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Nordkorea
Provokation zum Auftakt des BRICS-Gipfels in China

Erst nach einigen Stunden reagierte die chinesische Regierung auf den Atomtest Nordkoreas. Sie ließ in Peking verlauten, man verurteile den sechsten Atomtest aufs Schärfste. Die militärische Provokation des Nachbarlands erfolgte ausgerechnet zum Auftakt des Gipfeltreffens der fünf BRICS-Staaten in China.

Von Stefan Wurzel |
    Menschen vor einem Fernsehgerät, auf dem über ein Raketenstart sowie der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-Un gezeigt wird.
    In Südkorea verfolgen Menschen die Berichterstattung über einen Atomwaffentest in Nordkorea. (AFP / Ed Jones)
    Die Stadt Yanji liegt ganz im Nordwesten Chinas. Am späten Vormittag Ortszeit spürten die Bewohner Yanjis und Umgebung ein Beben der Stärke 6,3. Schnell war klar, dass es sich hier um kein normales Erdbeben handelt, sondern um einen neuen Atomtest des Nachbarlands Nordkorea. Die Landesgrenze ist nur einige Dutzend Kilometer entfernt, auf der anderen Seite liegt das vermutete Nuklear-Testgebiet, auf dem das nordkoreanische Militär den Sprengkopf unterirdisch gezündet hat.
    Gipfeltreffen der fünf BRICS-Staaten im südchinesischen Xiamen
    Bis zur offiziellen Reaktion der chinesischen Regierung dauerte es einige Stunden. Das Außenministerium teilte in Peking mit, man verurteile den sechsten Atomtest Nordkoreas auf das Schärfste. China rief das Nachbarland auf, die Beschlüsse des UNO-Sicherheitsrats zu respektieren. Atomtests würden die Krise verschärfen und seien nicht im Interesse des Landes. Die neue militärische Provokation Nordkoreas erfolgte ausgerechnet zum Auftakt des dreitägigen Gipfeltreffens der fünf BRICS-Staaten im südchinesischen Xiamen, rund 2.500 Kilometer Luftlinie vom Atomtestgelämde entfernt. Chinas Staatschef Xi Jinping trifft sich in Xiamen bis Dienstag mit den Staats- und Regierungschefs der anderen vier BRICS-Teilnehmerstaaten Brasilien, Russland, Indien und Südafrika.
    Symbolik ist eines der wichtigsten Elemente chinesischer Politik
    Bei der offiziellen Eröffnung des Gipfels am Nachmittag Ortszeit ging Chinas Staatschef Xi in seiner rund einstündigen Festrede mit keinem einzigen Wort auf den nordkoreanischen Atomtest ein. Aus westlicher Sicht undenkbar und geradezu skurril. Auch eine Pressekonferenz oder gar ein spontanes Statement der chinesischen Seite zu Nordkorea gab es nicht. So lässt sich nur mutmaßen, dass die chinesische Delegation hinter den BRICS-Kulissen geradezu schäumte vor Empörung über Nordkoreas Nukleartest. Symbolik ist eines der wichtigsten Elemente chinesischer Politik. Wenn Kim Jong-Un also ausgerechnet zum Auftakt eines internationalen Gipfeltreffens in China eine Atombombe testet, ist das aus chinesischer Sicht eine ungeheure und kaum zu überbietende Provokation.