Vor allem in Ballungszentren wie Nordrhein-Westfalen und in Baden-Württemberg gibt es nach wie vor viele Bedenken. Dennoch dürfen die Riesen-Lkw auch dort seit kurzem auf nahezu allen Straßen fahren. Aus Sicht des CSU-Verkehrsministers Alexander Dobrindt, eine gute Bilanz. Drei Viertel aller Bundesländer seien inzwischen an dem Pilotversuch beteiligt, um die Chancen und Risiken zu überprüfen. Erklärtes Ziel des Verkehrsministeriums ist ein Regelbetrieb der extra langen Lkw. Die international tätige Spedition Hellmann, eine der Großen der Branche, hat sich als eine von gerade einmal vier Speditionen von Anfang an für den Feldversuch entschieden. Die Vorteile liegen auf der Hand, erklärt Kai Hasenpusch, Hellmann Geschäftsleiter für Deutschland.
"Wir haben nur, nur gute Erfahrungen gemacht. Das Fahrzeug fährt sich sehr gut, wir haben natürlich auch Kraftstoff einsparen können. Aber in erster Linie geht es uns darum, dass wir Lkw Kapazitäten einsparen."
Hasenpusch rechnet vor, dass zwei Gigaliner drei herkömmliche Lkw ersetzen und somit Kraftstoff einsparen, aber auch die Straße entlasten. Vor allem auf Langstrecken wie Bremen-Hannover und Bremen-Osnabrück seien die Gigaliner auf Bundesautobahnen für die Spedition unterwegs. Für ihn zählt ohnehin nicht ein Gegeneinander von Straße und Schiene. Die sinnvolle Ergänzung sei das Gebot der Stunde, so Hasenpusch. Bereits heute sei das Streckennetz der Bahn überlastet.
"Wir können schon heute nicht so viel Wechselbrücken auf die Bahn setzen wie wir es gerne möchten, da bekommen wir eine Absage der Bahn."
Experten: Gigaliner führt zu zusätzlichen Lastwagen-Fahrten
Verbände des Straßentransportgewerbes, der Bundesverband des Groß- und Außenhandels und der Verband der Automobilindustrie, kurz VDA, zählen zu den Befürwortern der Riesenlaster. Der VDA spricht gar von einem Ökolaster. In den Ohren von Dirk Flege, Geschäftsführer der "Allianz pro Schiene", klingt die Bezeichnung Ökolaster wie blanker Hohn. Eine bei der Technischen Hochschule Wildau und der Technischen Universität Berlin in Auftrag gegebene Studie des Bündnisses bestätigt seine schlimmsten Befürchtungen.
"Dass mit der Regelzulassung der Gigaliner es nicht weniger, sondern deutlich mehr Lkw-Verkehr auf Deutschlands Straßen geben würde. Der Hintergrund ist, dass der Lkw-Transport durch die Einführung der Gigaliner viel, viel billiger werden würde und damit würden jede Menge Güter von der Schiene auf die Straße verlagert."
Der Studie zufolge würden mehr als acht Millionen Tonnenkilometer Fracht von der Schiene auf die Straße verlagert. Das würde etwa 7.000 zusätzlichen Lkw-Fahrten pro Tag entsprechen. Der Speditionsexperte Kais Hasenpusch sieht eine solche Tendenz nicht.
"Kein Mensch wird aus Kostengründen jetzt von der Schiene Verkehr runternehmen und das in Richtung Lang-Lkw entwickeln, das ist völliger Blödsinn."
119 Riesen-Lkw sind derzeit auf Deutschlands Straßen unterwegs. Aus Sicht des Speditionsexperten führt langfristig kein Weg an den Gigalinern vorbei. Dirk Flege dagegen vom Bündnis Allianz pro Schiene fordert den CSU-Bundesverkehrsminister Dobrindt auf, den Feldversuch sofort zu beenden.
"Es ist jetzt schon die zweite oder dritte Studie, die eindeutig nachweist, dass es eben mehr Lkw Verkehr geben würde, wenn diese Fahrzeuge in großer Stückzahl zugelassen werden."