Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, als das kleine Forschungsboot der Universität von Murcia aus dem Hafen von Lo Pagán auf das Mar Menor hinausfährt: das Kleine Meer, wie es übersetzt heißt. Mit einer Fläche von 170 Quadratkilometern ist es Europas größte Salzwasserlagune. Doch nun gab es im August schon zum zweiten Mal ein massives Fischsterben: innerhalb einer Woche verendeten tonnenweise Fische, Krebse und andere Meerestiere. Und das, obwohl das Ökosystem praktisch rund um die Uhr überwacht wird. Heute entnehmen die Forscher Proben vom Boden der Lagune in Südostspanien, erklärt Wissenschaftler Antonio Sala Mirete.
„Wir werden das Sediment vor allem auf organisches Material untersuchen, die Vegetation. Wichtig ist auch, ob es eher sandig ist oder einfach nur Schlamm. Und wir analysieren später auch die Fauna, kleine wirbellose Wassertiere, die das Wasser filtern. Sie sind für das Ökosystem sehr wichtig.“
„Wir werden das Sediment vor allem auf organisches Material untersuchen, die Vegetation. Wichtig ist auch, ob es eher sandig ist oder einfach nur Schlamm. Und wir analysieren später auch die Fauna, kleine wirbellose Wassertiere, die das Wasser filtern. Sie sind für das Ökosystem sehr wichtig.“
Der Schlamm ist ein wichtiger Indikator für den Zustand des Mar Menor. Ist er schwarz, enthält er viel abgestorbenes Material. Schon beim ersten Halt des Bootes bestätigt sich der Verdacht des Meeresbiologen. Eine an einem Seil befestigte Schaufel fördert viel dunklen Schlamm und einige grüne Algen nach oben.
„Organisches Material. Das sieht auf den ersten Blick gut aus, aber diese Pflanzen sind für die Fische ungenießbar. Sie sterben einfach ab. Das geht sehr schnell. Vor allem wegen des Mangels an Licht am Boden. Ohne Licht können die Pflanzen ihre Photosynthese nicht mehr durchführen und sie sterben. Das Grundproblem ist der Mangel an Licht.“
„Organisches Material. Das sieht auf den ersten Blick gut aus, aber diese Pflanzen sind für die Fische ungenießbar. Sie sterben einfach ab. Das geht sehr schnell. Vor allem wegen des Mangels an Licht am Boden. Ohne Licht können die Pflanzen ihre Photosynthese nicht mehr durchführen und sie sterben. Das Grundproblem ist der Mangel an Licht.“
Die Ursache des Übels: Eutrophierung
Zurück an Land: Meeresbiologe José Manuel Ruiz will in der Forschungsstation des Spanischen Ozeanografischen Instituts im Hafen von Lo Pagán zunächst klarstellen, womit der Lichtmangel und das Fischsterben nichts zu tun haben: Politiker hatten Wolkenbrüche und gestiegene Temperaturen verantwortlich gemacht. Der Meeresbiologe hält das für Augenwischerei. Ursache sei die sogenannte Eutrophierung des Mar Menor.
„Das ist eine Serie von Reaktionen, die alle eine Ursache haben: Eine Übersättigung des Ökosystems mit Nährstoffen, mit Stickstoff und Phosphor. Diese Nährstoffe gibt es überall in der Natur, wir kennen das aus dem Biologieunterricht. Sie werden erst dann problematisch, wenn der Mensch zu viele von ihnen ins Ökosystem gibt, durch Siedlungsabwässer, die Landwirtschaft oder die Viehzucht.“
Hohe Konzentrationen an Nährstoffen benötigt zum Beispiel die intensive Landwirtschaft in der Region. Auf weit mehr als 40.000 Hektar werden in der Nähe der Lagune Zitrusfrüchte oder Kopfsalat angebaut. Dies entspricht der Fläche einer deutschen Großstadt wie zum Beispiel Köln.
