Wenn Spediteur Wolfgang Thoma die Worte ...
"Giga, Monster, Riesen ..."
... hört, dann kommt er auf Touren wie ein LKW vor dem steilen Irschenberg. Thoma mag diese Begriffe einfach nicht. Der Allgäuer steht auf dem Hof seiner Spedition, hinter ihm ein roter Lang-LKW, wie Thoma den XXL-Truck gerne nennt:
"Sie sehen hier also diesen Lang-LKW, der im Rahmen des Feldversuchs auf Bayerns Straßen unterwegs ist. Ein 13,60 Meter langer Standard-Trailer mit einem 7,45 Meter langen Zugwagen. Verbunden über eine sogenannte Dolly-Achse, ein Zweiachs-Konstrukt. Und ruckzuck haben wir diesen 25-Meter-Zug."
25 Meter, so lang wie eine Schwimmbahn im Hallenbad, sieben Meter mehr als ein normaler LKW. An diesen sieben Zusatzmetern scheiden sich im deutschen Straßenverkehr die Geister. Zu groß, zu schwer, sagen die Gegner. Besser als zwei normale LKW, sagen die Befürworter. Fahrer Jürgen Bannasch sagt nur: "Anschnallen bitte!"
"Wir fahren zum Container-Bahnhof nach München. Die Einheiten sind beladen, der Zug ist zusammengehängt. Die Abfahrtkontrolle ist erledigt."
Jürgen Bannasch ist der erfahrenste Trucker der Spedition Ansorge aus Biessenhofen im Allgäu. Seit mehr als 30 Jahren sitzt Bannasch am Steuer eines LKW.
"Hier hab ich einen Monitor. An dem ist die Rückfahrkamera vom Auflieger angeschlossen. Die gehört zu den Vorschriften. Und die ist bei uns so geschaltet, dass sie immer läuft."
Im Monitor der Rückfahrkamera sieht man auf der Landstraße meistens längere Autoschlangen hinter dem Lang-LKW. Das liegt vor allem am Tempo.
"Wir fahren mit circa 60 km/h. Das ist die erlaubte Geschwindigkeit. Nicht nur für den Lang-LKW, sondern allgemein für LKW über 7,49 Tonnen. In der Regel fahren die meisten etwas schneller. Wir halten uns daran."
Genauso langsam und schleppend wie der Lang-LKW läuft auch die Einführung der Test-Phase. Theoretisch könnte sich jede deutsche Spedition an der Erprobung beteiligen. Faktisch sind bisher gerade mal rund zehn Trucks auf deutschen Straßen unterwegs. Das liegt einerseits an den Daumenschrauben des Verkehrsministeriums. Die Lang-LKW dürfen beladen bisher maximal 44 Tonnen wiegen, also nicht mehr als ein normaler LKW. Sie dürfen nur auf ausgewählten Strecken fahren. Und dann gibt es noch ein paar andere Hindernisse:
"Wir kommen jetzt auf den Rasthof Lechwiesen. Also in den normalen Fischgrät-Parkplatz kommen wir mit Sicherheit nicht hinein. Wir müssen halt schauen, dass wir eine andere Parkmöglichkeit in Anspruch nehmen."
Der Rasthof Lechwiesen liegt in Oberbayern. Dort liegt auch der Wahlkreis von Bundesverkehrsminister Ramsauer. Der oberbayerische Minister lässt sich mit den 25-Meter-Riesen nicht so gern blicken. Zum Start der offiziellen Erprobungsphase hat er gleich mal einen öffentlichen Termin platzen lassen. Spediteur Wolfgang Thoma sieht als Grund auch die Berichterstattung in den Medien:
"Ich mag der Presse einen kleinen Vorwurf machen. 'Bad news are good news': Sie haben wirklich viel dazu getan, um den schlechten Eindruck dieses Lang-LKW noch weiter zu verfestigen. Es bleibt uns jetzt vorbehalten, über solche Feldtests und solche Versuche und die Berührung mit der Bevölkerung den Lang-LKW aus diesem schlechten Image abzuholen."
Die Berührung mit der Bevölkerung: Auf dem Rasthof Lechwiesen sehen viele Autofahrer den Lang-LKW zum ersten Mal live. Die Reaktionen sind überwiegend zustimmend:
"Ich find das positiv. Dann hab ich weniger sonstige Lastwagen. Das verringert sich dann."
"Es stört mich nicht. Macht mir keine Angst."
