Nordkorea prüft nach eigenen Angaben einen militärischen Schlag gegen die USA. Dieser sei möglich, wenn es Anzeichen für eine Provokation seitens der Vereinigten Staaten gebe, zitiert die staatliche Nachrichtenagentur KCNA einen Militärsprecher. Demnach prüft Pjöngjang eine Strategie für einen Raketenagriff auf die Pazifikinsel Guam, wo die USA einen Luftwaffenstützpunkt unterhalten. Ein solcher Plan könnte, so der Sprecher, jederzeit ausgeführt werden, sobald Staatschef Kim Jong Un die eine entsprechende Entscheidung treffe.
Trump droht mit "Feuer und Zorn"
Zuvor war US-Präsident Trump an seinem Urlaubsort in New Jersey vor die Presse getreten und hatte erklärt, wenn Nordkorea seine Drohungen fortsetze, werde diesen begegnet mit "Feuer, Zorn und Macht, wie es die Welt noch nicht gesehen hat" - was genau er damit meint, erklärte er nicht. Ebenso ist unklar, ob beide Seiten direkt aufeinander reagierten.
Trumps Warnung wiederum war kurz nach der Veröffentlichung eines Berichts der "Washington Post" erfolgt, nachdem Nordkorea erhebliche Fortschritte bei seinem Raketenprogramm erzielt hatte. Unter Berufung auf den US-Militärgeheimdienst heißt es, Pjöngjang habe einen atomaren Sprengkopf entwickelt, der klein genug für seine Interkontinentalraketen sei. Die Zeitung schreibt, Pjöngjang habe einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zur vollwertigen Atommacht getan. Ein in Tokio veröffentlichtes Weißbuch des japanischen Verteidigungsministeriums kommt zu dem gleichen Schluss.
"China und Russland wollen keinen Krieg in Ostasien"
Der Asien-Korrespondent des Deutschlandfunks, Hanefeld, spricht dennoch von "Theaterdonner". Er sagte im Deutschlandfunk (Audio), wenn Trump tatsächlich Nordkorea überfallen wolle, müsse er sich in der Sache zuvor mit China und Russland einigen. Aber: Beide Länder wollten "um Gottes Willen keinen Krieg in Ostasien - und das weiß auch Kim." Analog sei die Drohung Pjöngjangs mit einem Überfall auf Guam zu verstehen: "Eine einzige Bombe auf Guam - und Nordkorea ist weg." Die Amerikaner würden nicht zögern, Nordkorea auszulöschen. Die Unberechenbarkeit beider Kandidaten stelle allerdings einen Unsicherheitsfaktor in dem Konflikt dar, der sich allerdings "mit zunehmender Gewalt und zunehmendem Geräusch" abspiele, so Hanefeld.
Südkorea ist alarmiert
In Südkorea registriert man die Zuspitzung des Konflikts mit Sorge. Die für alle nordkoreanischen Angelegenheiten zuständige Behörde in Seoul teilte mit, die Bekanntmachung Pjöngjangs verletze die Bemühungen, die Beziehungen auf der Koreanischen Halbinsel zu verbessern. Ein Ministeriumssprecher fügte allerdings hinzu, man fühle sich weiterhin dem Dialog und den Sanktionen gegen Nordkorea verpflichtet. Südkoreas Präsident Moon Jae-in rief zu einer Reform der Streitkräfte auf. So plädierte er etwa dafür, Raketen mit höherer Sprengkraft anzuschaffen, um unterirdische Bunker zerstören zu können.
In den USA regt reagierten Politiker der Demokraten verärgert über die scharfe Wortwahl des republikanischen Präsidenten. "Leichtsinnige Rhetorik" könne keine Strategie für ein sicheres Amerika sein, erklärte Senatsführer Schumer. Die Regierung in Washington sieht in Nordkorea die größte Gefahr für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten.
(kb/gwi)