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Noch 100 Tage bis zur Umstellung des SEPA-Zahlungsverkehrs

Der Countdown läuft: Am 1. Februar 2014 fällt der Startschuss für den einheitlichen europäischen Zahlungsverkehr SEPA. Für viele Unternehmen eine Herausforderung, der sie sich noch nicht gestellt haben. Notenbanker schlagen Alarm.

Von Michael Braun | 24.10.2013
    Die Töne aus der Bundesbank nehmen Dringlichkeit zu. Das neue Zahlungsverkehrssystem SEPA interessiere immer noch zu wenige Unternehmen:

    "Der Nutzungsstand ist in Deutschland besorgniserregend."

    So heute Vormittag Bundesbankvorstand Carl-Ludwig Thiele. Nur knapp 14 Prozent aller Überweisungen werden hierzulande im neuen Format ausgeführt. Damit sei Deutschland nahezu Schlusslicht. Von Februar an müssten es jedenfalls hundert Prozent sein, sagte Thiele. Da gebe es kein Pardon:

    "Es gibt keinen Plan B und es wird auch keinen geben."

    Vor allem Unternehmen und auch Vereine nähmen das Thema nicht ernst genug. Wenn sie von Kunden Rechnungsabschläge oder Mitgliedsbeiträge oder Abogebühren einzögen, dann setze das im neuen Verfahren eben einiges voraus, etwa eine sogenannte Gläubiger-ID, die das Unternehmen bei der Bundesbank beantragen muss, um sich als einzugsberechtigt ausweisen zu können. Wer das alles im Februar nicht hat, kann kein Geld mehr einziehen. In Deutschland werden werktäglich Lastschriften eingezogen im Wert von rund 52 Milliarden Euro.

    "Und wenn ich mir mal vorstelle, dass ein Prozent dieses Lastschriftvolumens nicht umgestellt wird am 1. Februar - dann sind das 8,7 Millionen Lastschriften, die nicht bearbeitet werden; mit unabsehbaren Folgen für die Unternehmen. Die Liquidität steht diesen Unternehmen nicht zur Verfügung","

    warnt Ludger Goossens vom Sparkassenverband namens der gesamten Branche.

    Bundesbank und die gesamte Kreditwirtschaft nehmen das Thema so ernst, dass sie von Januar bis Mitte März eine Urlaubssperre verhängt haben.

    Weniger Stress müssen sich die einzelnen Bankkunden machen, die Verbraucher.

    ""Wir müssen eigentlich nicht viel machen."

    Sagt Gerd Billen, Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband. Die, die im Ausland einkauften, im Ausland lebten, dort Familienangehörige hätten oder eine Ferienwohnung, für die werde vieles leichter und schneller. Daueraufträge müssten nicht aktiv umgestellt werden, das erledige die Bank. Verbraucher müssten aber kontrollieren, wenn sie etwa vom Gasversorger angeschrieben würden, ob die angefragte neue Kontonummer namens IBAN stimme. Billen mahnte zu Vorsicht:

    "Wie bei allen Umstellungen rechne ich auch hier damit, dass es einige Betrüger gibt, die das auf den Plan ruft. Deswegen sollte man auch bei jeder schriftlichen Mitteilung zunächst mal prüfen, wenn sie von einem Unternehmen kommt, wenn sie von einem Verein kommt: Habe ich mit dem überhaupt einen Vertrag? Habe ich mit dem ein Vertragsverhältnis? Denn es kann auch sein, dass Einige Schreiben kriegen, wo es nur darum geht, an Kontoverbindungen zu kommen oder sich ein Mandat zu erschleichen."

    Auf keinen Fall sollten Kontonummern am Telefon oder per Mail mitgeteilt werden. Billens Tipp: Wach sein!