„Das ist eine Serie von Reaktionen, die alle eine Ursache haben: Eine Übersättigung des Ökosystems mit Nährstoffen, mit Stickstoff und Phosphor. Diese Nährstoffe gibt es überall in der Natur, wir kennen das aus dem Biologieunterricht. Sie werden erst dann problematisch, wenn der Mensch zu viele von ihnen ins Ökosystem gibt, durch Siedlungsabwässer, die Landwirtschaft oder die Viehzucht.“
Hohe Konzentrationen an Nährstoffen benötigt zum Beispiel die intensive Landwirtschaft in der Region. Auf weit mehr als 40.000 Hektar werden in der Nähe der Lagune Zitrusfrüchte oder Kopfsalat angebaut. Dies entspricht der Fläche einer deutschen Großstadt wie zum Beispiel Köln.
Mangel an Sauerstoff "toxisch für das Leben"
Die Felder reichen bis an das Mar Menor heran. Das Problem: Die Nährstoffe bleiben nicht auf den Feldern bei Orangen und Kopfsalaten.
„Die Wasserpflanzen auf dem Boden nehmen die Nährstoffe zunächst auf. Sie wachsen und filtern das Gewässer. Aber irgendwann hat auch dieser natürliche Filter seine Grenzen erreicht. Wenn die Nährstoffe dann weiter zunehmen, kommt das Phytoplankton ins Spiel.“
Der Meeresbiologe spricht von kleinsten Partikeln an der Wasseroberfläche, die einzeln nur unter dem Mikroskop zu erkennen sind. Haben sie ausreichend Nährstoffe zur Verfügung, vermehren sie sich rasant. Und im Mar Menor gibt es davon mehr als genug: das Phytoplankton hat sich seit 2016 wie ein grüner Teppich über die Lagune ausgebreitet. Die Menschen sprechen von der „sopa verde“, der „grünen Suppe“.
„Er schirmt das Wasser gegen das Licht immer weiter ab. Auf dem Boden der Lagune sterben die Pflanzen ab. Das führt zu einem Sauerstoffverlust am Boden. Aber auch das Phytoplankton stirbt so schnell ab wie sich neues bildet und setzt sich am Boden ab. Damit bildet sich dort noch mehr organisches Material. Bakterien bauen diese Pflanzenreste zwar wieder ab, aber dabei verbrauchen sie Sauerstoff. Je mehr organisches Material am Boden liegt, um so mehr Sauerstoff wird also verbraucht. Der Mangel an Sauerstoff erreicht einen Grad, denn wir als toxisch für das Leben bezeichnen können. Wir sprechen dann von einer Hypoxie im Wasser und wenn es sehr schwerwiegend ist von Anoxie.“
Und das führte 2019 und zum zweiten Mal in diesem Sommer zu einem massiven Fischsterben. Auf der Flucht vor den sauerstofffreien Wassermassen schwammen die Fische bis zum Ufer, wo sie schließlich verendeten. Aber nicht nur dort starben die Tiere. Bei Kontrollfahrten in der Mitte der Lagune beobachteten José Manuel Ruiz und seine Kollegen ganze Fischbänke, die an der Wasseroberfläche nach Luft schnappten. Arten, die sonst auf dem Boden leben. So etwas hatte Ruiz zuvor noch nie erlebt.
In der Kritik stehen vor allem die Landwirte. Jahrelang bewässerten sie die Felder mit Wasser aus ihren Brunnen, Wasser, das sie entsalzen mussten – ein sehr energieaufwendiges Verfahren, bei dem erhebliche Mengen an Treibhausgasen entstehen. Zudem ist das Grundwasser nach jahrelangem, übermäßigem Düngen nitratverseucht. Nach der Entsalzung blieb damit eine hochkonzentrierte Lauge aus Salz und Nitrat zurück, die die Landwirte einfach in die Lagune leiteten.
„Die Wasserpflanzen auf dem Boden nehmen die Nährstoffe zunächst auf. Sie wachsen und filtern das Gewässer. Aber irgendwann hat auch dieser natürliche Filter seine Grenzen erreicht. Wenn die Nährstoffe dann weiter zunehmen, kommt das Phytoplankton ins Spiel.“
Der Meeresbiologe spricht von kleinsten Partikeln an der Wasseroberfläche, die einzeln nur unter dem Mikroskop zu erkennen sind. Haben sie ausreichend Nährstoffe zur Verfügung, vermehren sie sich rasant. Und im Mar Menor gibt es davon mehr als genug: das Phytoplankton hat sich seit 2016 wie ein grüner Teppich über die Lagune ausgebreitet. Die Menschen sprechen von der „sopa verde“, der „grünen Suppe“.
