Alex Oji gehört zur nigerianischen Mittelklasse. Aber auch er spürt die Folgen der sinkenden Ölpreise. Die Folge: Alex Oji verkauft seinen Geländewagen: "Ich liebe Luxusautos. Aber die Wirtschaft ist nicht stabil, deshalb ist es nicht gut, so ein teures Auto zu halten: Hohe Kosten, das macht keinen Sinn. Deshalb verkaufe ich jetzt mein Auto und suche nach einem praktischeren Wagen. Ich habe keine andre Wahl." Der Autohändler, der den zwei Jahre alten Geländewagen zur Hälfte des Neupreises zurückkauft, hat viele solcher Kunden. "Die Leute bringen ihre Autos zum Verkauf. Es ist kein Geld im Umlauf. Unsere Verkäufe sind sehr niedrig. Die Leute haben Angst."
Sie haben Angst und echte Probleme: Die Wirtschaft wächst nicht gewohnt, aber die Preise steigen. Lebensmittel, Schul-Gebühren - alles wird teurer. Die Staatseinnahmen sacken ab und Öl-Gesellschaften wie die Shoreline Group, kämpfen ums Überleben. Der Vorstandsvorsitzende Kola Karim: "Nigerias Fähigkeit, Devisen zu verdienen, ist eingebrochen, um fast 70 Prozent. Der Preis für Rohöl lag im Sommer 2014 bei 114 Dollar. Jetzt sind wir bei etwa 30 Dollar pro Barrel. Das ist ein großer Verdienstausfall." Und Bismarck Rewane, nigerianischer Finanzexperte, drückt es noch drastischer aus: "Die Auswirkung des sinkenden Ölpreises sind - milde ausgedrückt - katastrophal. Das Problem ist groß. Die Konzepte, das Problem anzugehen, die sind schlecht vorbereitet."
Nigerias Währung ist extrem unter Druck. Aber Präsident Buhari weigert sich, abzuwerten. Er befürchtet eine explodierende Inflation. Stattdessen setzt Buhari auf strukturelle Änderungen in der Wirtschaft. Mehr Investitionen in Landwirtschaft und Industrie. Gleichzeitig mehr Geld für Bildung und Ausbildung. Buhari will versuchen, Nigerias Wirtschaft und Verwaltung schrittweise von der "Droge Öl" herunterzubringen.
Nigeria muss andere Einnahmequellen entdecken
Von dieser Droge lebten bisher auch die Verwaltungen der Bundesstaaten Nigerias. Zum Beispiel der Bundesstaat Kaduna. Kaduna hat viel Landwirtschaft. Erdnüsse vor allem, Baumwolle, aber auch Viehzucht. Der Bundesstaat kassierte bei seinen etwa sieben Millionen Einwohnern im Jahr 2014 aber gerade mal 46 Millionen Euro an Steuern. Das hätte niemals für die Verwaltung ausgereicht, aber bisher kam jedes Jahr ein fetter Scheck von der Zentralregierung. Finanziert aus den Öl-Einnahmen. Diese Zuwendung ist jetzt zusammengeschnurrt und Kaduna muss zusehen, eine effektivere Steuerverwaltung aufzubauen. Digital, nicht mehr, wie bisher, handschriftlich verwaltet.
Darauf setzt Nigeria: Dass das Land lernt, über das wichtige Exportgut Rohöl hinaus zu denken, und andere Einnahmequellen zu entdecken. Dafür wirbt ausgerechnet der Öl-Minister Nigerias, Ibe Kachikwu. Aber auch er weiß: Ein Ölpreis um die 40 Dollar pro Barrel wäre notwendig, um die Strukturveränderungen einigermaßen finanzieren zu können. Ohne in eine neue Schuldenkrise abzudriften: "Wir brauchen moderate Ölpreise, um unseren Haushalt und die Entwicklungsprogramme finanzieren zu können, die Präsident Buhari vorgelegt hat. Man muss sich um Diversifizierung kümmern, Kosten senken, Korruption bekämpfen, sparsam haushalten und mit dem auskommen, was zur Verfügung steht."
Mit dem auskommen, was zur Verfügung steht, das muss mehr als die Hälfte der Nigerianer. Sie leben in extremer Armut, der Reichtum im Land ist sehr ungleich verteilt. Die Eliten des Landes müssen jetzt zeigen, ob sie in der Lage sind, die Wirtschaft des Landes jenseits des Öl-Sektors in Schwung zu bringen.