Norman G. Finkelstein ist in Deutschland kein Unbekannter. Er hat nicht nur "Hitlers willige Vollstrecker" seines Kollegen Daniel J. Goldhagen als wissenschaftlich "wertlos" charakterisiert, er hat auch den amerikanisch-jüdischen Interessenvertretern vorgeworfen, sie hätten aus dem Holocaust-Gedenken eine "Holocaust-Industrie" gemacht und instrumentalisierten das Andenken an die Opfer für ihre eigenen politischen Zwecke. Beide Bücher haben nicht nur in Deutschland einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen. Ob dem Autor mit dem vorliegenden Buch das Gleiche gelingt, darf bezweifelt werden.
Die Inspiration für seine Dissertation erhielt der Autor durch die Debatte zwischen Michael Walzer und Noam Chomsky, die um die Frage kreiste, ob ein jüdischer Staat auch ein demokratischer sein könne. Finkelstein vertritt die These, dass der Zionismus eine Art romantischer Nationalismus und mit den liberalen Werten unvereinbar sei. Von seiner ideologischen Grundierung her muss dem Autor der Zionismus als reaktionär und kolonialistisch erscheinen, da Finkelstein sich der trotzkistischen Richtung verpflichtet fühlt. Folglich sieht er den Nahostkonflikt auch stark durch ökonomisch-imperialistische Interessen der USA bestimmt, die an seiner dauerhaften Fortsetzung ein politisches Interesse hätten.
Wie die durch die offizielle israelische Historiographie geschaffenen "zionistischen Mythen" in die politische Debatte der USA eingeführt wurden, zeigte das 1984 erschienene Buch "From Time Immemorial" von Joan Peters, die darin die bizarre These vertritt, dass die Palästinenser sowohl individuell als auch kollektiv ihre Abstammung gefälscht hätten und erst aufgrund der von den zionistischen Siedlern geschaffenen ökonomischen Bedingungen eingewandert seien. Dieses Buch wurde in 200 Rezensionen in den USA als Jahrhundertwerk gefeiert. Man lobte die Recherchearbeit und die demografischen Erkenntnisse der Autorin. Dabei, so Finkelstein, beruhten die auf "Geschichtsfälschungen" und "Betrügereien". Dennoch sei es in den USA nicht möglich gewesen, eine kritische Besprechung des Buches zu veröffentlichen. Erst als das Buch 1985 in Großbritannien erschienen sei, konnte der Schwindel aufgedeckt werden. Seither gilt die Autorin in den USA nicht mehr als vorzeigbar.
Entsprechend kritisch behandelt Finkelstein auch die offizielle israelische Geschichtsdeutung. Der Mythos vom "jungfräulichen Land" oder der "Wildnis", der auch in anderen ideologischen Konzeptionen wie bei der Besiedelung des Westens der USA oder bei der Nazibesiedelung Osteuropas eine Rolle gespielt hat, fand auch im Slogan "Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land" seine Instrumentalisierung. Der Autor versucht immer wieder, Parallelen zwischen der Vernichtung und Ghettoisierung der Indianer in den USA, der israelischen Vertreibungspolitik und der Vernichtungspolitik der Nazis zu ziehen. Diese Vergleiche hinken nicht nur, sie lassen Zweifel an der Seriosität Finkelsteins aufkommen und gehören zu den unappetitlichen Passagen des ansonsten wichtigen Buches. Deuten sie doch auf ein verschwörungstheoretisches Denken hin.
Den von den Zionisten erhobenen historischen Anspruch auf Palästina bestreitet Finkelstein. Er sei weder "historisch, noch ein Recht". Historisch sei er nicht gewesen, weil er weder zweitausend Jahre nicht-jüdischer Besiedelung Palästinas noch zweitausend Jahre jüdischen Lebens außerhalb Palästinas berücksichtigte. Ein Recht habe ebenso wenig bestanden außer in der "Mystik" von "Blut und Boden" und der romantischen "Verehrung" der "Toten, der Helden und der Gräber", wie sie die Historikerin Anita Shapira in ihrem Buch "Land and Power" beschrieben habe, das der Autor ebenfalls einer Kritik unterzieht. Ebenso wird der Mythos von der zionistischen "Selbstverteidigung" von Finkelstein zurückgewiesen. Selbst die Thesen des kritischen Historikers Benny Morris, dass das palästinensische Flüchtlingsproblem aufgrund des Krieges von 1948 entstanden und nicht geplant gewesen sei, bezweifelt der Autor. Finkelstein führt einige Beispiele an, die zeigen, dass die arabische Bevölkerung Palästinas auf Befehl der israelischen Armee vertrieben worden ist.
