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Novemberpogrome vor 80 Jahren
"Ein in der deutschen Geschichte einzigartiger Vorgang"

Für die Novemberprogrome 1938 werde es nie einen Begriff geben, der adäquat beschreibe, was Juden damals widerfahren sei, so der Präsident des Deutschen Historischen Museums, Raphael Gross, im Dlf. Wichtig sei, dass die Dimension deutlich würden: Inzwischen gingen Historiker von über 1.300 Toten aus.

Raphael Gross im Gespräch mit Birgid Becker |
    SA-Männer
    Die NSDAP deklarierte die Gewaltwelle der Novemberprogrome als spontanen Akt des Volkszorns - sie waren jedoch reichsweit koordiniert (picture alliance / dpa )
    "Praktisch überall im ehemaligen Deutschen Reich, im Herrschaftsgebiet des Nationalsozialismus, fanden Ausschreitungen, fanden Morde unter den Augen der Öffentlichkeit statt", so Raphael Gross, Präsident des Deutschen Historischen Museums. Insofern sei das einzigartiger Vorgang in der deutschen Geschichte.
    Für Juden und Jüdinnen habe dieses Datum eine absolute Zensur dargestellt. Danach sei es für Juden nicht mehr um Auswanderung, sondern um Flucht aus Deutschland gegangen - "und Flucht ist etwas vollkommen anderes als Auswanderung".
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
    Stichwort Novemberprogrome von 1938
    Die Novemberpogrome von 1938 waren eine vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Zerstörung von Einrichtungen jüdischer Bürger im gesamten Deutschen Reich.

    Nach unterschiedlichen Schätzungen wurden in der Zeit vom 7. bis 13. November 1938 im damaligen Reichsgebiet zwischen 400 und 1.300 Menschen ermordet oder in den Selbstmord getrieben. Über 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie Tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Rund 30.000 Juden wurden in Konzentrationslager verschleppt.

    Mit dem auch als "Reichskristallnacht" bezeichneten Pogrom begann eine neue Phase der Verfolgung und Diskriminierung, die im Holocaust - der Deportation und Vernichtung von mehr als sechs Millionen Juden in Konzentrationslagern - endete.
    Quelle: KNA