„Er schirmt das Wasser gegen das Licht immer weiter ab. Auf dem Boden der Lagune sterben die Pflanzen ab. Das führt zu einem Sauerstoffverlust am Boden. Aber auch das Phytoplankton stirbt so schnell ab wie sich neues bildet und setzt sich am Boden ab. Damit bildet sich dort noch mehr organisches Material. Bakterien bauen diese Pflanzenreste zwar wieder ab, aber dabei verbrauchen sie Sauerstoff. Je mehr organisches Material am Boden liegt, um so mehr Sauerstoff wird also verbraucht. Der Mangel an Sauerstoff erreicht einen Grad, denn wir als toxisch für das Leben bezeichnen können. Wir sprechen dann von einer Hypoxie im Wasser und wenn es sehr schwerwiegend ist von Anoxie.“
Und das führte 2019 und zum zweiten Mal in diesem Sommer zu einem massiven Fischsterben. Auf der Flucht vor den sauerstofffreien Wassermassen schwammen die Fische bis zum Ufer, wo sie schließlich verendeten. Aber nicht nur dort starben die Tiere. Bei Kontrollfahrten in der Mitte der Lagune beobachteten José Manuel Ruiz und seine Kollegen ganze Fischbänke, die an der Wasseroberfläche nach Luft schnappten. Arten, die sonst auf dem Boden leben. So etwas hatte Ruiz zuvor noch nie erlebt.
In der Kritik stehen vor allem die Landwirte. Jahrelang bewässerten sie die Felder mit Wasser aus ihren Brunnen, Wasser, das sie entsalzen mussten – ein sehr energieaufwendiges Verfahren, bei dem erhebliche Mengen an Treibhausgasen entstehen. Zudem ist das Grundwasser nach jahrelangem, übermäßigem Düngen nitratverseucht. Nach der Entsalzung blieb damit eine hochkonzentrierte Lauge aus Salz und Nitrat zurück, die die Landwirte einfach in die Lagune leiteten.
Viele machten damit auch dann noch weiter, als diese Praxis 2016 verboten wurde. Die Staatsanwaltschaft klagt deshalb rund 80 Unternehmen aus der Region wegen schwerer Umweltvergehen an. Der Landwirt Santiago Segura sieht die Entwicklung kritisch.
„Der EU-Beitritt war für uns 1986 ganz wichtig. Wir konsolidierten unsere Demokratie und die Wirtschaft wuchs. Das hat die Lebensqualität der Menschen enorm verbessert. Auch die Landwirtschaft blieb davon nicht ausgenommen. Aber hier am Mar Menor sind die Dinge nicht so gelaufen, wie sie sollten. Das Umweltministerium geht jetzt von acht bis 10.000 Hektar Fläche aus, die gar nicht bewässert werden dürften. Das ist kein schmaler Streifen mehr, den man mal übersehen könnte. In allen Branchen braucht es Kontrolle. Die hat es in den letzten 20 Jahren hier nicht gegeben.“
Was auch ein Ergebnis der Verflechtungen persönlicher Interessen in einer kleinen Region sei, in der jeder jeden gut kennt. Sei es in der Politik, der Wasserbehörde oder in der Justiz. Die Felder wurden mit immer mehr Wasser beregnet.
„Der EU-Beitritt war für uns 1986 ganz wichtig. Wir konsolidierten unsere Demokratie und die Wirtschaft wuchs. Das hat die Lebensqualität der Menschen enorm verbessert. Auch die Landwirtschaft blieb davon nicht ausgenommen. Aber hier am Mar Menor sind die Dinge nicht so gelaufen, wie sie sollten. Das Umweltministerium geht jetzt von acht bis 10.000 Hektar Fläche aus, die gar nicht bewässert werden dürften. Das ist kein schmaler Streifen mehr, den man mal übersehen könnte. In allen Branchen braucht es Kontrolle. Die hat es in den letzten 20 Jahren hier nicht gegeben.“
Was auch ein Ergebnis der Verflechtungen persönlicher Interessen in einer kleinen Region sei, in der jeder jeden gut kennt. Sei es in der Politik, der Wasserbehörde oder in der Justiz. Die Felder wurden mit immer mehr Wasser beregnet.