"Autobahn ja, aber Landstraße nein. Das ist mir einfach zu unheimlich, zu groß."
"Ich hätte mir das Zugfahrzeug größer vorgestellt. Der Anhänger ist schon ziemlich lang. Aber gut, das ist kein Problem."
"Zumal sich die Lkws in der Zukunft ja ohnehin noch mal verdoppeln, in den nächsten zehn Jahren."
" Ich kann die ganze Diskussion nicht nachvollziehen, weil: In den engen Städten werden die ohnehin nicht im Einsatz sein. Und auf den Autobahnen sind sie nur von Vorteil. Weil sie eben tatsächlich weniger Lastwagen auf die Straße bringen."
Auf der Probefahrt darf der Lang-LKW die Autobahn nur an wenigen Stellen verlassen. Wäre die Autobahn gesperrt, müsste Jürgen Bannasch warten. Oder den Lang-LKW auf dem Rastplatz zu zwei normalen LKW umbauen. Das ginge, denn es sind alles Standard-Komponenten. Allerdings wäre es aufwendig, eine zusätzliche Zugmaschine heranzuschaffen. Spediteur Wolfgang Thoma fordert deshalb, die Lang-LKW sollten nicht nur auf Autobahnen fahren dürfen:
"Momentan ist das Streckennetz ein kleines Fleckenteppichlein. Und das müssen wir entsprechend den wirtschaftlichen Bedürfnissen anpassen. Wir sprechen in diesem Zusammenhang immer von der letzten Meile: Wo große Produktionsstätten sind, große Güterverkehrszentren und dergleichen, dort müssen die Streckenführungen hingehen dürfen."
Wolfgang Thoma hat schon mal eigene Tests gemacht: Auf dem Hof seiner Spedition Ansorge hat er einen engen Kreisverkehr gebaut, mit 25 Metern Außendurchmesser. Der Lang-LKW kam durch, ohne zu kippen, sagt Thoma. Doch die Politik ist kein Kreisverkehr. Sie könnte den Lang-LKW auch in voller Geradeausfahrt kippen. Derzeit scheint sie erst mal das zu tun, was LKW-Fahrer Jürgen Bannasch gern macht, wenn er in einen Stau gerät: abwarten und Tee trinken.
"Giga, Monster, Riesen ..."
... hört, dann kommt er auf Touren wie ein LKW vor dem steilen Irschenberg. Thoma mag diese Begriffe einfach nicht. Der Allgäuer steht auf dem Hof seiner Spedition, hinter ihm ein roter Lang-LKW, wie Thoma den XXL-Truck gerne nennt:
"Sie sehen hier also diesen Lang-LKW, der im Rahmen des Feldversuchs auf Bayerns Straßen unterwegs ist. Ein 13,60 Meter langer Standard-Trailer mit einem 7,45 Meter langen Zugwagen. Verbunden über eine sogenannte Dolly-Achse, ein Zweiachs-Konstrukt. Und ruckzuck haben wir diesen 25-Meter-Zug."
25 Meter, so lang wie eine Schwimmbahn im Hallenbad, sieben Meter mehr als ein normaler LKW. An diesen sieben Zusatzmetern scheiden sich im deutschen Straßenverkehr die Geister. Zu groß, zu schwer, sagen die Gegner. Besser als zwei normale LKW, sagen die Befürworter. Fahrer Jürgen Bannasch sagt nur: "Anschnallen bitte!"
"Wir fahren zum Container-Bahnhof nach München. Die Einheiten sind beladen, der Zug ist zusammengehängt. Die Abfahrtkontrolle ist erledigt."
Jürgen Bannasch ist der erfahrenste Trucker der Spedition Ansorge aus Biessenhofen im Allgäu. Seit mehr als 30 Jahren sitzt Bannasch am Steuer eines LKW.
"Hier hab ich einen Monitor. An dem ist die Rückfahrkamera vom Auflieger angeschlossen. Die gehört zu den Vorschriften. Und die ist bei uns so geschaltet, dass sie immer läuft."
Im Monitor der Rückfahrkamera sieht man auf der Landstraße meistens längere Autoschlangen hinter dem Lang-LKW. Das liegt vor allem am Tempo.
"Wir fahren mit circa 60 km/h. Das ist die erlaubte Geschwindigkeit. Nicht nur für den Lang-LKW, sondern allgemein für LKW über 7,49 Tonnen. In der Regel fahren die meisten etwas schneller. Wir halten uns daran."
