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Noten für die Noten

In Hamburg ist der Wissenschaftsrat zu seiner Herbsttagung zusammen gekommen. Auf der Agenda stehen unter anderem die Vergleichbarkeit der Noten an deutschen Hochschulen sowie die Zukunft der Rechtswissenschaften.

Von Verena Herb |
    Die Prüfungsnoten an deutschen Hochschulen stehen auf der Agenda der Herbstsitzung des Wissenschaftsrats. Doch dabei soll es weniger um eine qualitative Bewertung, um eine Festlegung bestimmter Kriterien für die Vergabe von Noten gehen, sondern einfach um eine Sammlung von Prüfungsdaten, die der Wissenschaftsrat mittlerweile zum dritten Mal zusammengetragen hat, erklärt Professor Wolfgang Marquardt, Vorsitzender des Wissenschaftsrats:

    "In dieser Datensammlung werden alle Fächer an allen Standorten erfasst. Es werden also alle Abschlussprüfungen erfasst und bezüglich der Notenvergabe auch aufgelistet. Sodass man Spreizungen beispielsweise eines Faches oder auch zwischen Fächern sehen kann. Und damit eben auch beurteilen kann, wie Noten zustande kommen, wie unterschiedlich Noten sind."

    Adressaten der Datensammlung: Die Fakultäten und Hochschulleitungen - die sich, so der Ratsvorsitzende Marquardt überlegen und immer wieder vor sich selbst rechtfertigen sollten, dass gute Qualität in der Ausbildung abgeliefert werde:

    "Und eine Benotung ist ja letztendlich eine Bemessung des Erfolgs, den man mit seiner Ausbildung auch hat. Das ist ja ein Ziel der Noten. Und wenn man da aus dem Feld in irgendeiner Richtung ausschert im nationalen Vergleich, dann muss das einfach Anlass sein, nachzudenken."

    Gleichzeitig warnt Wolfgang Marquardt davor, den Ergebnissen zu viel Bedeutung zuzumessen, wenn es um die Vergleichbarkeit der Noten in den einzelnen Fächern, aber auch zwischen einzelnen Hochschulen gehe. Denn die Gründe für die Unterschiede seien sehr schwer fassbar, so der Professor.

    "Ja, denken Sie an die Selektionsverfahren, die an verschiedenen Standorten unterschiedlich sein können. Denken Sie an die unterschiedliche curriculare Ausgestaltung ein und desselben Fachs, um nur zwei Beispiele hier zu nennen."

    So wird der Arbeitsbericht also in erster Linie nur auflisten, in welchen Fächern die besten Noten vergeben werden. 2007 etwa wurde der zweite Arbeitsbericht zu den Prüfungsnoten veröffentlicht. Ein Ergebnis: Die besten Durchschnittsnoten sind in den Diplomstudiengängen an Universitäten in Biochemie mit 1,51 zu verzeichnen, die schlechteste Durchschnittsnote findet sich in den Rechtswissenschaften mit 3,17. Es wird interessant zu sehen, wie sich die Ergebnisse in den vergangenen fünf Jahren und mit Einführung des Bachelor-Master-Systems verändert haben.

    Der Wissenschaftsrat berät seit nunmehr 55 Jahren die Bundesregierung und die Regierungen der Länder in allen Fragen der inhaltlichen und strukturellen Entwicklung der Wissenschaft, der Forschung und des Hochschulbereichs. Er gibt Empfehlungen zu unterschiedlichen Entwicklungen ab - wie bindend diese Empfehlungen sind, darüber wird gerne in der Öffentlichkeit gestritten. Wolfgang Marquardt:

    "Formal gibt es die Bindung nicht. Die Politik ist also nicht verpflichtet, Empfehlungen umzusetzen. Indirekt gibt es die Bindung natürlich deshalb, weil die Politik den Empfehlungen zugestimmt hat. Und sie werden umgesetzt. Nicht immer und nicht immer zu 100 Prozent, aber die Umsetzungsquote ist hoch."

    Viermal jährlich treffen sich die 54 Mitglieder zu ihrer Vollversammlung, diesen Herbst eben in Hamburg - wo neben den Prüfungsnoten an Hochschulen auch eine Weiterentwicklung der Rechtswissenschaften in Deutschland debattiert werden soll.

    "Die Rechtswissenschaft ist ein großes Fach. Mit sehr, sehr vielen Studenten. Es ist eines der klassischen Fächer, die Universität auch geprägt haben. Und die eben ganz besonders von diesen Herausforderungen betroffen sind: Denken Sie an die Internationalisierung des Rechts, Europäisierung. Und vor allem, was für uns relevant ist, auch die Verrechtlichung vieler gesellschaftlicher Prozesse."

    Die Herbsttagung des Wissenschaftsrates endet am Freitag. Dann werden auch die Ergebnisse veröffentlicht.