Muhammadu Buhari klang bei seiner Amtseinführung als nigerianischer Präsident Ende Mai kämpferisch: "Boko Haram ist eine Gruppe verrückter und gottloser Menschen, die so weit vom Islam entfernt sind, wie man es sich nur vorstellen kann." Er kündigte an, entschlossen gegen die Extremisten vorzugehen. Alle ihre Geiseln, darunter auch die mehr als 200 vor über einem Jahr entführten Schülerinnen aus Chibok, müssten gefunden werden." Diese Regierung wird alles in ihrer Macht stehende tun, um sie lebend zu befreien."
Ein erster Schritt sei die Verlegung des Kommandozentrums von der Hauptstadt Abuja nach Maiduguri im umkämpften Nordosten, kündigte Buhari damals an. Der frühere Militärmachthaber hatte sich bei der Präsidentschaftswahl in Nigeria überraschend gegen Amtsinhaber Goodluck Jonathan durchgesetzt. Es war der erste friedliche Machtwechsel in Afrikas bevölkerungsreichstem Land.
Fast täglich neue Anschläge
Doch bisher folgten auf die Ankündigungen wenige Taten. Fast täglich gibt es Meldungen über Terroranschläge im Nordosten Nigerias, die die Handschrift von Boko Haram tragen. Keine 24 Stunden nach der Amtseinführung Buharis verübte die Gruppe einen Selbstmordanschlag auf eine Moschee in Maiduguri, zudem griffen Kämpfer zwei Stadtteile an. Insgesamt töteten sie mehr als 40 Menschen. Seit Ende Mai starben mindestens 300 Nigerianer durch die Terrorgruppe, außerdem wurden ganze Dörfer zerstört. Zuletzt griffen Boko-Haram-Krieger Anfang der Woche die entlegenen Orte Debiro Biu und Debiro Hawul an, wieder starben nach Medienberichten mehr als 40 Menschen.
Guerilla-Taktik für einen Gottesstaat
Bei Anschlägen und Angriffen der Terrormiliz Boko Haram sind seit 2009 etwa 15.000 Menschen getötet worden, rund 1,5 Millionen Menschen flohen nach UNO-Angaben vor der Gewalt. Die Streitkräfte Nigerias haben zuletzt zusammen mit Truppen der Nachbarstaaten Tschad, Niger und Kamerun Erfolge im Kampf gegen Boko Haram vermeldet. Seitdem setzt die Extremistengruppe wieder stärker auf Guerilla-Taktiken wie Anschläge auf zivile Ziele. Sie will mit Gewalt einen islamischen Gottesstaat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias errichten.
Buhari hatte am Rande des G7-Gipfels auf Schloss Elmau in Bayern für mehr internationale Hilfe im Kampf gegen Boko Haram geworben. Damals betonte er erneut, seine Regierung sei fest entschlossen, den Aufstand "in der kürzestmöglichen Zeit" zu beenden.
Der Bevölkerung droht auch noch von einer anderen Seite Gewalt: Die nigerianische Armee begeht in ihrem Kampf gegen die Terrorgruppe offenbar schwere Menschenrechtsverletzungen. Die Organisation Amnesty International berichtete, dass seit 2011 mindestens 7.000 Männer und Jungen von Soldaten getötet worden seien. Sie seien verhungert, erstickt oder zu Tode gefoltert worden. Vor allem als Reaktion auf Angriffe von Boko Haram habe es offenbar solche gewaltsamen Übergriffe gegeben.
(hba/ach)