Hochwasser in Europa
Notstand in Italien verhängt - Vorbereitungen in Brandenburg

In mehreren Ländern Europas ist die Hochwasserlage weiterhin angespannt. Während im Landesinneren von Polen das Schlimmste möglicherweise vorüber ist, wächst die Anspannung in Brandenburg am deutsch-polnischen Grenzfluss Oder. In Italien verhängte die Regierung für zwei Regionen den Notstand und versprach Millionen-Hilfe. Die rechtspopulistische Ministerpräsidentin Meloni zog sich mit einem umstrittenen Selfie den Unmut der Bevölkerung zu.

    Luftaufnahme der norditalienischen Stadt Lugo, in deren Straßen schmutzig-braunes Wasser zu sehen ist.
    In den Straßen der norditalienischen Stadt Lugo in der Region Emilia-Romagna steht schmutzig-braunes Wasser. (picture alliance / abaca / Fotogramma / IPA / ABACA)
    In einer Sondersitzung beschloss die Regierung in Rom, den Regionen Emilia-Romagna und Marken insgesamt 24 Millionen Euro Soforthilfe zu gewähren. Dort standen wegen des tagelangen Regens zahlreiche Straßen unter Wasser. Insgesamt mussten mehr als 2.500 Menschen aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht werden. Betroffen sind Städte wie Bologna, Modena und Ravenna, aber auch das viel besuchte Strandbad Rimini an der Adria, wo die Hauptsaison erst vor einigen Tagen zu Ende gegangen ist. In der Emilia-Romagna wurden manche Menschen bereits zum dritten Mal innerhalb eines Jahres Opfer von Hochwasser.

    Kritik an Meloni wegen Selfie mit Mel Gibson

    Zwar beruhigte sich die Lage im Laufe des Wochenendes und der Regen ließ nach. Doch vielerorts zeigte sich erst jetzt das ganze Ausmaß der Schäden. Viele am Straßenrand abgestellte Autos sind nicht mehr zu benutzen, große Mengen Schlamm und sonstiger Dreck blieben zurück.
    Regierungschefin Meloni geriet in die Kritik, weil sie einer Sondersitzung ihres Kabinetts zum Hochwasser fernblieb und stattdessen auf Instagram ein Selfie postete, das sie strahlend mit dem Hollywood-Star Mel Gibson zeigt.

    Weiterhin keine Entwarnung in Polen

    Auch eine Woche nach dem verheerenden Sturmtief "Boris", das weite Teile Mittel- und Osteuropas mit Starkregen und Überschwemmungen heimsuchte, ist die Situation in mehreren Ländern weiterhin angespannt. Ganze Städte wie Klodzko in Polen und Jesenik in Tschechien waren nach dem Bruch von Dämmen überflutet und verwüstet worden. In den Hochwassergebieten kamen mindestens 24 Menschen ums Leben. Die Schäden in den betroffenen EU-Staaten gehen in die Milliarden.
    Polen steckt nach den Worten von Ministerpräsident Tusk noch immer "mitten in den Schutz- und Rettungsmaßnahmen". Nach Einschätzung des Instituts für Meteorologie und Wasserwirtschaft (IMGW) könnte sich die Lage in den weiter flussabwärts gelegenen Oder-Städten Glogow und Nowa Sol besorgniserregend entwickeln. Der Höchststand der Oder wird dort am Montagmorgen erwartet.

    Vorbereitungen auch in Brandenburg

    Die Oder bildet in ihrem letzten Abschnitt den Grenzfluss zwischen Deutschland und Polen. Auf beiden Seiten bereiten sich die Behörden auf das nahende Hochwasser vor. So errichten Freiwillige und Rettungskräfte in der Woiwodschaft Lebus, die im Westen an Brandenburg grenzt, provisorische Schutzwälle. "Wir nehmen jeden Sandsack, den wir noch finden können", sagte Woiwodschaftspräsident Cebula der Agentur PAP.
    Auch die Kommunen entlang der Oder in Brandenburg bereiten sich wegen des erwarteten Hochwassers auf Überschwemmungen vor. Ein Sprecher der Stadt Frankfurt (Oder) sagte, die verstärkten Vorbereitungen am nördlichen Teil der Oder-Promenade hätten begonnen, es gebe aktuell aber keine Veränderungen bei der Lagebeurteilung. Der Pegelstand in der Grenzstadt lag am Sonntagnachmittag bei 4,30 Metern. Im Normalzustand sind es etwa 2,10 Meter. Es gilt Alarmstufe 1.
    Laut Pegelportal des brandenburgischen Landesamtes für Umwelt soll für Frankfurt (Oder) am Dienstag die Alarmstufe 3 erreicht werden, am Mittwochabend dann die höchste Stufe 4. Die Prognose ist aber mit Unsicherheiten behaftet. Richtwert für das Ausrufen der Alarmstufe 4 ist ein Pegelstand in Frankfurt (Oder) von 6 Metern.

    Donau-Pegel Zehn-Jahres-Höchststand

    In der ungarischen Hauptstadt Budapest hat das Hochwasser nach dem Sturmtief "Boris" einen Zehn-Jahres-Höchststand erreicht. Das Hochwasser erreichte am Samstag die Stufen des direkt an dem Fluss gelegenen Parlaments, begann dann aber wieder zu sinken. Regierungschef Orban sagte, noch stünden den Menschen in Ungarn einige "schwierige Tage" bevor, in denen "die Flut kontrolliert" werden müsse.
    Diese Nachricht wurde am 22.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.