Der Medienwissenschaftler und ehemalige Kulturchef des Berliner Deutschlandradioprogramms Wolfgang Hagen hatte eine "derartige Klatsche für die Initianten" von No Billag nicht erwartet. Es sei nicht nur eine Abstimmung über die SRG gewesen. Das Ergebnis sei ein generelles Bekenntnis zum gebührenfinanzierten öffentlichen Rundfunk. Die klassische neoliberale Haltung - jeder und jede soll nur noch für das bezahlen, was er oder sie nutzt - habe das Schweizer Stimmvolk den Initianten nicht abgekauft.
Wolfgang Hagen kommt in der medienpolitischen Diskussion zu kurz, dass der Medienliberalismus keine Antwort auf die Medienkrise sei. "Wir haben einen Funktionsverlust des Printmediums, wir haben Auflagen, sinkend in dramatischer Form, wir haben Verlust an journalistischer Kompetenz." Die Abstimmung in der Schweiz sei nichts anderes als eine "emotionale Entscheidung gegen Medienliberalismus" gewesen.
Zu starker Fokus auf verlegerischen Interessen
"Rezepte, die nur vom Markt ausgehen, können diese Medienkrise nicht beantworten", sagte Hagen. Das werde in der deutschen Diskussion zu wenig gesehen, weil immer noch zu viel Rücksicht genommen werde auf verlegerische Interessen, "die uns nicht weiterhelfen den Journalismus zu stärken gegen die Herausforderungen des Internet mit Social Bots und Fake News".
In jedem europäischen Land würde es, so Hagen, zu gleichen Ergebnissen kommen, wenn ähnlich argumentiert werde wie in der Schweiz.