Ich bin eigentlich nicht der Typ, der auf Parkbänken mit Altersgenossen Skat oder Schach spielt oder im Gärtchen alleine Rosen züchtet.
Chemiker ist der Bert Brasser, 68 Jahre, Promotion. 30 Jahre im Job liegen hinter ihm. Forschung und Entwicklung in der Industrie. Eine Leseratte war er schon immer. Und weil das mit dem Skat dreschen und Rosen züchten nichts für ihn ist, hat er sich noch einmal eingeschrieben. Als Germanistikstudent ist er nun regelmäßig auf dem Campus anzutreffen. Ein Grufti , wie die älteren Semester hin und wieder von den jungen Studierenden hinter vorgehaltener Hand genannt werden. Doch:
Ich habe es auf dem Campus noch nie gehört, das Wort Grufti. Es sei denn ironisch aus dem Munde eines Gruftis.
Ausgegrenzt fühlen sich Bert Brassat und die anderen Seniorstudenten nicht. Im Gegenteil. In überfüllten Seminaren ist ihm schon oft ein Sitzplatz angeboten worden.
Wenn das ein kleines Mädchen war, dann war mir das sehr unangenehm und ich habe mich geweigert, mich hinzusetzen.
Volle Seminare, drängeln um Plätze und Referate. Gründe, warum die Seniorstudenten nicht immer gerne auf dem Campus gesehen werden.
Das schlechte Gewissen habe ich gehabt. Aber wie geht man damit um? Man kann sagen, das kann ich nicht auf mich nehmen, aber wenn man anfängt, darüber nachzudenken, dann sind die ersten zwei, drei Semester vorbei. Und danach verläuft sich das auch. Dann hat man die Grundseminare, die überbelegt sind, die hat man dann hinter sich und dann ist Platz da. Dann nimmt man niemandem mehr den Platz weg. Dann hat sich das von selbst erledigt.
Und damit auch die jüngeren Studierenden etwas von den Alten haben, bieten Bert Brassat und 25 weitere Senior-Studierende Hilfe an. Hierzu haben sie den Förderverein für das Germanistische Seminar gegründet.
Wir machen es hauptsächlich auf finanziellem Wege. Es kommt natürlich auch zu persönlichen Gesprächen, die vielleicht von Seiten der jungen Gesprächspartner als hilfreich empfunden werden. Wenn man zum Beispiel gefragt wird, wie ist es denn im Beruf, welche Situationen gibt es da. Aber das wichtigste ist doch das Finanzielle und da sind wir Alten wohl größtenteils besser gestellt als die jungen Kommilitonen.
Der Verein unterstützt Studierendenseminare, finanziert Exkursionen und gewährt Druckkostenzuschüsse für Doktorarbeiten. Und...
Wir haben gerade in einem Fall das Fortbestehen einer Publikationsreihe, die als Jahrbuch erscheint für ein weiteres Jahr ermöglicht, durch eine Spende, einen Zuschuss von 1000 Euro - das ist eine Menge Geld! Und wir sind jetzt dabei eine Ausschreibung zu machen für eine herausragende Magister- oder Abschlussarbeit, die auch finanziell prämiert werden soll.
Mit immerhin 300 Euro wird der Preis prämiert sein.
Wir sind uns klar darüber, dass man nicht nur Geld von seinen Schicksalsgenossen erwarten kann, sondern auch etwas dafür bieten muss. Da sind einerseits Erfahrungsaustausch, andererseits gemeinsame Unternehmungen wie Museumsbesuche gut. Die haben sich da bewährt.
Auch die persönlichen Kontakte zu den jungen Leuten schätzen die Mitglieder des Vereins. Die seien viel unproblematischer, als viele meinen. Die Beiträge der Alten werden in vielen Seminaren geschätzt. Und auch ein weiteres Vorurteil will Bert Brassat aus der Welt räumen: Dass die Seniorstudenten sich viel gewissenhafter auf die Seminare vorbereiten und damit die Jungen auf die Palme bringen.
Ganz im Gegenteil: Wir können es uns ja leisten, leicht an das Studium und an seine Aufgaben heranzugehen. Fast alle von uns tun das auch. Ich kenne niemanden in meinem Alter, der hier studiert und verbissen oder streberhaft da heran geht.
Bald stehen bei Bert Brassat die letzten Prüfungen an. Seine Magisterarbeit hat er schon hinter sich.
Die hat den Titel: "Naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Begriffe in Thomas Manns Roman Der Zauberberg".
Note: Eine glatte Eins. Ob er in Zukunft dann mehr Zeit für seine Familie hat, ist fraglich. Dr. Bert Brassat überlegt, ob er noch eine zweite Dokterarbeit schreiben will. Diesmal in Germanistik.