Den Sechstagekrieg vom Juni 1967 umgibt eine mythische Aura: David gegen Goliath, sprich: Das kleine Israel sei von arabischen Armeen in seiner Existenz bedroht gewesen. Finkelstein führt israelische Militärs und Politiker als Kronzeugen an wie General Mattityahu Peled, einer der Architekten des Juni-Krieges. Dieser behauptete, dass der bevorstehende Untergang Israels ein "Bluff" gewesen sei und fügte hinzu, "trotz aller erfundenen Geschichten, Israel befände sich ´in einem verzweifelten Kampf um die Existenz und kann jeden Augenblick ausgelöscht werden`, hätte in Wahrheit seit 1949 kein Land mehr eine tödliche Bedrohung für Israel dargestellt". Dass Israel bei einem Angriff der arabischen Staaten siegen würde, galt auch nach US-amerikanischer Meinung als ausgemacht. So war für den ehemaligen US-Verteidigungsminister Robert McNamara klar, dass Israel "ohne den Hauch eines Zweifels" siegen würde. Nach Einschätzungen der CIA würde das Land bei einem Krieg ungefähr eine Woche brauchen, um die arabischen Armeen zu besiegen. Finkelstein dokumentiert darüber hinaus auch Israels Weigerung, die Angebote Ägyptens und Jordaniens für einen umfassenden Nahostfrieden anzunehmen, weil sie nicht in Israels machtpolitisches Konzept passten. Dass die ägyptische Armee im Yom-Kippur-Krieg 1973 einen solchen Erfolg erzielen konnten, führt der Autor auf die arrogante Haltung israelischer Militärs zurück, welche die Ägypter als "Affen" bezeichnet hätten.
In der Tat ermöglichten es gerade diese arroganten, rassistischen Überzeugungen, dass Ägypten und Syrien im Oktober einen solch großen Überraschungseffekt erzielten.
Finkelstein versucht mit aller Macht, den Zionismus zu delegitimieren. Dabei kommt es jedoch zu Überzeichungen, die sein Anliegen fraglich erscheinen lassen. Die Arbeit des an Universitäten in Chicago und New York City lehrenden Politikwissenschaftlers vermittelt aber trotz solcher Defizite ein völlig anderes Israelbild, als es in Deutschland gängig ist. Die Arbeit zeigt auch, dass eine solch israelkritische Sichtweise rational und wissenschaftlich begründet werden kann. Für das Verständnis des israelisch-arabischen Konflikts leistet dieses Buch einen wesentlichen Beitrag, der allerdings nicht zum Vorteil Israels ausfällt. Auf der Grundlage dieser wissenschaftlichen Arbeit sollte der bilaterale Konflikt neu bewertet und diskutiert werden.
Die Inspiration für seine Dissertation erhielt der Autor durch die Debatte zwischen Michael Walzer und Noam Chomsky, die um die Frage kreiste, ob ein jüdischer Staat auch ein demokratischer sein könne. Finkelstein vertritt die These, dass der Zionismus eine Art romantischer Nationalismus und mit den liberalen Werten unvereinbar sei. Von seiner ideologischen Grundierung her muss dem Autor der Zionismus als reaktionär und kolonialistisch erscheinen, da Finkelstein sich der trotzkistischen Richtung verpflichtet fühlt. Folglich sieht er den Nahostkonflikt auch stark durch ökonomisch-imperialistische Interessen der USA bestimmt, die an seiner dauerhaften Fortsetzung ein politisches Interesse hätten.
Wie die durch die offizielle israelische Historiographie geschaffenen "zionistischen Mythen" in die politische Debatte der USA eingeführt wurden, zeigte das 1984 erschienene Buch "From Time Immemorial" von Joan Peters, die darin die bizarre These vertritt, dass die Palästinenser sowohl individuell als auch kollektiv ihre Abstammung gefälscht hätten und erst aufgrund der von den zionistischen Siedlern geschaffenen ökonomischen Bedingungen eingewandert seien. Dieses Buch wurde in 200 Rezensionen in den USA als Jahrhundertwerk gefeiert. Man lobte die Recherchearbeit und die demografischen Erkenntnisse der Autorin. Dabei, so Finkelstein, beruhten die auf "Geschichtsfälschungen" und "Betrügereien". Dennoch sei es in den USA nicht möglich gewesen, eine kritische Besprechung des Buches zu veröffentlichen. Erst als das Buch 1985 in Großbritannien erschienen sei, konnte der Schwindel aufgedeckt werden. Seither gilt die Autorin in den USA nicht mehr als vorzeigbar.
