gemeinsame Strategie gegen die Terroristen finden - das scheint aber nicht so einfach.

Von Ursula Welter |
    "Boko Haram läßt sich nicht bekämpfen, die sind doch nur Werkzeuge großer Mächte."
    Ein Mann mit afrikanischen Wurzeln diskutiert am Rande des Eiffelturms in Paris mit Frauen über die Lage in Nigeria. Die Frauen sind gekommen, weil sie sich mit den entführten Schülerinnen solidarisch erklären. Viele solcher Demonstrationen gibt es zur Zeit in der französischen Hauptstadt. An diesem Tag ist Prominenz dabei, die Gattin des früheren Präsidenten Sarkozy ist gekommen, die Sängerin Carla Bruni. Auch Valerie Trierweiler ist da, die Ex-Lebensgefährtin von Staatspräsident Hollande:
    "Den Preis von Kriegen zahlen immer zuallererst die Frauen, immer."
    Die frühere First Lady Frankreichs will keine Ratschläge geben. Was ihr Land tun könne, das müsse auf politischer Ebene entschieden werden, das sei nicht ihre Sache. Francois Hollande hat sich für eine Sicherheitskonferenz in Frankreich entschieden. Auf Bitten des nigerianischen Staatschefs, wie es im Élysée-Palast heißt. Schließlich habe Paris seit dem Einsatz in Mali Erfahrung im Kampf gegen Terrornetzwerke.
    Frankreich will nun eine Führungsrolle in der Bekämpfung von Boko Haram übernehmen, auch weil immer wieder Franzosen Opfer von Geiselnahmen durch die Islamisten sind, zuletzt wurde eine mehrköpfige Familie verschleppt, dann ein Pfarrer.
    Nachbarstaaten Nigerias sind eingeladen
    Zur Konferenz in Paris sind die überwiegend frankophonen Nachbarstaaten Nigerias eingeladen, neben Frankreich sitzen zwei weitere ständige Mitglieder des UN-Sicherheitsrates am Tisch, die USA und Großbritannien. Und auch die Europäische Union wird vertreten sein - allerdings wird im Élysée-Palast verhalten kritisiert, dass Brüssel kein allzu großes Interesse an der Bedrohung durch Boko Haram zeige, auch deshalb sehe sich Frankreich an vorderster Front.
    Die Konferenz soll vor allem dem Dialog der Staaten in der Region dienen, um den Kampf gegen Boko Haram zu verstärken. Niger und Nigeria pflegen bereits enge Kontakte, der Dialog zum Tschad steckt in den Anfängen, zwischen Nigeria und Kamerun aber herrscht Funkstille. Dass Delegationen aus beiden Ländern in Paris an einem Tisch sitzen werden, wird im Élysée-Palast bereits als diplomatischer Erfolg bewertet, zumal sich die Geiselnahmen durch Boko Haram häufig im Grenzgebiet zwischen Kamerun und Nigeria abspielen.
    Um den regelmäßigen Austausch von Informationen, von geheimdienstlichen Erkenntnissen, von Satellitenbildern soll es heute auch gehen und um Entwicklungshilfe, damit der islamistischen Bewegung der soziale Nährboden entzogen wird. Ob Sanktionen gegen Boko-Haram-Kämpfer und -Förderer, nach dem Vorbild Al-Kaida, angesprochen werden, bleibt abzuwarten, denn Nigeria zeige sich in diesem Punkt zurückhaltend, wolle das Problem nicht auf UN-Ebene heben, heißt es in Paris. Sinnvolle Sanktionsbeschlüsse aber müssten von dort, von den Vereinten Nationen kommen.
    "Das bringt doch alles nichts", schimpft dieser Mann bei der Solidaritätskundgebung am Eiffelturm auf die Diplomatie, der Westen sei viel zu schwach und feige. Einem rein militärischen Reaktions-Muster will Frankreich mit der heutigen Konferenz allerdings entgegenwirken. Nigeria und die Anrainerstaaten sollen auch in Sachen Verhandlungskompetenz beraten werden, damit, wenn Geiseln in den Händen von Boko Haram aufgespürt werden, es bei Befreiungsaktionen nicht zu zivilen Opfern kommt.