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Nordkorea
Der Schönredner

Kim Jong Un hat wieder eine Neujahrsrede gehalten. Der nordkoreanische Machthaber verspricht: "Die Arbeiterpartei gibt der Verbesserung der Lebensstandards oberste Priorität." Für die Bevölkerung war 2015 indes wieder ein Jahr der Entbehrungen, der Not, der Drangsalierung.

01.01.2016
    Zu sehen ist Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un am Schreibtisch mit Brille, dahinter die Symbole Hammer, Sichel und Pinsel an einer Holzwand.
    Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat wieder eine Neujahrsrede gehalten. (picture-alliance / dpa / MAXPPP)
    Kim hält jedes Jahr eine Rede zum neuen Jahr. Inhaltlich sind seine Ansprachen ähnlich strukturiert. Innenpolitisch gibt es Durchhalte- und Hoffnungsparolen, außenpolitisch sowohl Säbelrasseln als auch Friedfertigkeitsbekundungen. Die Nachrichtenagentur AFP beschreibt die Szenerie der Neujahrsrede so:
    "Kim hielt die Rede an einem Pult in einem holzvertäfelten Raum im Gebäude des Zentralkomitees der Einheitspartei in Pjöngjang. Obwohl kein Publikum zu sehen war, brandete immer wieder Applaus auf. Dieser war wahrscheinlich aufgezeichnet."
    "Wir müssen die Wende schaffen"
    Ein Schwerpunkt seiner Rede war die heimische Wirtschaft, hier müsse man eine "Wende in der Entwicklung" schaffen. Viel Spielraum hat Kim nicht: Sein Land steht wegen des Atomprogramms unter scharfen Sanktionen. Kim hat seit seinem Amtsantritt einige Sonderwirtschaftszonen eingerichtet und Korrespondenten zufolge die Kontrolle über Bauern und Staatsfirmen etwas gelockert.
    Das Land hatte dieses Jahr zudem wieder mit einer schweren Dürre zu kämpfen, das räumten im Sommer selbst die Staatsmedien offen ein. "Der Pegel der Wasserspeicher ist auf dem Tiefstand, während Flüsse austrocknen", hieß es damals. Die Sorge ist groß, denn Nordkorea hat immer wieder Hungersnöte zu bewältigen, bei denen schon viele tausend Menschen gestorben sind.
    Zwangsarbeit ist Alltag
    Nicht besser ist es um die Menschenrechte bestellt. Zwei Tage vor der großen 70-Jahr-Feier der kommunistischen Arbeiterpartei erhob Human Rights Watch schwere Vorwürfe gegen das Regime: Immer noch setze Pjöngjang in großem Stile auf Zwangsarbeit, um die Bürger zu kontrollieren. Studenten etwa müssten jedes Jahr zwei Monate lang ohne Bezahlung in landwirtschaftlichen Betrieben arbeiten.
    Außenpolitisch ging Kim natürlich auf das südkoreanische Nachbarland ein und bekundete sein Interesse an Frieden und Versöhnung, auch das ein Leitmotiv in seinen Reden. Er wolle "regionale Stabilität" erreichen, sagte Kim. Und dann kam auch schon das Säbelrasseln: Wie üblich kritisierte Kim die Manöver der USA und Südkorea. Und er stellte aufs Neue fest: Wer sein Land angreife, müsse mit einer harten Antwort rechnen, und zwar mit einem "Heiligen Krieg der Gerechtigkeit". Immerhin: Dieses Jahr drohte er nicht mit dem Einsatz von Atomwaffen.
    (jcs/fun)