Chemiker ist der Bert Brasser, 68 Jahre, Promotion. 30 Jahre im Job liegen hinter ihm. Forschung und Entwicklung in der Industrie. Eine Leseratte war er schon immer. Und weil das mit dem Skat dreschen und Rosen züchten nichts für ihn ist, hat er sich noch einmal eingeschrieben. Als Germanistikstudent ist er nun regelmäßig auf dem Campus anzutreffen. Ein Grufti , wie die älteren Semester hin und wieder von den jungen Studierenden hinter vorgehaltener Hand genannt werden. Doch:
Ich habe es auf dem Campus noch nie gehört, das Wort Grufti. Es sei denn ironisch aus dem Munde eines Gruftis.
Ausgegrenzt fühlen sich Bert Brassat und die anderen Seniorstudenten nicht. Im Gegenteil. In überfüllten Seminaren ist ihm schon oft ein Sitzplatz angeboten worden.
Wenn das ein kleines Mädchen war, dann war mir das sehr unangenehm und ich habe mich geweigert, mich hinzusetzen.
Volle Seminare, drängeln um Plätze und Referate. Gründe, warum die Seniorstudenten nicht immer gerne auf dem Campus gesehen werden.
Das schlechte Gewissen habe ich gehabt. Aber wie geht man damit um? Man kann sagen, das kann ich nicht auf mich nehmen, aber wenn man anfängt, darüber nachzudenken, dann sind die ersten zwei, drei Semester vorbei. Und danach verläuft sich das auch. Dann hat man die Grundseminare, die überbelegt sind, die hat man dann hinter sich und dann ist Platz da. Dann nimmt man niemandem mehr den Platz weg. Dann hat sich das von selbst erledigt.
Und damit auch die jüngeren Studierenden etwas von den Alten haben, bieten Bert Brassat und 25 weitere Senior-Studierende Hilfe an. Hierzu haben sie den Förderverein für das Germanistische Seminar gegründet.
Wir machen es hauptsächlich auf finanziellem Wege. Es kommt natürlich auch zu persönlichen Gesprächen, die vielleicht von Seiten der jungen Gesprächspartner als hilfreich empfunden werden. Wenn man zum Beispiel gefragt wird, wie ist es denn im Beruf, welche Situationen gibt es da. Aber das wichtigste ist doch das Finanzielle und da sind wir Alten wohl größtenteils besser gestellt als die jungen Kommilitonen.
Der Verein unterstützt Studierendenseminare, finanziert Exkursionen und gewährt Druckkostenzuschüsse für Doktorarbeiten. Und...
Wir haben gerade in einem Fall das Fortbestehen einer Publikationsreihe, die als Jahrbuch erscheint für ein weiteres Jahr ermöglicht, durch eine Spende, einen Zuschuss von 1000 Euro - das ist eine Menge Geld! Und wir sind jetzt dabei eine Ausschreibung zu machen für eine herausragende Magister- oder Abschlussarbeit, die auch finanziell prämiert werden soll.
Mit immerhin 300 Euro wird der Preis prämiert sein.
Wir sind uns klar darüber, dass man nicht nur Geld von seinen Schicksalsgenossen erwarten kann, sondern auch etwas dafür bieten muss. Da sind einerseits Erfahrungsaustausch, andererseits gemeinsame Unternehmungen wie Museumsbesuche gut. Die haben sich da bewährt.
Auch die persönlichen Kontakte zu den jungen Leuten schätzen die Mitglieder des Vereins. Die seien viel unproblematischer, als viele meinen. Die Beiträge der Alten werden in vielen Seminaren geschätzt. Und auch ein weiteres Vorurteil will Bert Brassat aus der Welt räumen: Dass die Seniorstudenten sich viel gewissenhafter auf die Seminare vorbereiten und damit die Jungen auf die Palme bringen.
Ganz im Gegenteil: Wir können es uns ja leisten, leicht an das Studium und an seine Aufgaben heranzugehen. Fast alle von uns tun das auch. Ich kenne niemanden in meinem Alter, der hier studiert und verbissen oder streberhaft da heran geht.
Bald stehen bei Bert Brassat die letzten Prüfungen an. Seine Magisterarbeit hat er schon hinter sich.
Die hat den Titel: "Naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Begriffe in Thomas Manns Roman Der Zauberberg".
Note: Eine glatte Eins. Ob er in Zukunft dann mehr Zeit für seine Familie hat, ist fraglich. Dr. Bert Brassat überlegt, ob er noch eine zweite Dokterarbeit schreiben will. Diesmal in Germanistik.