Das staatliche nordkoreanische Fernsehen meldete, ein nuklearer Sprengkopf sei zur Explosion gebracht worden. Man sei nun in der Lage, atomare Sprengköpfe auf ballistische Raketen zu montieren. Der Test sei eine Reaktion auf Bedrohungen und Sanktionen von feindlichen Mächten, darunter auch die USA. Nordkorea werde sein Atomwaffenprogramm weiter vorantreiben.
Zuvor hatten Südkorea und andere Staaten ein Erdbeben der Stärke 5,3 in Nordkorea festgestellt, das den Seismologen zufolge künstlich erzeugt worden sei. Die Erdstöße wurden bei dem Testgelände Punggye-ri registriert, wo Nordkorea im Januar seinen vierten Atomtest vorgenommen hatte. Daher gab es sofort Vermutungen, wonach ein neuerlicher Test das Erdbeben ausgelöst haben könnte. Alle unterirdischen Atomversuche Nordkoreas seit 2006 sind bisher auf dem Versuchsgelände Punggye-ri vorgenommen worden.
Südkoreas Präsidentin: "Wahnsinnige Rücksichtslosigkeit"
Die südkoreanische Regierung berief den nationalen Sicherheitsrat ein. Bei dem neuen Test handle es sich um einen klaren Verstoß gegen Resolutionen des UNO-Sicherheitsrats, erklärte Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye am Freitag nach Angaben ihres Büros. Er belege die "wahnsinnige Rücksichtslosigkeit" von Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un. Dieser ignoriere vollkommen die Forderungen der internationalen Gemeinschaft nach einer Abkehr vom Streben nach Atomwaffen. US-Präsident Barack Obama habe ihr in einem Telefonat jedwede Unterstützung zugesagt.
Das Weiße Haus in Washington erklärte, der US-Präsident werde in den kommenden Tagen mit den Verbündeten und Partnern über ernsthafte Konsequenzen beraten. Obama bezeichnete den neuen nordkoreanischen Atomtest als "provokativen Akt".
Auswärtiges Amt will nordkoreanischen Botschafter einbestellen
Die Bundesregierung nannte den Atomtest eine "Provokation". Nordkorea versuche, Südostasien "in unverantwortlicher Weise" zu destabilisieren, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin.Er fordere Nordkorea auf, den Resolutionen des UN-Sicherheitsrats Folge zu leisten. Deutschland setze sich dafür ein, dass die internationale Gemeinschaft nun entschieden und unmissverständlich reagiere. Das Auswärtige Amt kündigte an, den nordkoreanischen Botschafter in Berlin einzubestellen.
Auch Japan reagierte mit Sorge. Nordkoreas Atomwaffenentwicklung sei eine ernste Bedrohung für Japan, sagte Ministerpräsident Shinzo Abe. Regierungssprecher Yoshihide Suga erklärte laut der Nachrichtenagentur Kyodo, Japan werde jetzt neue Sanktionen gegen das Regime in Pjöngjang erwägen.
China als wichtigster Verbündeter Nordkoreas protestierte ebenfalls gegen den Atomtest. Das Außenministerium erklärte, man dränge Pjöngjang "mit Hochdruck", die Versprechen zur Nichtverbreitung von Atomwaffen einzuhalten. Zugleich rief China die Staatengemeinschaft zur Zurückhaltung auf. Niemand, auch nicht Nordkorea, könne ein Interesse an Chaos oder Krieg auf der koreanischen Halbinsel haben.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bezeichnete den Test als "zutiefst beunruhigenden und bedauerlichen Akt". Auch der russische Außenminister Sergej Lawrow verurteilte ihn. Ein Vertreter des Außenministeriums sagte zudem, der Vorgang zeige, dass Sanktionen kein Allheilmittel seien: "Man muss eine Lösung für das Atomproblem auf der koreanischen Halbinsel viel breiter angehen unter aktiver Nutzung aller politisch-diplomatischen Mittel."
Neue Sanktionen der UNO?
Dennoch dürfte der zweite nordkoreanische Atomtest in diesem Jahr neue und härtere Sanktionen der Vereinten Nationen nach sich ziehen. Der UNO-Sicherheitsrat hatte erst im März die Sanktionen gegen Nordkorea verschärft. Nach dem Atomtest im Januar, dem Start einer Weltraumrakete im Februar und weiterer kleinerer Vorfälle ist die Lage in der Region besonders angespannt. Am Montag hatte Nordkorea erneut ballistische Raketen gestartet. Die Aktion überschattete den Gipfel der Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) im ostchinesischen Hangzhou.
Auch die Anleger in Asien reagierten auf die Berichte über den möglichen Nukleartest. Die Börsen in Fernost tendierten am Freitag überwiegend im Minus.
(tj/nin/kr)