Obwohl es gleichzeitig auch der Abend seines 50. Geburtstages war, gab es für Preisträger Navid Kermani im Kölner Gürzenich, kein Ständchen, wie Gastgeber Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, direkt zu Beginn klarmachte:
"Wir schätzen die Musik, viele Musiker haben auch schon diesen Staatspreis des Landes erhalten, aber heute geht es um das Wort. Heute feiern wir das Wort."
Intellektueller mit Alltagsrelevanz
Und ehren einen Schriftsteller, für Laschet einen Intellektuellen mit Alltagsrelevanz. Die rund 600 Gäste an diesem Abend bekamen gut zwei Stunden lang viele Worte zu hören – nicht nur von Laschet, aus Büchern Kermanis, vom Preisträger selbst, sondern auch von Wolfgang Schäuble. Der Bundestagspräsident lobte nicht nur die Persönlichkeit des Preisträgers:
"Kermani ist ein Intellektueller und er ist politisch engagiert, er mischt sich ein, davon gibt es in unserem Land nicht zu viele. Wir brauchen sie aber mehr denn je."
Er würdigte dessen Verdienste, auch und gerade im Zuge der großen Flüchtlingsbewegungen:
"Einbruch der Wirklichkeit, nennt Kermani das. Seine Reisereportagen durch Europa, seine Erfahrungen auf dem Flüchtlingstreck, die bringen uns Flucht und Migration nahe und die vielfältigen Gründe dafür."
Sondern ergänzte auch einen seiner bekanntesten Sätze, einst gesagt bei der Gründung der Islamkonferenz:
"Ihre Einrichtung folgte einzig, dass der Islam ein Teil Deutschlands ist. Das ist die Wirklichkeit. Punkt. Und mit ihr haben wir heute und zukünftig umzugehen. Nicht anders verhält es sich mit Flucht und Migration, sie gehört zur Wirklichkeit der Globalisierung. Von dieser Realität aus, haben wir Politik zu gestalten."
Höchste Zeit nationale Egoismen zu überwinden
Es blieb der Abend des Wortes – was natürlich auch für den Preisträger selbst galt. Kermani lobte in seiner Rede nicht nur das Gemeinwesen, sagte aber auch, …
"…Politik berührt unmittelbar unser Leben, aber ob wir nun in Deutschland diese oder jene Regierung bekommen, das ist – zum Glück – alles keine Frage mehr von Krieg und Frieden, von Freiheit oder Unfreiheit, das ist nicht unseres Glückes Unterpfand."
Dennoch sei es allerhöchste Zeit, die Lähmung und die nationalen Egoismen in Europa zu überwinden …
"….daher ist es schon auch ein Desaster, dass Deutschland, keine Antwort auf die Vorschläge Emmanuel Macrons gegeben hat und aufgrund der gescheiterten Sondierungsverhandlungen bis auf Weiteres nicht geben wird."
Einsatz von Schäuble und Reker als heldenhaft gelobt
Applaus für klare Worte, wobei der Moment des Abends für viele da schon ein paar Minuten zurücklag:
"Vor mir sitzen die Oberbürgermeisterin meiner Heimatstadt und der Präsident des Deutschen Bundestages, die um ein Haar ermordet worden wären."
Wandte sich Kermani direkt an Henriette Reker und eben Wolfgang Schäuble:
"Nicht nur in Diktaturen, auch im so gut behüteten Deutschland, kann Politik eine Frage von Leben und Tod sein. Und müssen wir dankbar sein, für Volksvertreter, die keine Sekunde lang mehr vergessen werden, was wichtig ist. Es ist keine kleine Sache, sondern heroisch, dass sie nicht verzagt haben, sondern ohne zu klagen, fortgefahren sind mit ihrem Amt."
Eindrückliche Worte – an einem Abend des Wortes.