Illegale Wasserressourcen für die Landwirtschaft
Zu den Brunnen der Landwirte kam das Wasser aus den mehr als 300 Kilometer entfernten Staudämmen in Zentralspanien hinzu, das über Kanäle an die Küste umgeleitet wird. Und dann lieferten auch noch öffentliche Meerwasserentsalzungsanlagen den Agrarunternehmen Wasser.
„Die haben auch noch ein Gesetz erlassen, dass das Wasser nicht mehr als 30 Cent pro Kubikmeter kosten darf. Das Wasser zur illegalen Bewässerung der Felder wurde also auch noch subventioniert! Hinzu kommen illegale Brunnen. Da wurden Leitungen quer durch die Landschaft gelegt, da blickt die Aufsichtsbehörde auch nicht mehr durch. Na ja, so ist die Natur des Menschen. Das war ein Desaster.“
Erst in diesem Jahr hat die von einem einflussreichen Baukonzern betriebene Meerwasserentsalzungsanlage die Lieferungen an Agrarunternehmen auf Druck der Behörden eingestellt. So viel Wasser aus ganz unterschiedlichen Quellen hat aber dazu geführt, dass der Spiegel des nitratverseuchten Grundwassers inzwischen so sehr angestiegen ist, dass es an manchen Stellen aus den Stränden direkt in die Lagune sprudelt.
„Die haben auch noch ein Gesetz erlassen, dass das Wasser nicht mehr als 30 Cent pro Kubikmeter kosten darf. Das Wasser zur illegalen Bewässerung der Felder wurde also auch noch subventioniert! Hinzu kommen illegale Brunnen. Da wurden Leitungen quer durch die Landschaft gelegt, da blickt die Aufsichtsbehörde auch nicht mehr durch. Na ja, so ist die Natur des Menschen. Das war ein Desaster.“
Erst in diesem Jahr hat die von einem einflussreichen Baukonzern betriebene Meerwasserentsalzungsanlage die Lieferungen an Agrarunternehmen auf Druck der Behörden eingestellt. So viel Wasser aus ganz unterschiedlichen Quellen hat aber dazu geführt, dass der Spiegel des nitratverseuchten Grundwassers inzwischen so sehr angestiegen ist, dass es an manchen Stellen aus den Stränden direkt in die Lagune sprudelt.
Besonders gut lässt sich dies an der Rambla del Albujón beobachten. Ramblas sind eigentlich natürliche, ausgetrocknete Flussläufe, die sich nur bei den im Herbst üblichen Unwettern in reißende Ströme verwandeln können. Doch die Rambla del Albujón ist das ganze Jahr über gut gefüllt. Es schwimmen sogar dicke Fische darin. Pedro García von der Umweltschutzorganisation Anse erklärt die Gründe.
„Der Grundwasserstock hier war ursprünglich völlig erschöpft, weil so viele Brunnen zur Bewässerung der Felder betrieben wurden. Aber das Grundwasser hat sich längst erholt. Und da ist das umgeleitete Wasser aus dem Tajo-Strom aus der La Mancha. Es gibt sicher immer noch ein paar Brunnen mit illegalen Entsalzungsanlagen und vor allem die legalen Entsalzungsanlagen. All dieses Wasser kommt auf die Felder, kommt von dort in den Grundwasserstock und endet schließlich hier.“
Doch damit fließt auch Nitrat aus dem Grundwasser in den Kanal. Offiziellen Messungen zufolge strömten allein über die Rambla del Albujón im vergangenen Jahr im Schnitt sechs Tonnen Nitrat täglich in das Mar Menor. Hinzu kommen Einleitungen über andere Ramblas und das Grundwasser, das direkt über die Strände in das Mar Menor drückt. In diesem Jahr hat sich die durchschnittliche Einleitung zwar halbiert, aber auch das ist viel zu viel für die Lagune. Pedro García macht dafür auch die Europäische Union verantwortlich. Jahrelang hätten sich die Umweltverbände an Brüssel gewandt, doch dort sei die Agrarlobby bislang stärker gewesen.
