Nordkoreaner trainieren angeblich im Osten Russlands für den Kampfeinsatz
Die südkoreanische Spionagebehörde hatte vergangene Woche berichtet, dass Nordkorea 1.500 Spezialeinheiten in den Fernen Osten Russlands verlegt habe, um sie dort für Kämpfe in der Ukraine zu trainieren. Die Truppen würden mit russischen Uniformen, Waffen und gefälschten Ausweispapieren versorgt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beschuldigte Pjöngjang daraufhin, die Entsendung von 10.000 Soldaten nach Russland vorzubereiten.
Die NATO und die USA haben die Informationen des südkoreanischen Geheimdienstes nicht bestätigt. Gleichwohl gibt es besorgte Reaktionen, etwa von der EU-Kommission, die erklärte, sollten die Berichte wahr sein, wäre dies eine neue Eskalationsstufe.
Südkorea fürchtet russische Hilfe für das nordkoreanische Atomprogramm
Südkorea fürchtet, dass Moskau die Führung in Pjöngjang im Gegenzug für die Waffenhilfe in der Ukraine mit modernen Technologien für das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm beliefern könnte. Der russische Botschafter in Seoul wurde einbestellt.
Experten warnen zudem vor einer Internationalisierung des Ukraine-Kriegs. "Die Beteiligung Nordkoreas könnte die Tür dafür öffnen, dass noch weitere Länder hineingezogen werden", sagte Moon Seong-mok vom Korea National Strategy Institute der BBC.
Im Westen - etwa im Auswärtigen Amt in Berlin und im US-Außenministerium - wird es auch als Zeichen der Schwäche und der Verzweiflung seitens Russland gedeutet, dass Nordkorea im Ukraine-Krieg zur Hilfe eilen müsse.
Moskau und Pjöngjang rücken militärisch schon seit längerem enger zusammen
Die russischen Militäreinheiten dürften aber Schwierigkeiten haben, die nordkoreanischen Truppen in ihre Frontlinien einzugliedern. Es gibt eine Sprachbarriere, und außerdem verfügt die nordkoreanische Armee über keinerlei Kampferfahrung. Valeriy Ryabykh, Herausgeber des ukrainischen Magazins "Defence Express", sagte ebenfalls der BBC: "Dass die Nordkoreaner sofort an der Front erscheinen, würde ich ausschließen." Sie könnten stattdessen Abschnitte der russisch-ukrainischen Grenze bewachen, wodurch russische Einheiten für andere Kämpfe frei würden.
Und was sagt der Kreml? Es gibt aus Moskau keine direkte Antwort auf die Frage, ob nordkoreanische Soldaten bald Seite an Seite mit russischen kämpfen sollen. Die Zusammenarbeit mit Pjöngjang bewege sich innerhalb der Vorgaben des internationalen Rechts, hieß es nur. Sie sei nicht gegen Drittländer gerichtet.
Welche Zusammenarbeit genau gemeint war, wurde nicht gesagt. Nordkorea und Russland haben zuletzt ihre militärischen Beziehungen ausgebaut. Laut Experten setzt Russland in der Ukraine nordkoreanische Raketen ein. Moskau und Pjöngjang bestreiten das. Wladimir Putin und Kim Jong Un unterschrieben im Juni einen Pakt über eine strategische Partnerschaft - und dazu gehört auch eine militärische Beistandsverpflichtung im Kriegsfall.
Diese Nachricht wurde am 22.10.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.