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Nord- und Südkorea
"Keine echte politische Annäherung"

Mit dem neuen Präsidenten Südkoreas Moon Jae-In ist eine Wiederaufnahme der "Sonnenscheinpolitik" gegenüber Nordkorea möglich geworden, findet die Koreanistin Marion Eggert. Allerdings gebe es keine echte Annäherung unter den derzeitigen geopolitischen Bedingungen, sagte Eggert im Dlf.

Marion Eggert im Gespräch mit Michael Köhler |
    Unterhändler aus Süd- und Nordkorea bei Gesprächen am 09.01.2018 in Panmunjom, Südkorea
    Unterhändler aus Süd- und Nordkorea bei Gesprächen am 09.01.2018 in Panmunjom, Südkorea (YNA/dpa)
    Die Wiederaufnahme der sogenannten Sonnenscheinpolitik gegenüber Nordkorea, die vom Altpräsidenten Kim Dae-jung geprägt worden war, sei mit dem neuen Präsidenten Südkoreas Moon Jae-In wieder möglich geworden, sagte die Koreanistin Marion Eggert im Dlf.
    Zwar gebe es eine Entspannung zwischen Nord- und Südkorea - gleichzeitig passe Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un jedoch auf, dass die Drohgebärden gegenüber den USA nicht aufhörten. Aus nordkoreanischer Perspektive sei es entscheidend, die enge Verbindung zwischen Südkorea und USA etwas aufzulösen bzw. die Beziehungen zu Südkorea unabhängig von den USA zu pflegen. Die Olympischen Spiele würden dafür einen guten Anlass bieten - allerdings dürfe man auch nicht zu viele Hoffnungen auf die Olympiade setzen.
    Annäherung - kulturell aber nicht politisch
    Eine "gewisse Annäherung der Lebensverhältnisse" habe es in den vergangenen Jahren bereits gegeben. Wenn es zur Wiedervereinigung käme, wären die Voraussetzungen besser als vor zehn Jahren, sagte Eggert. In Nordkorea herrsche nicht mehr die vollkommene Ahnungslosigkeit - auf Grund der Möglichkeiten, die Nordkoreaner hätten, sich über Südkorea und den Rest der Welt zu informieren: durch Medien die hauptsächlich über China ins Land geschmuggelt würden. Auch die Südkoreanische Populärkultur sei für die Annäherung sehr wichtig. Diese sei auch in Nordkorea sehr attraktiv.
    Schwieriger sei die gemeinsame Verständigung auf die Geschichte. Und auch in Anbetracht der geopolitischen Bedingungen, eines "eher zunehmenden als abnehmenden Kampfes um globale Vormachtstellung zwischen USA und China", hält Eggert eine echte politische Annäherung zwischen Nord- und Südkorea für unwahrscheinlich.
    Marion Eggert lehrt und forscht an der Ruhr-Universitaet Bochum in der Sektion Sprache und Kultur Koreas. Ihr Buch "Kleine Geschichte Koreas" (zusammen mit Jörg Plassen) ist 2005 im C.H.Beck-Verlag erschienen.