„Die Europäische Union hat die Ursachen für die Probleme des Mar Menor mitfinanziert. Sie hat zum Beispiel den Bau der Meerwasserentsalzungsanlage hier, einer der größten in Europa, subventioniert – mitten in einem europäischen Schutzgebiet! Obwohl sogar Gutachten der Behörden davon sprachen, dass sie der illegalen Bewässerung der Felder hier dienen würde. Felder, von denen das Wasser direkt in die Lagune fließt.“
Unternehmen, sagt Umweltschützer García, haben zudem auch direkt Geld bekommen. „Noch 2019 haben Agrarunternehmen in dieser Region 27 Millionen Euro Fördergelder erhalten. Einige der Empfänger dieser Gelder sind jetzt wegen der Verschmutzung des Mar Menor vor Gericht angeklagt. 27 Millionen Euro in nur einem Jahr. Man stelle sich vor, dieses Geld wäre dafür verwendet worden, die Probleme hier zu lösen!“
Die Wende: EU-Klage gegen Spanien
Doch so langsam wendet sich das Blatt. Auch weil es nun immer wieder zu Kundgebungen gegen diese Zustände kommt. Im Dezember hat die EU-Kommission beschlossen, Spanien wegen seiner mangelhaften Umsetzung der Nitratrichtlinie vor dem Gerichtshof der Europäischen Union zu verklagen. Das ist kein rein spanisches Problem.
Schon zwischen 2016 und 2019 hatte die Union zehn weitere Vertragsverletzungsverfahren in die Wege geleitet, auch gegen Deutschland. Die Nitratbelastung des Grundwassers sei eines der größten Umweltprobleme in ganz Europa, sagt Miguel Quemada, Professor für Agrarwissenschaften an der Polytechnischen Universität von Madrid. Auch in Spanien ist längst nicht nur das Mar Menor davon betroffen. 25 Prozent der Fläche des Landes gelte als kontaminiert, sagt der Wissenschaftler.
„Praktisch alle spanischen Regionen haben Probleme mit Nitrat im Grundwasser. Anders als in Mittel- und Nordeuropa stammt bei uns das Nitrat aber weniger aus der Tiermast als aus den Düngemitteln der Bewässerungslandwirtschaft. Das ist eine sehr intensive Form des Anbaus, das Risiko der Kontamination ist groß.“
Während der Anbau von Getreide, Weizen oder Hafer in ganz Spanien zurückgeht, nehmen die Plantagen für Tomaten, Paprika oder Salate ständig zu. Auch auf den Feldern in der Nähe des Mar Menor dominierte einst der sogenannte Trockenanbau, was sich nach dem EU-Beitritt 1986 jedoch änderte.
„Im Trockenanbau von Getreide wird kaum Nitrat ausgewaschen, wenn es nicht viel regnet. In der Bewässerungslandwirtschaft kommt hingegen noch hinzu, dass wir bewässern. Diese Düngemittel werden also ausgewaschen und enden schließlich im Grundwasser. Oft wird zudem zu viel bewässert, dann haben wir noch mehr Kontamination.“
„Praktisch alle spanischen Regionen haben Probleme mit Nitrat im Grundwasser. Anders als in Mittel- und Nordeuropa stammt bei uns das Nitrat aber weniger aus der Tiermast als aus den Düngemitteln der Bewässerungslandwirtschaft. Das ist eine sehr intensive Form des Anbaus, das Risiko der Kontamination ist groß.“
Während der Anbau von Getreide, Weizen oder Hafer in ganz Spanien zurückgeht, nehmen die Plantagen für Tomaten, Paprika oder Salate ständig zu. Auch auf den Feldern in der Nähe des Mar Menor dominierte einst der sogenannte Trockenanbau, was sich nach dem EU-Beitritt 1986 jedoch änderte.
