Während der ICE zur besten Kantinenzeit durch Brandenburg rollt, überkommt mich ein Bärenhunger. Das liegt weder an der pikant duftenden Käsestulle, in die mein Sitznachbar gerade genüsslich gebissen hat. Noch ist die Durchsage aus dem Bordbistro Schuld, die nun schon zum wiederholten Mal eine saftig-leckere Currywurst anpreist.
Der Magen knurrt zwar leise vor sich hin, doch mein Bärenhunger gilt dem Felltier, das dieser Tage in Berlin unterwegs ist: Mal auf allen Vieren, mal im aufrechten Gang erkundet es die leere Stadt, schmiegt sich an den gekachelten Pfeiler in einer orangefarbenen Unterführung, streunt zu später Stunde um das Reichstagsgebäude herum, steht in putziger Erdmännchen-Pose in einer Paternoster-Kabine. Der Berlinale-Bär ist eindeutig ein Einzelgänger, wenn die Internationalen Filmfestspiele ihn auch als sogenanntes "Key Visual" tausendfach kopiert und damit wieder die ganze Stadt plakatiert haben. Der Bär scheint sehnsüchtig auf der Suche zu sein...nach einem Gleichgesinnten? Nach einem gemütlichen und übergroßen Kinosessel? Nach guten Filmen, die ihn für wenige Stunden sein einsames Bärendasein vergessen lassen? Mein menschlicher Bärenhunger wird erst ab morgen gestillt werden können: Dann beginnt die 67. Berlinale.