In Nordrhein Westfalen werden im kommenden Studienjahr im Durchschnitt 52 Prozent aller Bachelor- und Staatsexamens-Studiengänge zulassungsfrei sein. Davon können besonders Studienanfänger profitieren. Grund sei die fehlende Nachfrage an den Hochschulen, erklärt NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze:
"Wir hatten den doppelten Abiturjahrgang und da war eben die große Sorge: Wie verteilen sich die Studierenden? Und deswegen haben viele Hochschulen einen Numerus clausus angemeldet und haben gesagt, wir können hier vor Ort aber nur so und so viele nehmen. Jetzt entspannt sich das langsam und die Hochschulen können besser planen, wie viele melden sich denn ungefähr an unserer Hochschule und dann kann man auf den Numerus clausus verzichten, wenn man sieht, das pendelt sich ein."
Anders ausgedrückt: Etliche Studienplätze sind im vergangenen Studienjahr frei geblieben. Die Hochschulen haben sich offenbar verspekuliert. Sie haben einen zu strengen Notendurchschnitt gefordert. Wie aber passt das dazu, dass zugleich die Zahl der Studenten in NRW einen neuen Höchststand erreicht hat? Im Wintersemester waren rund 716.000 Studenten eingeschrieben. Für Ministerin Schulze kein Widerspruch:
"Wir haben jetzt ein Peak. Wir werden auch über lange Zeit sehr, sehr viele Studierende an unseren Hochschulen haben. Es lässt sich jetzt nur einfach besser planen. Wir haben jetzt ein besseres Ausbaulevel erreicht, wo die Plätze auch wirklich da sind und die Hochschulen können jetzt besser einschätzen, wie viele kommen wirklich."
Unterm Strich heißt das: Es gibt weniger Studienanfänger als von der Landesregierung erwartet. An den Universitäten in NRW werden deshalb im nächsten Semester knapp 50 Prozent der Studiengänge zulassungsfrei sein. An den Fachschulen sind es sogar knapp 60 Prozent. Viele sehen die Abitur-Note ohnehin nicht als das richtige Mittel zur Selektion. Das kritisiert auch die Studentin Reyhan Bayrak aus Düsseldorf:
"Ich finde das Aussieben sollte während des Studiengangs sein und nicht am Anfang. Weil Abi deckt ja alles ab. Wenn man schlecht in Sport war oder in Kunst war, heißt das ja nicht, dass der naturwissenschaftlich nicht begabt sein könnte oder ist."
"Wir können nicht alle in Köln studieren lassen"
Die freie Wahl haben Abiturienten aber auch in Zukunft nicht. Besonders in populären Uni-Städten wie Köln behalten alle Studiengänge ihren NC. Und auch die beliebten Klassiker Psychologie, Jura und Medizin bleiben zulassungsbeschränkt. Dadurch werden auch in Zukunft viele auf ihr Wunsch-Fach verzichten müssen. Die Erfahrung hat auch Reyhan Bayrak gemacht:
"Ich wollte eigentlich Medizin studieren. Ich bin da nicht rein gekommen. Deswegen studiere ich jetzt Pharmazie. Auch interessant, macht mir auch Spaß. Aber mein Traumberuf war eigentlich Arzt zu werden, aber hat nicht geklappt wegen der Zulassungsbeschränkung."
Immerhin werden andere beliebte Studiengänge im nächsten Semester jedem offen stehen. Zum Beispiel Regenerative Energien an der FH in Bielefeld, Wirtschaftsingenieurwesen an der FH in Münster und Informationstechnik an der TU in Dortmund. NRW-Wissenschaftsministerin Schulze rät Abiturienten, sich aber auch auf Studiengänge mit NC zu bewerben:
"Ich glaube, wir müssen noch viel Aufklärungsarbeit leisten, was der Numerus clausus überhaupt ist. Viele denken bei Numerus clausus, man braucht eine "Eins" um überhaupt reinzukommen. Wir hatten das letzte Mal den NC zum Teil bei 3,5 bei Maschinenbau zum Beispiel. Also es bedeutet einfach nur, dass man begrenzt Studienplätze hat und dass wir einfach damit wirtschaften müssen. Wir können nicht alle in Köln studieren lassen. Der ein oder andere muss an einem anderen Ort studieren."
Besonders gut klappt das in kleineren Städten in Nordrhein Westfalen. Die Universität Siegen hat etwa für das kommende Studienjahr besonders viele Beschränkungen aufgehoben. Und auch an der Universität in Paderborn sind die zulassungsbeschränkten Studiengänge jetzt stark zurückgegangen.