Adidas-Aus beim DFB
Warum der DFB Adidas überrumpeln musste

Die Partnerschaft zwischen Adidas und dem DFB war etwas Besonderes. Doch sie endete völlig überraschend über Nacht. Doch offenbar war der klamme DFB gezwungen, schnell zu handeln.

Thomas Kistner im Gespräch mit Astrid Rawohl |
Das Nike-Symbol liegt über dem deutschen WM-Trikot von 1994.
Das Angebot für den DFB von US-Ausrüster Nike soll um die 100 Millionen Euro jährlich ab 2027 betragen. Eine Summe, von dem offenbar bekannt war, dass Adidas so viel niemals werde bieten würden. (dpa / picture alliance / Hasan Bratic)
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat völlig überraschend eine 70 Jahre alte Partnerschaft mit dem deutschen Sportartikelhersteller Adidas beendet. Stattdessen wird die Nationalelf und viele Nachwuchsteams ab 2027 von Nike ausgestattet. Die deutsche Nationalelf und der Sportartikelhersteller aus Franken waren über Jahrzehnte praktisch unzertrennlich miteinander verbunden.
Zwei von den vier deutschen WM-Titeln wurden in Trikots des Herstellers aus Herzogenaurach erspielt und auch einige EM-Titel gingen mit auf das Konto von Adidas. Bis dato war es unvorstellbar gewesen, dass die deutschen Fußballspieler auf der internationalen Bühne nicht mit den drei Streifen aufgelaufen wären.

Zeitpunkt der Bekanntgabe wirft Fragen auf

Thomas Kistner von der Süddeutschen Zeitung stellte nicht in Frage, dass der DFB das wirtschaftlich extrem lukratives Angebot annehmen musste. Ihn habe eher der Zeitpunkt der Bekanntgabe des Ausrüster-Wechsels irritiert.
"Was Fragen aufwirft, ist das schnelle und offenkundig extrem geheim abgewickelte Geschäft. Klar erscheint, dass der ganze Deal blitzschnell durchgezogen werden musste, selbst die eigenen Gremien im DFB wurden überrumpelt und der Partner Adidas sowieso", sagte der sportpolitische Journalist der SZ.
Es gebe aktuell zwei Verlierer und einen Gewinner, sagte er. Der DFB und Adidas befinden sich auf der Verliererseite. Bei Adidas drohe man vor allem mit seiner aktuellen EM-Kampagne mit dem DFB-Team ins Hintertreffen zu geraten. Gewinner sei der US-Sportartikelhersteller Nike, welcher schon jetzt enorm viel Aufmerksamkeit auf sich ziehe, obwohl der Vertrag mit dem DFB erst 2027 beginnt.

DFB hat finanzielle Probleme

Es ist bekannt, dass der DFB knapp bei Kasse ist. So hat der Bau der DFB-Akademie in Frankfurt deutlich mehr Geld verschlungen, als geplant. Und auch beim anstehenden Sommermärchen-Prozess sind keinerlei Freisprüche zu erwarten. So war dem DFB für die Jahre 2014 und 2015 die Gemeinnützigkeit aberkannt worden. Wodurch der Verband eine zweistellige Millionensumme an das Finanzamt nachzahlen musste. "Dem DFB steht das Wasser finanziell bis zum Hals", sagte Kistner. "Der DFB hat eine Menge Finanzlöcher zu stopfen. Und da käme es sehr gut, wenn mit Nike jemand kommt, der jetzt vielleicht schon in Vorleistung geht."
Kistner schätzt das der DFB deswegen dringend schnell frisches Geld gebraucht habe und er deshalb den Nike-Deal rasch über die Bühne bringen wollte. Wahrscheinlich sei auch, dass der US-Konzern mit Vertragsabschluss dem DFB sofort schon eine Geldprämie zukommen lasse. Denn Millionen von Nike ab Vertragsbeginn 2027 würden dem DFB in seiner aktuell misslichen Lage nicht viel nutzen, sagte der SZ-Journalist.
Aktuell suche der DFB überall nach neuen Partnern, sagte Kistner. So solle der DFB auch nach einem neuen Autosponsor Ausschau halten. Denn wie das ZDF berichtet, möchte der Autokonzern Volkswagen zwar weiter Partner des DFB bleiben, aber ab dem Jahr 2025 deutlich weniger bezahlen als zuletzt.
Vor allem wegen der sportlichen Misere der Nationalmannschaft, ist die Attraktivität des DFB aus Sicht der Partner gesunken. Das zeigt sich auch in den Angeboten der Sponsoren.

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