„Im Trockenanbau von Getreide wird kaum Nitrat ausgewaschen, wenn es nicht viel regnet. In der Bewässerungslandwirtschaft kommt hingegen noch hinzu, dass wir bewässern. Diese Düngemittel werden also ausgewaschen und enden schließlich im Grundwasser. Oft wird zudem zu viel bewässert, dann haben wir noch mehr Kontamination.“
Getreide und Hülsenfrüchte können dem Boden Nitrat entziehen
Hinzu komme: Die Pflanzen der Tomaten oder Paprika bräuchten zwar Nitrat zum Wachstum, doch in der Frucht befinde sich am Ende sehr wenig davon. Rund 90 Prozent des verwendeten Stickstoffs bleibe in der Pflanze auf dem Feld. Während beim Weizen oder Mais 60 bis 70 Prozent ins Korn kämen. Deshalb rät der Experte: Statt nur Salat und Tomaten anzubauen, sollten auf den Feldern im Wechsel auch Getreide oder Hülsenfrüchte wachsen, die dem Boden Nitrat entziehen. Auf Obstplantagen sollten zwischen Orangen-, Apfel- oder Birnbäumen auch Sträucher wachsen.
„Um die Nitratverseuchung der Böden zu vermeiden und dennoch wirtschaftlichen Profit daraus zu gewinnen, brauchen wir komplexere Ökosysteme mit mehreren Arten, mehr Biodiversität. Das gefällt nicht allen Landwirten. Das macht ihre Arbeit komplizierter. Sie brauchen eine bessere Ausbildung, müssen noch genauer bewässern und düngen. Dazu braucht es Sensoren. Man muss die Landwirte auch verstehen, ihre Gewinnmargen sind sehr gering, aber sie sollen für Maßnahmen Geld ausgeben, die zwar ein Gewinn für die Umwelt sind, aber nicht direkt für sie.“
Doch der Wissenschaftler sieht nicht nur Probleme. Er will auch Lösungswege aufzeigen. „Irgendwie müssen wir einen Teil dieser Ausgaben bezahlen, entweder über höhere Preise für die Produkte oder als Subventionen für eine umweltfreundliche Landwirtschaft.“
Zum Problem der intensiven Landwirtschaft kommt nun in Spanien aber auch noch die intensive Mast von Kühen und Schweinen hinzu. Innerhalb weniger Jahre hat Spanien Deutschland als größten Schweinefleischhersteller Europas abgelöst. Das meiste wird nach China exportiert. Doch das Nitratproblem hat sich damit noch verschärft, warnt Miguel Quemada:
„In der Region um Segovia in Zentralspanien zum Beispiel haben wir einen sehr sandigen Boden. Der ist für Wasser und leider auch für die Bestandteile des Schweinemists sehr durchlässig. Wenn man ihn auf die Felder ausbringt, verdunstet ein Teil als Ammoniak, aber dann haben wir das in der Atmosphäre, irgendwo regnet es dann runter. Darum gilt jetzt, dass er vergraben werden soll, aber dann haben wir die Nitrate im Boden. Wir haben dafür keine Lösung.“
„Um die Nitratverseuchung der Böden zu vermeiden und dennoch wirtschaftlichen Profit daraus zu gewinnen, brauchen wir komplexere Ökosysteme mit mehreren Arten, mehr Biodiversität. Das gefällt nicht allen Landwirten. Das macht ihre Arbeit komplizierter. Sie brauchen eine bessere Ausbildung, müssen noch genauer bewässern und düngen. Dazu braucht es Sensoren. Man muss die Landwirte auch verstehen, ihre Gewinnmargen sind sehr gering, aber sie sollen für Maßnahmen Geld ausgeben, die zwar ein Gewinn für die Umwelt sind, aber nicht direkt für sie.“
Doch der Wissenschaftler sieht nicht nur Probleme. Er will auch Lösungswege aufzeigen. „Irgendwie müssen wir einen Teil dieser Ausgaben bezahlen, entweder über höhere Preise für die Produkte oder als Subventionen für eine umweltfreundliche Landwirtschaft.“
Zum Problem der intensiven Landwirtschaft kommt nun in Spanien aber auch noch die intensive Mast von Kühen und Schweinen hinzu. Innerhalb weniger Jahre hat Spanien Deutschland als größten Schweinefleischhersteller Europas abgelöst. Das meiste wird nach China exportiert. Doch das Nitratproblem hat sich damit noch verschärft, warnt Miguel Quemada:
„In der Region um Segovia in Zentralspanien zum Beispiel haben wir einen sehr sandigen Boden. Der ist für Wasser und leider auch für die Bestandteile des Schweinemists sehr durchlässig. Wenn man ihn auf die Felder ausbringt, verdunstet ein Teil als Ammoniak, aber dann haben wir das in der Atmosphäre, irgendwo regnet es dann runter. Darum gilt jetzt, dass er vergraben werden soll, aber dann haben wir die Nitrate im Boden. Wir haben dafür keine Lösung.“
Weitere Lösungsansätze
Trotzdem sieht der Agrarwissenschaftler die Zukunft nicht schwarz. In Almería zum Beispiel werde inzwischen weniger mit Mineraldünger gearbeitet, sondern mit dem Kompost aus den abgeernteten Tomaten- oder Paprikapflanzen. Das funktioniere großartig. Quemada ist überzeugt, dass die Nitratauswaschungen ins Grundwasser so verhindert werden können und dennoch qualitativ hochwertiges Obst und Gemüse produziert wird.
