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Notre-Dame de Paris
"Man rekonstruiert, was war"

Vor einem halben Jahr stand die Kathedrale Notre-Dame in Paris in Flammen. Viel wurde seither für einen künftigen Wiederaufbau getan - dabei ist nicht einmal sicher, ob nicht doch noch der Einsturz droht.

Barbara Schock-Werner im Gespräch mit Michael Köhler |
Stahlgerüste am Chor und dem Dach von Notre-Dame stützen einsturzgefährdete Stellen des Bauwerks.
Noch einsturzgefährdet: Notre-Dame muss an vielen Stellen noch abgestützt werden (picture alliance / Olivier Boitet / MAXPPP / dpa)
An einen Wiederaufbau der Kathedrale sei auch ein halbes Jahr nach der Brandkatastrophe noch nicht zu denken, sagte die ehemalige Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner im Dlf. Als Koordinatorin der deutschen Aufbauhilfe hält sie den Kontakt zu ihren französischen Kolleginnen und Kollegen.
Nach wie vor sei der Erhalt des Gebäudes nicht gesichert – auch, weil noch nicht das gesamte Mauerwerk und alle Gewölbeteile vollständig ausgeglüht sind: "Manche Teile sind angebunden, oder abgenommen. Aber es kommen aus den noch stehenden Gewölben immer noch Teile runter, und man weiß auch nicht, ob die Gewölbe, die noch oben sind, auch oben bleiben. Noch darf niemand unter die Gewölbe und niemand auf die Gewölbe."
Erst sichern, dann aufbauen
Deswegen werde nach wie vor vor allem gesichert, so die Architektin in "Kultur heute". Parallel fänden Untersuchungen dazu statt, wie tragfähig die ausgeglühten Steine noch sind. Mit dem Beginn des Wiederaufbaus sei nicht vor Herbst 2020 zu rechnen. Dann erst könne auch die praktische deutsch-französische Zusammenarbeit beginnen, sagte Schock-Werner. Schon jetzt stelle aber beispielsweise die Universität Bamberg jene Daten zur Verfügung, die sie beim Scannen der Querhäuser von Notre-Dame vor einigen Jahren gewonnen hat.
Die Gesamtsanierung der Kirche werde danach mindestens zehn Jahre dauern. Deutschland habe bereits angeboten, die Kosten für die Reinigung und Restaurierung eines Teils der 40 beschädigten sogenannten Obergaden-Fenster zu übernehmen: "Die Franzosen müssen sagen, was passieren soll – und dann können wir helfen."
Historische Rekonstruktion
Die Frage, ob die Kirche historisch rekonstruiert werden oder - wie ebenfalls diskutiert - um einen modernen Dachturm ergänzt werden soll, stellt sich nach Ansicht der deutschen Denkmalpflegerin nicht:
"Intern ist es, glaube ich, längst geregelt: Die Kirche wird nachher so aussehen wie vorher. Sowohl der Architekt als auch die UNESCO haben sich eindeutig dafür ausgesprochen. Der Vierungsturm von Viollet-le-Duc ist ein Kunstwerk, das rekonstruiert wird. Das andere läuft noch so offiziell, aber ich glaube, eigentlich ist es längst entschieden: Man rekonstruiert das, was war."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.