Kim war zuletzt Anfang September in der Öffentlichkeit gesehen worden, als er mit seiner Frau ein Konzert in Pjöngjang besuchte. Bei der zentralen Zeremonie zum 69. Gründungstag der herrschenden Arbeiterpartei vor wenigen Tagen fehlte er. Seine lange Abwesenheit hatte daher Gerüchte befeuert, Kim sei schwer krank oder gar entmachtet worden.
Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtete nun am Dienstag, Kim habe ein Wissenschaftsinstitut und eine Wohnanlage besichtigt, die für Forscher gebaut worden sei, die am Satellitenprogramm des Landes arbeiten. Er habe sich "äußerst zufrieden" gezeigt. Die mit bunten Kacheln dekorierten Außenwände der Häuser seien "wunderschön", sagte Kim demnach.
Kim stützt sich auf Gehstock
KCNA verlor weder ein Wort über den Gesundheitszustand des Diktators noch über dessen lange Abwesenheit. Es blieb außerdem unklar, wann er den Gebäudekomplex besuchte, üblicherweise veröffentlicht die Agentur derlei Meldungen aber am Tag danach.
Auf den Bildern in der Parteizeitung "Rodong Sinmun" war ein lächelnder Kim zu sehen, der von hohen Parteivertretern umringt war, darunter Hwang Pyong So, die faktische Nummer zwei in der nordkoreanischen Staatshierarchie. Kim stützte sich auf einen schwarzen Stock. Auf einem Bild war er zudem auf einer Couch sitzend zu sehen, wie er zu seinen Begleitern sprach, die sich Notizen machten.
Kim gilt als starker Raucher, außerdem nahm er jüngst deutlich an Gewicht zu. Der nach unterschiedlichen Angaben 31 oder 32 Jahre Staatschef soll unter anderem an Gicht, Diabetes und Bluthochdruck leiden. Nordkorea selbst nahm kürzlich nur vage zu Kims Gesundheit Stellung, als das Staatsfernsehen in einem Bericht Ende September von "Unwohlsein" sprach. Der Bericht zeigte Kim damals zudem hinkend bei einem Fabrikbesuch.
Experten: Nordkorea will normale Regierungsgeschäfte dokumentieren
"Es ist noch immer nicht klar, ob er sich von seinem angeblichen 'Unwohlsein' erholt hat oder wie schwerwiegend das war", sagte der Nordkorea-Experte Kim Yeon Chul von der südkoreanischen Universität in Inje. Wichtig sei Pjöngjang aber offenbar gewesen, der internationalen Öffentlichkeit zu zeigen, dass Kim das Land weiter normal regiere. Andere Experten halten Kims wochenlange Zurückhaltung in der Öffentlichkeit für eine Taktik, um international im Gespräch zu bleiben.
(nch/jm)