„Ich bin Forscher und Lehrer. Ich muss Optimist sein, Agrarfachleute ausbilden, die dann rausgehen und die Dinge auf dem Feld besser machen. Vor 30 Jahren ist barbarisch viel Stickstoff auf die Felder ausgebracht worden, 600 Kilo pro Hektar. Das macht heute niemand mehr, wir bewegen uns heute bei höchstens 250 Kilo. Die Kontamination des Grundwassers, die wir heute sehen, haben wir vor 25 Jahren verursacht. Das macht aber auch die Lösungen schwierig, denn, wenn wir es jetzt besser machen, sehen wir die Ergebnisse frühestens in 15, 20 Jahren. Es geht nur ganz langsam.“
Auch für das Mar Menor sehen die Experten nicht schwarz. Spaniens Regierung hat gerade verfügt, dass die ersten 5.000 Hektar, auf denen in unmittelbarer Nähe zur Lagune Orangen angebaut wurde, nicht mehr bewässert werden dürfen und ihr ursprünglicher Zustand wiederhergestellt werden müsse. Weitere 5.000 Hektar sollen folgen. Die Bewässerung aus Entsalzungsanlagen wurde verboten. Die Hoffnung der Behörden: damit sinkt der Grundwasserspiegel und es fließt auch weniger Nitrat in die Lagune. Meeresbiologe José Manuel Ruiz ist überzeugt:
„Ja, das lässt sich rückgängig machen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sich solche Gewässer erholen, sobald weniger Nährstoffe zugeführt werden. Früher oder später. Darum ist so wichtig, dass wir jetzt handeln. Wir müssen alles tun, was in unseren Händen liegt. Die Gesetze dafür haben wir, sie müssen nur eingehalten werden.“
„Ich bin Forscher und Lehrer. Ich muss Optimist sein, Agrarfachleute ausbilden, die dann rausgehen und die Dinge auf dem Feld besser machen. Vor 30 Jahren ist barbarisch viel Stickstoff auf die Felder ausgebracht worden, 600 Kilo pro Hektar. Das macht heute niemand mehr, wir bewegen uns heute bei höchstens 250 Kilo. Die Kontamination des Grundwassers, die wir heute sehen, haben wir vor 25 Jahren verursacht. Das macht aber auch die Lösungen schwierig, denn, wenn wir es jetzt besser machen, sehen wir die Ergebnisse frühestens in 15, 20 Jahren. Es geht nur ganz langsam.“
Auch für das Mar Menor sehen die Experten nicht schwarz. Spaniens Regierung hat gerade verfügt, dass die ersten 5.000 Hektar, auf denen in unmittelbarer Nähe zur Lagune Orangen angebaut wurde, nicht mehr bewässert werden dürfen und ihr ursprünglicher Zustand wiederhergestellt werden müsse. Weitere 5.000 Hektar sollen folgen. Die Bewässerung aus Entsalzungsanlagen wurde verboten. Die Hoffnung der Behörden: damit sinkt der Grundwasserspiegel und es fließt auch weniger Nitrat in die Lagune. Meeresbiologe José Manuel Ruiz ist überzeugt:
„Ja, das lässt sich rückgängig machen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sich solche Gewässer erholen, sobald weniger Nährstoffe zugeführt werden. Früher oder später. Darum ist so wichtig, dass wir jetzt handeln. Wir müssen alles tun, was in unseren Händen liegt. Die Gesetze dafür haben wir, sie müssen nur eingehalten werden.“