Entsprechend kritisch behandelt Finkelstein auch die offizielle israelische Geschichtsdeutung. Der Mythos vom "jungfräulichen Land" oder der "Wildnis", der auch in anderen ideologischen Konzeptionen wie bei der Besiedelung des Westens der USA oder bei der Nazibesiedelung Osteuropas eine Rolle gespielt hat, fand auch im Slogan "Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land" seine Instrumentalisierung. Der Autor versucht immer wieder, Parallelen zwischen der Vernichtung und Ghettoisierung der Indianer in den USA, der israelischen Vertreibungspolitik und der Vernichtungspolitik der Nazis zu ziehen. Diese Vergleiche hinken nicht nur, sie lassen Zweifel an der Seriosität Finkelsteins aufkommen und gehören zu den unappetitlichen Passagen des ansonsten wichtigen Buches. Deuten sie doch auf ein verschwörungstheoretisches Denken hin.
Den von den Zionisten erhobenen historischen Anspruch auf Palästina bestreitet Finkelstein. Er sei weder "historisch, noch ein Recht". Historisch sei er nicht gewesen, weil er weder zweitausend Jahre nicht-jüdischer Besiedelung Palästinas noch zweitausend Jahre jüdischen Lebens außerhalb Palästinas berücksichtigte. Ein Recht habe ebenso wenig bestanden außer in der "Mystik" von "Blut und Boden" und der romantischen "Verehrung" der "Toten, der Helden und der Gräber", wie sie die Historikerin Anita Shapira in ihrem Buch "Land and Power" beschrieben habe, das der Autor ebenfalls einer Kritik unterzieht. Ebenso wird der Mythos von der zionistischen "Selbstverteidigung" von Finkelstein zurückgewiesen. Selbst die Thesen des kritischen Historikers Benny Morris, dass das palästinensische Flüchtlingsproblem aufgrund des Krieges von 1948 entstanden und nicht geplant gewesen sei, bezweifelt der Autor. Finkelstein führt einige Beispiele an, die zeigen, dass die arabische Bevölkerung Palästinas auf Befehl der israelischen Armee vertrieben worden ist.
Den Sechstagekrieg vom Juni 1967 umgibt eine mythische Aura: David gegen Goliath, sprich: Das kleine Israel sei von arabischen Armeen in seiner Existenz bedroht gewesen. Finkelstein führt israelische Militärs und Politiker als Kronzeugen an wie General Mattityahu Peled, einer der Architekten des Juni-Krieges. Dieser behauptete, dass der bevorstehende Untergang Israels ein "Bluff" gewesen sei und fügte hinzu, "trotz aller erfundenen Geschichten, Israel befände sich ´in einem verzweifelten Kampf um die Existenz und kann jeden Augenblick ausgelöscht werden`, hätte in Wahrheit seit 1949 kein Land mehr eine tödliche Bedrohung für Israel dargestellt". Dass Israel bei einem Angriff der arabischen Staaten siegen würde, galt auch nach US-amerikanischer Meinung als ausgemacht. So war für den ehemaligen US-Verteidigungsminister Robert McNamara klar, dass Israel "ohne den Hauch eines Zweifels" siegen würde. Nach Einschätzungen der CIA würde das Land bei einem Krieg ungefähr eine Woche brauchen, um die arabischen Armeen zu besiegen. Finkelstein dokumentiert darüber hinaus auch Israels Weigerung, die Angebote Ägyptens und Jordaniens für einen umfassenden Nahostfrieden anzunehmen, weil sie nicht in Israels machtpolitisches Konzept passten. Dass die ägyptische Armee im Yom-Kippur-Krieg 1973 einen solchen Erfolg erzielen konnten, führt der Autor auf die arrogante Haltung israelischer Militärs zurück, welche die Ägypter als "Affen" bezeichnet hätten.
In der Tat ermöglichten es gerade diese arroganten, rassistischen Überzeugungen, dass Ägypten und Syrien im Oktober einen solch großen Überraschungseffekt erzielten.
Finkelstein versucht mit aller Macht, den Zionismus zu delegitimieren. Dabei kommt es jedoch zu Überzeichungen, die sein Anliegen fraglich erscheinen lassen. Die Arbeit des an Universitäten in Chicago und New York City lehrenden Politikwissenschaftlers vermittelt aber trotz solcher Defizite ein völlig anderes Israelbild, als es in Deutschland gängig ist. Die Arbeit zeigt auch, dass eine solch israelkritische Sichtweise rational und wissenschaftlich begründet werden kann. Für das Verständnis des israelisch-arabischen Konflikts leistet dieses Buch einen wesentlichen Beitrag, der allerdings nicht zum Vorteil Israels ausfällt. Auf der Grundlage dieser wissenschaftlichen Arbeit sollte der bilaterale Konflikt neu bewertet und diskutiert werden.