Videos auf Social Media zeigen, wie die Skaterin zum Siegerinnenpodest rollt - ihre langen braunen Haare unbedeckt und zu einem Pferdeschwanz gebunden. Mit dem goldenen Pokal in der Hand öffnet sie ihre weiße Jacke, darunter ein schwarzes Shirt, das in großen persischen Buchstaben den Schriftzug IRAN trägt. Eine Geste der Solidarität mit den Demonstrierenden?
Ohne Kopftuch bei der Siegerehrung - Irans Sportministerium reagiert
Das iranische Sportministerium jedenfalls kritisierte die Sportlerin für diese Aktion scharf. Niloufar Mardani habe nicht das vorgeschriebene Outfit getragen und sei in Istanbul außerdem als Privatperson angetreten. Weiter hieß es aus Teheran, die Sportlerin sei nicht mehr Mitglied der Nationalmannschaft, für die sie seit etwa zehn Jahren angetreten ist.
Mit einer Zeit von 1:25:20 Sekunden hatte Mardani das Inline-Skate-Rennen über die Marathon-Distanz gewonnen – mit über 13 Minuten Vorsprung.
Instagram-Post gelöscht - und durch Entschuldigung ersetzt
Ein Posting, das die Siegerehrung zeigt, hatte sich für kurze Zeit auch auf ihrem persönlichen Instagram-Kanal befunden. Jetzt sucht man es dort vergeblich, stattdessen zu sehen: Ein Selfie-Video. Mardani entschuldigt sich darin bei ihren iranischen Landsleuten. Ihr Kopftuch habe sich im Helm verfangen, als sie diesen in der Eile für die Siegerehrung habe absetzen müssen. Die Aufregung um ihre Person habe sie nicht gewollt. Sie wolle weiterhin für die Nationalmannschaft antreten.
Protest erinnert an Kletterin Elnaz Rekabi
Auch in dem Selfie-Video trägt sie kein Kopftuch, sondern eine übergroße Baseballcap. Ein Zeichen stillen Protests, das an den Fall der Klettererin Elnaz Rekabi erinnert.
Im Oktober war Rekabi im Finale der Asienmeisterschaften in Seoul ohne Kopftuch geklettert. Damit hatte sie international Schlagzeilen gemacht. Bei ihrer mutmaßlich erzwungenen Rückkehr in den Iran hatte sie sich in einem Interview entschuldigt und dabei ebenfalls nur eine Cap getragen. Iranische Sportlerinnen müssen auch im Ausland ihre Haare nach Vorschrift bedecken.
Beachfußballer solidarisieren sich mit Protesten
Doch es sind nicht nur Sportlerinnen, die protestieren: Das Herrenteam der iranischen Beachfußballer hatte am Wochenende in Dubai den Interkontinental-Cup gewonnen. Vor Anpfiff des Finals hatte kein Spieler die Nationalhymne gesungen. Auch auf Torjubel wurde kollektiv verzichtet, ein Spieler hatte sogar nach einem Tor mit den Händen einen imaginären Haarzopf abgeschnitten - eine deutliche Geste der Solidarität. Der Beachfußballverband droht den Spielern jetzt mit einem Disziplinarverfahren.