Norwegens Zentralbank ist gut gesichert. Angemeldete Besucher bekommen eine Karte und einen Code. Damit lassen sich die Schleusen am Eingang öffnen.
Im Dachgeschoss des Gebäudes sitzt der milliardenschwere Staatsfonds des Landes. Er ist ein wichtiger Akteur auf dem globalen Finanzmarkt: mehr als die Hälfte des Vermögens sind in Aktien angelegt, 40 Prozent in Zinspapiere, die übrigen fünf in Immobilien in Städten wie New York, London, Paris und Berlin. Der Fonds hält Anteile an 9.000 Unternehmen auf der ganzen Welt. Das breit gefächerte Portfolio sei gewollt, sagt Trond Grande, er ist der stellvertretende Vorsitzende des Fonds.
"Wir glauben fest an Diversifikation. Deshalb investieren wir nicht nur in große internationale Unternehmen. Auf diese Art können wir bestmöglich am weltweiten Wachstum teilhaben. Es gibt viele Firmen da draußen, und wir wollen an möglichst vielen beteiligt sein."
Keine Aktien in Tabak und Waffen - Konsens in Norwegen
Allerdings nur dann, wenn die Unternehmen ihr Geld nicht unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen oder mit fragwürdigen Produkten verdienen. Das sei Konsens in der norwegischen Gesellschaft, sagt Trond Grande.
"Wir dürfen nicht in Tabak investieren oder bestimmte Waffensysteme, zum Beispiel Atomwaffen oder Streumunition. Und neuerdings auch nicht mehr in Energie-Firmen, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes mit Kohle machen. Die Norweger sind einfach der Meinung, dass wir mit so etwas kein Geld verdienen sollten."
Mit dem 1990 gegründeten Fonds verfolgt Norwegen ein Ziel: Die enormen Summen, die das Land mit der Ausbeutung seiner Rohstoff-Schätze verdient, für die Zukunft zu bewahren und vorzusorgen für die Zeit, wenn Öl und Gas verbraucht sind. Deshalb heißt der Ölfonds offiziell "Staatlicher Pensionsfonds Ausland": Das soll klarmachen, dass es sich um eine Art Altersvorsorge handelt. Bei der Gründung ging es aber noch um etwas anderes, erklärt Norwegens früherer Finanzminister Karl-Eirik Schjøtt-Pedersen:
"Man wollte einen Effekt verhindern, wie wir ihn jetzt zum Beispiel in Russland sehen: Dass die Einnahmen aus der Ölindustrie direkt in den Staatshaushalt fließen und dieser negativ beeinflusst wird, wenn ein Teil davon wegfällt."
Einnahmen aus Öl waren 2015 so niedrig wie seit 90er-Jahren nicht mehr
Etwa dann, wenn Öl so billig gehandelt wird wie im vergangenen Jahr. 2015 verzeichnete Norwegen nur gut vier Milliarden Euro an neuen Rohstoff-Einnahmen aus Steuergeldern und direkten Umsätzen staatlicher Öl-Firmen, so wenig wie seit den 90er Jahren nicht mehr. Doch das sei kurzfristig nicht dramatisch, sagt der norwegische Finanzstaatssekretär Paal Bjørnestad:
"Wir finanzieren unser Staatsbudget aus dem Überschuss des Ölfonds, also aus dem, was wir mit dem bereits angesparten Geld verdienen."
Maximal vier Prozent des Fonds – den geschätzten Überschuss – darf die norwegische Regierung für den ihren Haushalt nutzen. An diese Regel hält sich im Prinzip auch die aktuelle Regierung aus Konservativen und populistischer Fortschrittspartei. Doch um den Haushalt auszugleichen, hat sie Anfang dieses Jahres erstmals mehr Geld aus dem Fonds entnommen, als sie einzahlte. In Pressekommentaren hieß es deshalb, Norwegen greife nach dem Notgroschen. Der Staatssekretär weist dies zurück:
"Wir verdienen mit dem Ersparten mehr als wir ausgeben. Und zahlen immer noch neues Geld aus der Ölindustrie ein. Diese Leute haben also einfach nicht kapiert, dass die 700 Milliarden Euro Kapital abwerfen."
Fonds erzielt 2,7 Prozent Rendite
2,7 Prozent Rendite hat der Fonds im vergangenen Jahr erzielt. Mit der jetzigen Investment-Strategie würde das Management aber selbst einen Verlust von bis zu zehn Prozent pro Jahr noch als normal betrachten, sagt Trond Grande, der Vizechef des Staatsfonds:
"Man muss akzeptieren, dass wir ein Langzeit-Investor sind. Wir müssen Risiken eingehen, damit der Fonds in Zukunft weiter wächst."
Das betont auch der Vorsitzende des Finanzausschusses im norwegischen Parlament, Hans-Olav Syversen:
"Natürlich könnte das Geld irgendwann weg sein, weil der Aktienmarkt vollständig zusammenbricht. Aber dann hat die ganze Welt ein Problem und nicht nur Norwegen."