Genauso langsam und schleppend wie der Lang-LKW läuft auch die Einführung der Test-Phase. Theoretisch könnte sich jede deutsche Spedition an der Erprobung beteiligen. Faktisch sind bisher gerade mal rund zehn Trucks auf deutschen Straßen unterwegs. Das liegt einerseits an den Daumenschrauben des Verkehrsministeriums. Die Lang-LKW dürfen beladen bisher maximal 44 Tonnen wiegen, also nicht mehr als ein normaler LKW. Sie dürfen nur auf ausgewählten Strecken fahren. Und dann gibt es noch ein paar andere Hindernisse:
"Wir kommen jetzt auf den Rasthof Lechwiesen. Also in den normalen Fischgrät-Parkplatz kommen wir mit Sicherheit nicht hinein. Wir müssen halt schauen, dass wir eine andere Parkmöglichkeit in Anspruch nehmen."
Der Rasthof Lechwiesen liegt in Oberbayern. Dort liegt auch der Wahlkreis von Bundesverkehrsminister Ramsauer. Der oberbayerische Minister lässt sich mit den 25-Meter-Riesen nicht so gern blicken. Zum Start der offiziellen Erprobungsphase hat er gleich mal einen öffentlichen Termin platzen lassen. Spediteur Wolfgang Thoma sieht als Grund auch die Berichterstattung in den Medien:
"Ich mag der Presse einen kleinen Vorwurf machen. 'Bad news are good news': Sie haben wirklich viel dazu getan, um den schlechten Eindruck dieses Lang-LKW noch weiter zu verfestigen. Es bleibt uns jetzt vorbehalten, über solche Feldtests und solche Versuche und die Berührung mit der Bevölkerung den Lang-LKW aus diesem schlechten Image abzuholen."
Die Berührung mit der Bevölkerung: Auf dem Rasthof Lechwiesen sehen viele Autofahrer den Lang-LKW zum ersten Mal live. Die Reaktionen sind überwiegend zustimmend:
"Ich find das positiv. Dann hab ich weniger sonstige Lastwagen. Das verringert sich dann."
"Es stört mich nicht. Macht mir keine Angst."
"Autobahn ja, aber Landstraße nein. Das ist mir einfach zu unheimlich, zu groß."
"Ich hätte mir das Zugfahrzeug größer vorgestellt. Der Anhänger ist schon ziemlich lang. Aber gut, das ist kein Problem."
"Zumal sich die Lkws in der Zukunft ja ohnehin noch mal verdoppeln, in den nächsten zehn Jahren."
" Ich kann die ganze Diskussion nicht nachvollziehen, weil: In den engen Städten werden die ohnehin nicht im Einsatz sein. Und auf den Autobahnen sind sie nur von Vorteil. Weil sie eben tatsächlich weniger Lastwagen auf die Straße bringen."
Auf der Probefahrt darf der Lang-LKW die Autobahn nur an wenigen Stellen verlassen. Wäre die Autobahn gesperrt, müsste Jürgen Bannasch warten. Oder den Lang-LKW auf dem Rastplatz zu zwei normalen LKW umbauen. Das ginge, denn es sind alles Standard-Komponenten. Allerdings wäre es aufwendig, eine zusätzliche Zugmaschine heranzuschaffen. Spediteur Wolfgang Thoma fordert deshalb, die Lang-LKW sollten nicht nur auf Autobahnen fahren dürfen:
"Momentan ist das Streckennetz ein kleines Fleckenteppichlein. Und das müssen wir entsprechend den wirtschaftlichen Bedürfnissen anpassen. Wir sprechen in diesem Zusammenhang immer von der letzten Meile: Wo große Produktionsstätten sind, große Güterverkehrszentren und dergleichen, dort müssen die Streckenführungen hingehen dürfen."
Wolfgang Thoma hat schon mal eigene Tests gemacht: Auf dem Hof seiner Spedition Ansorge hat er einen engen Kreisverkehr gebaut, mit 25 Metern Außendurchmesser. Der Lang-LKW kam durch, ohne zu kippen, sagt Thoma. Doch die Politik ist kein Kreisverkehr. Sie könnte den Lang-LKW auch in voller Geradeausfahrt kippen. Derzeit scheint sie erst mal das zu tun, was LKW-Fahrer Jürgen Bannasch gern macht, wenn er in einen Stau gerät: abwarten und Tee trinken.