Die Social-Media-Posts einiger Bundesliga-Profis hat nach dem Angriff der Hamas auf Isreal die Vereine auf Trab gehalten und für viel Aufsehen und Kritik gesorgt. So hatte der marokkanische Fußball-Nationalspieler Noussair Mazraoui, in Diensten des FC Bayern München, bei Instagram mehrere Posts geteilt, mit denen er seine Solidarität mit der Hamas ausdrückte. So wünschte Mazraoui den Palästinensern unter anderem den Sieg über Israel.
Richtige Konsequenzen musste der Spieler nicht fürchten. Er bleibt im Kader des FC Bayern. Dies kommunizierte der Klub auf seiner Website, nach einem "ausführlichen und klärenden Gespräch" mit dem Spieler.
El Ghazi sprach Israel das Existenzrecht ab
Anders die Situation beim Mainzer Stürmer Anwar El Ghazi. Dieser hatte Israel in einem Post das Existenzrecht abgesprochen. "Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein", schrieb er. Sein Verein zog Konsequenzen und stellte den Spieler frei. Auch Yusuf Kabadayı, deutscher U20-Nationalspieler und derzeit vom FC Bayern an Schalke 04 verliehen, geriet in die Kritik. Er postete ein Foto bei Instagram mit der Aufschrift: "I stand with Palestine", löschte es aber kurze Zeit später. Und bat um Entschuldigung.
Viele sind sich ihrer enormen Reichweite nicht bewusst
Ein Problem sei, dass sich viele Fußballer ihrer enormen Reichweite in sozialen Medien nicht bewusst seien und es sich bei derartigen Posts auch nicht um eine Privatmeinung handeln würde. "Wenn ich etwas online poste und habe Millionen Follower, dann ist das eben etwas anderes, als ob ich im kleinen Kreis eine Privatmeinung äußere. Dann muss man sich den Konsequenzen im öffentlichen Raum, was es ja dann ist, bewusst sein und auch damit rechnen, dass gegebenenfalls auch Gegenreaktionen kommen, die kritisch in Frage stellen, was ich da sage", sagte die Philosophin und Ethikerin Judith Simon im Deutschlandfunk.
"Die Reichweite spielt eine große Rolle dafür, welche Verantwortung man trägt, für die Aussagen, die man trifft. Gerade Fußballer haben eine Vorbildfunktion und diese Vorbildfunktion sollte dazu führen, dass man ein bisschen genauer darüber nachdenkt, was man sagt", führte sie weiter aus.
Trennlinie zwischen privatem Raum und öffentlicher Meinung aufgeweicht
Durch die sozialen Medien sei die Unterscheidung zwischen privatem und öffentlichem Raum aufgeweicht worden, sagte die Wissenschaftlerin der Uni Hamburg. Man müsse aber auch immer unterscheiden, wo die Trennlinie zwischen Meinungsfreiheit, Hassrede und einem Aufruf zur Gewalt sei. Die Vereine tun sich dabei nicht leicht mit den Konsequenzen für ihre angestellten Fußballer.
Simon betonte, es könne auch keine Lösung sein, den Spielern ein Sprechverbot zu erteilen. Sie riet dazu, als bekannter Sportler mit großer Followerschaft in den sozialen Medien besser erst einmal innezuhalten und nicht das erste, was in den Sinn kommen mag, zu posten. Die Spieler sollten vorher "einmal überlegen, was die Konsequenzen meiner Äußerungen sein könnten", sagte sie.
Die Aussagen von Fußballern würden laut der Ethikerin bei jungen Nutzerinnen und Nutzern sehr viel ernster genommen. Zudem seien nuancierte Beiträge online in den sozialen Medien nicht gut abzudecken. Man müsse daher als Athlet sehr viel vorsichtiger agieren.