In den vergangenen Stunden ist viel telefoniert worden im chinesischen Außenministerium. Außenminister Wang Yi sprach mit seinem deutschen Amtskollegen Sigmar Gabriel und mit Russlands Außenminister Sergej Lawrow über mögliche Lösungen im Nordkorea-Konflikt. Dank der vereinten Bemühungen um Frieden habe sich die Lage auf der koreanischen Halbinsel leicht entspannt, sagte Wang Yi der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Trotzdem sei die "August-Krise" noch nicht vorbei und alle Parteien sollten weiter auf eine friedliche Lösung hinarbeiten.
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un hatte gestern angekündigt, erst mal keine Raketen auf Guam zu richten und die weitere Reaktion der USA abzuwarten. Das wertete Hua Chunying, Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, als gutes Zeichen:
"Zur Zeit ist die Lage auf der koreanischen Halbinsel hoch komplex und sensibel. Sie ist jetzt an einem kritischen Punkt angekommen. Das kann der Wendepunkt sein zu entscheiden, ob man wieder an den Verhandlungstisch zurückkehrt."
Alle Augen nach Washington gerichtet
Das hatte China in den letzten Tagen immer wieder gefordert. Denn auch Peking hat aus wirtschaftlichen und politischen Gründen kein Interesse an einem Konflikt auf der nordkoreanischen Halbinsel. Deshalb betonte die Sprecherin auch:
"China befürwortet eine friedliche Lösung des Atomwaffen-Themas und ist bestrebt, den Frieden und die Stabilität auf der Halbinsel zu sichern. Eine Lösung sollte alle Interessen berücksichtigen und das Ziel ist es wert, dass alle Parteien zusammenarbeiten."
Ob tatsächlich ein Wendepunkt in der Koreakrise erreicht ist, das wird sich in den nächsten Tagen zeigen: Denn Washington hält weiter an der umstrittenen Militärübung mit Südkorea fest. Die soll am Montag vor der koreanischen Küste beginnen, obwohl China gefordert hatte, das Manöver als Zeichen des guten Willens auszusetzen. Dann sei Nordkorea möglicherweise auch bereit, sein Atomwaffen-Programm vorläufig einzustellen.